01 - Wie Feuer im Blut
Luft roch angenehm frisch, die Gärten zeigten
eine Farbenpracht, die ihr den Atem verschlug.
Miles
führte sie schweigend zu den Ställen. Aber er wirkte erwartungsvoll und
aufgeregt.
»Was soll das? Warum
diese Hast?« frage Bonnie.
»Sie
werden schon sehen.« Er zog sie durch die Stalltür und blieb dann stehen.
»Jetzt sagen Sie mir, was Sie denken.«
Sie
starrte die schlanke schwarze Stute an - ein verkleinertes Abbild von
Gdansk. Sie mochte ihren Augen kaum trauen.
»Nun?«
meinte Miles lachend. »Gefällt sie Ihnen, Bonnie?«
»Sie
ist schön.«
»Und
feurig. Sie wird Gdansk prächtige Fohlen schenken.« Er nahm Bonnies Hand und
zog sie zu der Stute. Dann fasste er sie um die Taille und hob sie mühelos in
den Sattel. »Sagen Sie mir endlich, was Sie von ihr halten, Bonnie.«
Bonnie
strich mit der Hand über das schimmernde Fell am Hals des Pferdes und dann über
die frischgestriegelte Mähne. Ihre Augen glänzten.
»Sie
ist die schönste Stute, die ich jemals gesehen habe.«
»Ha!«
Miles schüttelte die Faust gegen die Decke, fasste dann nach Bonnies Hand und
sagte: »Sie gehört Ihnen, Bonnie.«
Bonnie
sah in stirnrunzelnd an.
Er
lachte wieder. »Das ist mein Ernst.«
»Aber
... «
»Kein
Aber. Das ist meine Art, Ihnen danke zu sagen. Denn Sie haben meine Rückkehr
nach Braithwaite zu einem freudigen Ereignis gemacht, das sonst mit einem
Debakel geendet hätte. Sie haben mir etwas gegeben, auf das ich mich jeden Tag
freue, und dafür werde ich Ihnen ewig dankbar sein.«
Bonnie
sah Miles noch immer aus großen Augen an. Sie konnte nicht glauben, was sie hörte.
Miles
warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. Dann nahm er ihre Hand, die auf
ihrem Schenkel ruhte, und drückte sie liebevoll. »Himmel, Mädchen, wenn Sie
wüssten, wie schön Sie sind. Ich wünschte, ich könnte Ihnen zehn solcher
Pferde schenken, wenn Sie mich jedes Mal so anschauen wie jetzt.«
»Es ...
es ist Ihnen ernst damit?«
»Ich
schwöre es bei meinem Leben, Bonnie. Sie gehört Ihnen, und Sie können sie so
oft und so viel reiten, wie Sie möchten.«
Sie
kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe und fragte dann: »Haben Sie das getan,
um Damien zu ärgern? Wenn das so ist, will ich die Stute nicht haben.«
Miles
trat einen Schritt zurück und dachte zum ersten Mal über seine wahren Motive
nach. Vor
einem Monat hätte er wohl das Pferd noch für Bonnie gekauft, um Damien bis aufs
Blut zu reizen; aber jetzt? Er gestand sich ein, dass dies nicht der wahre
Grund war, und lächelte.
»Damien
hat nicht das geringste damit zu tun«, behauptete er.
Bonnie
schloss die Augen, und das Gefühl, das sie nun durchströmte, machte sie fast
schwindlig. Sie lächelte und lachte kurz darauf so fröhlich, dass der Stall von
diesen melodiösen Tönen erfüllt war und ein paar Stallburschen sie neugierig
betrachteten.
Endlich
hatte sich ihre Freude so weit gelegt, dass sie Miles gestehen konnte: »Ich
weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
»>Danke<
würde mir genügen.«
»Oh,
das finde ich nicht. Das ist ein großartiges Pferd, und das verlangt auch eine
angemessene Anerkennung. Aber ich habe nichts anzubieten ... «
»Sie
haben Ihre Freundschaft«, unterbrach er sie und umschloss ihre Hand fester.
»Es macht verdammt einsam, das Schwarze Schaf in der Familie zu sein. Seien Sie
mein Freund. Das ist alles, worum ich dich bitte.«
Ohne
nachzudenken, streckte sie den Arm aus und legte die Hand auf seine Wange. Dann
spürte sie seine Arme um ihre Taille, und sie glitt aus dem Sattel. Miles
drückte sie so heftig an sich, dass sie kaum Luft bekam. Sie lachte wieder und
genoss seine Umarmung und die Wärme seiner Freundschaft. Es war schon so lange
her, so unglaublich lange, dass sie ...
Im
nächsten Moment wurde Bonnie ins Heu geschleudert. Sie schrie auf und
erschreckte die Stute, die nervös zur Seite tänzelte. Bonnie beobachtete
verblüfft, wie Damien die Aufschläge von Miles Jacke packte, ihn hochhob und
gegen
Stallwand
warf.
»Hören
Sie auf!« schrie Bonnie.
»In der
Tat«, sagte Miles mit fester Stimme, »haben Sie den Verstand verloren, Mylord?«
»Keineswegs«,
erwiderte Damien streng. »Ich habe dich vor zwei Wochen gewarnt, dass ich dich
töten werden, wenn du sie anrührst.«
Bonnie
erhob sich langsam.
Seinen
Blick auf Damiens Gesicht gerichtet, sagte Miles lächelnd: »Du hast also vor,
mich umzubringen?«
»Ja.«
»Vor
dem Mädchen?«
Damien
sah sich rasch um. »Geh«, sagte er, »mit dir rede ich
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