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010 - Satansmesse

010 - Satansmesse

Titel: 010 - Satansmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Graat
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mit denen sie Beezrah anrief.
    Ben blickte hinunter und sah, wie die Nackten näher an den Altar heranrückten. Sie fielen auf die Knie und bewegten ihre Körper zu dem Gesang der alten Frau. Einige von ihnen stimmten in die Worte ein, die anderen summten nur die einfachen Töne. Spürbare Spannung lag über der Versammlung. Trotz seines Rauschs bemerkte Ben jedoch, dass die Teufelsbeschwörer Dilettanten waren und nicht genau wussten, was von ihnen erwartet wurde. Dafür wusste es die alte Frau umso besser. Mit großer Ruhe sang sie die verschiedenen Anrufungen und ließ dabei kein Wort aus.
    Bisher hatte sie mit leiser Stimme gesungen. Doch plötzlich füllte sie ihre Lungen mit Luft und begann, laut und kraftvoll zu rufen und zu singen. Es war wie eine Fanfare, mitreißend und stark, so dass Ben vor Überraschung verstummte. Er spürte, dass ein ungeheurer Wille hinter dieser Anrufung stand.
    Ben nahm seinen Gesang wieder auf, musste aber nun auch lauter und energischer rufen, um sich gegen diese hypnotisierenden Klänge durchzusetzen. Er musste stark sein, um über Beezrah hinweg Janus’ Ohr zu erreichen.
    Plötzlich trat unten vollkommene Stille ein. Mrs. Emerly war auf die Knie gesunken und sah verzückt auf das Mädchen.
    »Sie kommt!« jubelte sie verhalten. »Sie kommt, sie ist schon ganz nahe. Haltet euch bereit. Sei getrost, Kind, sie wird von dir Besitz ergreifen, und dann wird sie in dir von allen diesen Männern Besitz ergreifen. Sie wird über dich und über uns herrschen, bis ich sie wieder in meinen Bann bringe. Dann wird sie uns dienen, bis ihre Zeit abgelaufen ist.«
    Ben blickte nach unten. Auch er spürte, dass der weibliche Dämon nahe war. Er spürte alle Kraft aus sich schwinden und gab sich ganz dem Anblick des nackten Mädchenkörpers hin. Er hatte nicht die Kraft, den Janusruf anzustimmen, um auch Janus an diesen Ort zu bannen.
    Aber Carl hatte sich aus dem hypnotischen Kreis heraushalten können. Er stieß Ben hart in die Seite, stimmte den Ruf an und zog dabei kräftig an der Schnur. Die Falltür öffnete sich lautlos, und heller Kerzenschein fiel von unten in den Raum. Ben erwachte wie aus einem Traum, stimmte in Carls Gesang ein und wiegte wieder den Körper, um dem Ruf mehr Kraft und Intensität zu verleihen.
    Mrs. Emerly wurde aus ihrer Trance gerissen und blickte mit schreckgeweiteten Augen zu der sich lautlos öffnenden Falltür hinauf. Sie hörte den Gesang von oben und wusste nicht, welcher Geist dort gebannt war oder gerufen wurde. Ihr Gesang wurde wieder lauter, fordernder und brach dann plötzlich ab.
    Gleißende Helligkeit, die in den Augen schmerzte, drang durch die Öffnung herauf, und gleichzeitig verbreitete sich ein stechender Schwefelgeruch.
    Gurgelnde Schreie waren von unten zu hören, Körper fielen zu Boden, und das Mädchen stöhnte durch seine Knebel.
    Ben merkte kaum etwas davon, denn er hatte sich mit aller geistigen Kraft und Energie, die er besaß, auf Janus konzentriert. Seine Muskeln zitterten vor Anstrengung, er sang laut und keuchte fast dabei. Dann warf er sich der Länge nach vor dem fünfzackigen Stern auf den Boden, sah mit einem Blick, dass Carl sich auch fallen gelassen hatte, und wurde auch schon von einer Hitzewelle überflutet. Die Gegenwart einer ungeheueren Kraft dicht über ihren Köpfen machte Ben schwindlig. Er hatte das Gefühl, fast nicht mehr vorhanden zu sein, zu einem Nichts zusammenzuschmelzen vor dieser Naturkraft des Bösen.
    Dann war es aus ihrer Nähe verschwunden. Die offene Tür und Beezrahs Anwesenheit hatten die beiden roten Gestalten vor dem Zorn des gewaltigen Janus gerettet. Er fuhr wie ein Blitz auf den Altar hinunter, und schreiend stoben die nackten Menschen auseinander, und flohen in die finstersten Winkel der Kirche.
    Glühender Wind erhob sich in der Kirche. Es tobte dort unten, als sei eine Horde wilder Teufel losgelassen. Kirchenbänke fielen krachend um, Menschen flogen durch die Luft, und Wesen mit unendlichen Kräften maßen sich aneinander, ohne Rücksicht auf ihre Umgebung. Ein dämonisches Gelächter erfüllte den Kirchenraum, das sich zu hysterischen Schreien steigerte und dann in trillerndes Lachen absank.
    Ben sträubten sich die Haare auf dem Kopf vor Entsetzen. Die beiden Dämonen jagten einander, und der heiße Wind wurde immer stärker. Die Mauern der Kirche begannen zu beben, das Dach ächzte unter einem wilden Sturm.
    Bisher hatte man nur Beezrah lachen hören. Nun schrie sie auf, und gleichzeitig schien

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