01 - Wie Feuer im Blut
angerichtet hast?«
Damien
öffnete den Mund, um ihr zu antworten, bekam aber keine Gelegenheit dazu.
»Du
Heuchler! Du hast William damit gedroht, ihn umzubringen, wenn er es wagte,
mich vor der Hochzeit anzurühren ... du wolltest uns keine fünf Minuten
alleinlassen, aus Angst, mein guter Ruf könne sonst Schaden nehmen. Hast du
nicht William ständig daran erinnert, wie sehr man die Keuschheit einer Frau
schätzen und respektieren müsste? Eine unverheiratete Frau ist so hilflos.«
Damien
schlug die Beine übereinander und lachte schroff. »Ha - hilflos!«
erwiderte er sarkastisch. »Bonnie ist so hilflos wie eine Wildkatze. Sie hätte
mich ja ohne weiteres zurückweisen können.«
»Und
was hätte ihr das geholfen? Du hast ihr sicher irgendeinen Blödsinn erzählt.
Vermutlich etwas typisch Männliches wie: >Ich kann nicht länger warten,
Liebling. Ich liebe dich schon so lange, und wenn du mich jetzt lässt, werde
ich dir das nie vergessen und immer gut zu dir sein.<«
»Vorsicht,
Schwesterherz«, sagte er mit seidenweicher Stimme. »Ich habe weder meinen
Verstand noch meine Beherrschung verloren.«
In
Kates Augen blitzte ein amüsierter Punkt, und sie erwiderte ärgerlich: »Es ist
doch offenkundig, warum sie dich nicht zurückgewiesen hat. Sie ist in dich
verliebt, Damien.«
Damien
sprang auf, ging ein paar Schritte, drehte sich wütend um und knurrte: »Meine
liebe, naive Schwester - sie verabscheut mich und lässt keine Gelegenheit
aus, mir das zu zeigen. Ich habe am Arm eine Narbe, die beweist, wie sehr sie
in mich verliebt ist. Sie hat mich mit einem Brieföffner angegriffen.«
»Die
Grenze zwischen Liebe und Hass ist fließend.«
Damien
musterte seine Schwester - ihre blitzenden Augen, ihren energischen
Gesichtsausdruck. Er hatte stets ihren Mut bewundert. Nun wurde ihm jedoch
bewußt, dass er eben diese Eigenschaften, die er an Kate so bewunderte, in
Bonnies störrischem Verhalten wiederfand.
Ohne
noch ein Wort zu Kate zu sagen, lief Damien zum Haus.
Bonnie stand am
offenen Fenster. Der Wind zerrte an ihrem Haar, und die untergehende Sonne
überzog ihr Gesicht mit einem roten Schimmer. Sie drückte die Spieldose an ihre
Brust.
Sie musste
seine Gegenwart an der Tür gespürt haben, denn sie drehte langsam den Kopf und
betrachtete ihn empört.
Ihr
Anblick machte ihn schwach, und er verspürte den nahezu unbezähmbaren Drang,
sie zu berühren und in die Arme zu nehmen. Dabei hatte er so sehr gehofft, dass
die Zeit und die räumliche Trennung seine Leidenschaft für sie gedämpft hätte.
Auch die Tatsache, dass er inzwischen ihr Vormund geworden war, änderte nichts
daran, dass er sich nach ihr verzehrte.
»Was
ich vorhin gesagt habe, war ernst gemeint«, verkündete Bonnie. »Ich gehe.«
Er sah,
wie sich ihre Finger um die Spieldose spannten, und sagte: »Gefällt dir mein
Geschenk nicht?«
Sie
hielt die Dose noch eine Sekunde fest, dann stellte sie sie auf dem
Fensterbrett ab. »Ich möchte es nicht. Wenn Sie glauben, dass Sie mich mit
solchen Kinkerlitzchen vergessen lassen können, was Sie mir angetan haben,
irren Sie sich. Ich gehe, und nichts kann mich davon abbringen.«
Damien
holte tief Luft und fragte leise: »Wohin willst du?«
»Nach
York.«
»Was
möchtest du dort tun? Fußböden schrubben?«
Bonnies
Unterlippe bebte, und sie schwieg lange, während Damien dachte: Geh doch. Geh,
du seltsames, schönes Kind, und gib mir meinen Frieden zurück. Ich bin es leid,
dieses unnatürliche Begehren nach dir noch länger zu verleugnen oder zu
bekämpfen.
»Nichts,
was Sie sagen, kann mich hier festhalten«, fuhr Bonnie schließlich fort, und
Damien fragte sich, warum sie so zaghaft sprach.
Er ging
zum Bett und starrte auf die Tasche, die dort stand. Plötzlich bewegte sich die
Tasche, als würde etwas von innen gegen die Seitenflächen stoßen. Sie schwankte
hin und her, kippte schließlich um, und das karamellfarbene Kätzchen rollte wie
ein kleiner Pelzball über das Bett und landete vor Damiens Füßen auf dem Boden.
Er bückte sich und hob das Kätzchen auf.
Bonnie
stand immer noch reglos am Fenster und sah ihn fragend und ängstlich zugleich
an.
»Warum
schaust du mich so an?« fragte er.
»Ich
habe sie nicht gestohlen«, flüsterte sie. »Sie haben mir die Katzen geschenkt.«
Damien
kraulte das Kätzchen hinter den Ohren, und spürte, wie der kleine warme Bauch
vibrierte. Er ging zum Fenster und merkte, dass man von dort aus die Bank sehen
konnte, auf der er mit Kate gesessen
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