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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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auch nicht, daß der Herzog leise stöhnte.
    Clarisse verlor keine Zeit, obwohl es kurz vor dem Dinner war. Sie ließ die Kutsche vorfahren und stieg zwanzig Minuten später vor Waverly House wieder aus.
    Entschlossen eilte sie die breite Treppe des eleganten Gebäudes hinauf und fühlte sich entsetzlich elend. Dies war Philips Haus gewesen. Jetzt müßte es Dominick gehören. Statt dessen wohnte Matthew Fairhaven darin. Er hatte ihr Leben zerstört und den Tod verdient.
    Fairhaven hat das Personal übernommen, stellte Ciarisse fest, als der Butler die schwere Vordertür öffnete. Der alte Mann konnte seine Überraschung nicht verbergen und verbeugte sich höflich. „Mylady ..." sagte er.
    Clarisse hätte am liebsten losgeheult. Doch Tränen halfen ihr jetzt nicht weiter. „Ich möchte Fairhaven sprechen, Hen-drick", sagte sie. „Ist er da?"
    „Ja, er will gerade zu Abend essen." Der Butler nahm ihre Visitenkarte und führte Clarisse in den Salon. Er verzog keine Miene über den seltsamen Besuch zu dieser unpassenden Uhrzeit.
    Ciarisse erschauderte unwillkürlich. Sie war seit mindestens zehn Jahren nicht in diesem Haus gewesen. Sie hatte das Landleben vorgezogen, während Philip lieber in London gewohnt hatte, wenn er nicht gerade auf Reisen in Übersee war.
    Der Salon war neu eingerichtet worden. Unwillkürlich fragte sie sich, ob Philip oder der junge Mann für die abscheulichen Veränderungen verantwortlich war. Die Stoffe waren für ihren Geschmack zu rot, die Goldtöne zu grell und die Teppiche viel zu bunt. Woher stammen die Mittel für all die wertvollen Bilder und Skulpturen? überlegte sie bitter. Offensichtlich hatte Philip viel Zeit und Geld in dieses Haus und sein Leben mit Fairhaven gesteckt.
    Fairhaven blieb auf der Schwelle stehen. „Guten Abend, Lady Waverly", sagte er höflich.
    Clarisse betrachtete den jungen Mann angewidert. Wie gut er aussah. Wie jung und vollkommen sein Köxper war. In seiner Gegenwart spürte sie plötzlich ihre Jahre und kam sich alt und unattraktiv vor. Sie sahen sich eindringlich an.
    Clarisse lächelte gequält. Sie verabscheute Fairhaven auf Anhieb, obwohl sie Philip nie für sich hatte haben wollen. „Endlich lernen wir uns persönlich kennen. Sie werden verstehen, daß ich nicht gerade glücklich darüber bin."
    Fairhavens Maske lüftete sich. „Und Sie werden verstehen, daß ich Ihnen weder eine Erfrischung noch einen Stuhl anbiete", antwortete er kalt, und seine Augen blitzten verärgert.
    „Ich lege keinen Wert auf Ihre Gastfreundschaft", fuhr Clarisse ihn an.
    „Das habe ich mir gedacht", sagte er. „Also, was wollen Sie von mir?"
    Clarisse sah ihn kühl an, obwohl ihre Hände zitterten. „Falsch. Die Frage muß lauten: Was wollen Sie von uns? Genauer gesagt: Was haben Sie vor?"
    „Haben Sie Angst?"
    „Ja", gab Clarisse zu. „Ich habe Angst, und ich bin sehr, sehr beunruhigt."
    „Es geschieht Ihnen recht, daß Sie leiden."
    „Wieso? Was habe ich Ihnen getan? Ich habe meine Augen stets vor Ihrem unschicklichen Verhältnis mit meinem Mann verschlossen - es einfach nicht beachtet!" rief sie.
    Tränen traten Fairhaven in die Augen. „Sie haben ihn unglücklich gemacht und ihn betrogen. Philip verabscheute Sie dafür. Er hat es mir immer wieder gesagt. Deshalb verabscheue ich Sie ebenfalls."
    „Und ich verabscheute Philip", antwortete Clarisse. „Mir blieb keine andere Wahl, als ihn zu heiraten. Ich wußte nichts von seiner Veranlagung."
    Eisiges Schweigen breitete sich im Zimmer aus.
    Endlich lächelte Clarisse gequält. „Nun, das spielt jetzt keine Rolle mehr. Philip ist tot. Was mich betrifft, bin ich sogar froh darüber."
    „Sie Luder!" schrie Fairhaven und wurde kreidebleich.
    Ciarisse mußte beinahe lachen. Endlich faßte sie sich und erklärte steif: „Nennen Sie mir Ihren Preis. Ich werde dafür sorgen, daß Dominick ihn zahlt."
    „Es gibt keinen Preis."
    Ciarisse schwankte ein wenig. „Das ist nicht gerade komisch."
    „Ich hatte nicht die Absicht, komisch zu sein", antwortete Fairhaven. Er war sehr blaß, und seine Hände zitterten unmerklich. „Ich habe Philip sehr geliebt. Um Geld geht es mir nicht."
    „Worum geht es Ihnen dann?"
    Fairhaven strich mit der Zunge über seine Lippen. „Um Gerechtigkeit." Er schluckte und hielt ihrem Blick stand. „Ich will nur Gerechtigkeit."
    Ciarisse erstarrte. „Das ist absurd."
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. „Nein. Philip verabscheute Sie, und er verabscheute Dominick. Er verabscheute

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