010 - Satansmesse
war immer noch verquollen und blutverschmiert. Er wirkte abgekämpft, und es würde einige Zeit dauern, bis er wieder voll in Form war.
Ben knüpfte langsam die Handfesseln auf und wickelte die Angelschnur ab.
»So, Frank, jetzt können Sie die Fußfesseln selber abnehmen. Dann können Sie sich gleich ein bisschen bewegen. Ihre liebe Mutter möchte Sie sobald wie möglich zu Hause sehen. Sie wird Sie ein wenig verprügeln, hat sie mir versprochen. Sie müssen sich beeilen, nach Hause zu kommen, denn wenn Sie nicht rechtzeitig erscheinen, holt Beezrah Sie ab.«
Frank fuhr aus seiner gebückten Stellung auf und sah Ben betroffen an. Dann bückte er sich wieder und knotete ungeduldig seine Fußfessel auf. Bald stand er frei da und wandte sich sofort zur Tür. Er lief die Kellertreppe hinauf und ging zur Haustür, die Ben offen gelassen hatte. Auf der Straße sah er sich kurz um, in die Richtung, in der er den blauen Ford stehengelassen hatte.
Ben blickte ihm nach. Als Frank um die Ecke bog, schloss er seine Haustür ab, ging über die Straße und betrat das Haus der Nachbarin. Es roch nach Kaffee und Toast. Aber Ben war in Gedanken bei dem, was Carl Hendricks ihm am Telefon gesagt hatte. Er fühlte sich hilfloser denn je.
»Beezrah«, flüsterte er, »Beezrah, entsetzlich!«
Beverley hatte inzwischen den Tisch gedeckt und ein gutes Frühstück zubereitet. Sie saßen bereits und hatten zu essen begonnen, als Carl vor dem Haus vorfuhr. Jason und Ben sahen vom Fenster aus, dass der dicke, große Mann etwas in den Händen trug, das ihm sehr hinderlich beim Aussteigen war. Aber schließlich stand er auf der Straße. Er gab der Wagentür einen Stoß mit dem Knie und eilte dann auf die Haustür zu.
Ben ging ihm entgegen und sah, dass er einen dicken Lederfolianten trug. Es war anscheinend ein sehr altes Buch, das Carl in der Bibliothek gefunden hatte. Die beiden Männer sahen einander an, und Carl nickte Beverley zu, die aus der Zimmertür herausschaute.
»Kommen Sie herein, Carl, das Frühstück ist gerade fertig.«
»Vielen Dank, Beverley, aber zuerst möchte ich Ihnen Ihren Mann entführen. Oder müssen Sie erst frühstücken, Ben? Ich kann solange warten.«
»Nein, kommen Sie! Beverley«, rief er seiner Frau zu, »Ihr bleibt hier, denn hier seid ihr alle sicher! Wir gehen in mein Arbeitszimmer hinüber.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, traten sie auf die Straße hinaus und gingen zu Bens Haus hinüber. Ben schloss auf, und gleich darauf saßen sie sich im Arbeitszimmer gegenüber.
»Fangen Sie erst einmal an, Ben«, sagte Carl bestimmt. »Was haben Sie bei der Familie Emerly herausgefunden? Waren Sie überhaupt dort?«
»Ja, ich war in dem Haus in den Bergen, das sie bewohnen. Völlig abseits gelegen, nichts als Wälder ringsherum. Kein Mensch fährt je dort hinauf.«
»Hat Harry Sie freiwillig mitgenommen?«
»Nicht ganz, aber ich habe ihm gesagt, dass sein Bruder Frank in meinem Keller sitzt. Sie wollten natürlich vermeiden, dass ich ihn der Polizei übergebe, darum haben sie nachgegeben.«
»Sind die drei, die wir kennen, die ganze Familie?«
»Nein, da ist noch ein junges Mädchen. Es heißt Barbie. Scheint nicht ganz richtig im Kopf zu sein, denn es spielt wie ein Kleinkind mit den Händen. Es hatte auch meistens einen völlig leeren Blick. Nur einmal habe ich Ausdruck in seinen Augen gesehen, aber das war nur ein kurzes Aufblitzen.«
»War die alte Frau sehr aggressiv gegen Sie?«
»Ja, ziemlich. Aber ich habe herausbekommen, dass sie die Fäden in der Hand hält. Frank ist nur ein dummer Junge in ihren Augen, und sie hält anscheinend nicht viel von ihm. Harry ist ihr Liebling, aber sie hält ihn auf Abstand. Er hat Angst vor ihr, seit sie imstande ist, den Geist herbeizurufen. Mir schien, als habe er bereits genug von allem und möchte am liebsten wieder seine Ruhe haben. Aber er wagt nicht, es auszusprechen.«
»Ist Ihnen zufällig auch klar geworden, worum es geht? Welchen Plan hat die alte Frau? Was will sie erreichen mit Hilfe von Beezrah?«
»Das weiß ich nicht genau, aber ich vermute, dass es mit der Enkelin zu tun hat. Vielleicht hofft sie, mit Hilfe des Dämons den Geist des Mädchens zu wecken, der noch in ihm schläft. Aber wie gesagt, das ist eine reine Vermutung. Es wäre entsetzlich, und wir müssen es unbedingt verhindern, denn das junge Mädchen würde daran sterben.«
»Ja, so etwas gibt es, ich habe darüber gelesen. Sie glaubt wahrscheinlich, dass ein böser Geist
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