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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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wäre durchaus nicht unter meiner Würde gewesen. Rutherford wollte nicht, daß ich mich mit dir beschäftigte. Er hat mir bis heute nicht verziehen, daß ich mit Philip durchbrannte und wir ihn vor vollendete Tatsachen stellten."
    „Du liebe Güte", sagte Dominick verärgert. Er erinnerte sich sehr gut daran, daß seine Mutter nie dagewesen war, wenn er sie aus dem einen oder anderen Grund gebraucht hätte. Immer hatte es geheißen, sie wäre auf ihrem Zimmer. Selbst als er von seinem Pony gestürzt war und sich den Knöchel gebrochen hatte, war er von der Haushälterin, dem Butler und seinem Kindermädchen getröstet worden, aber nicht von seiner Mutter.
    „Dein Großvater kann ein ziemlicher Tyrann sein", sagte Ciarisse mit einem Anflug von Verärgerung.
    Dominick dachte an den Treuhandfonds. „Ja, das stimmt."
    „Woran denkst du gerade?" fragte Ciarisse und beobachtete ihn aufmerksam.
    „Ich denke an den Treuhandfonds", antwortete Dominick wahrheitsgemäß. „Kennst du die Klausel?"
    „Welche Klausel?"
    „Rutherford wünscht sich einen Urenkel. Wenn ich einen Sohn mit Anne zeuge, fällt Waverly Hall an mich zurück", erklärte Dominick, ohne die Miene zu verziehen.
    Ciarisse wurde kreidebleich. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder sprechen konnte.
    „Er hat den Verstand verloren! Das ist absurd!"
    „Ja, es ist absurd."

    „Wirst du es tun?" fragte Ciarisse schrill.
    „Falls ich beschließe, mit meiner Frau zu schlafen, geschieht es aus rein persönlichen Gründen und hat nichts mit dem Treuhandfonds zu tun", sagte Dominick matt.
    „Du hast bereits einen Sohn. Er ist ein hübscher, intelligenter Junge. Laß dich zu nichts zwingen, was du nicht willst." Sie war den Tränen nahe. „Ich verstehe das nicht. Weshalb versucht der Herzog mit allen Mitteln, dich mit dieser Frau zusammenzubringen? Was denkt er sich dabei?"
    „Seiner Ansicht nach habe ich Anne nicht richtig behandelt."
    „Sie ist zu Unrecht hier, nicht du. Wenn wir sie nur endlich loswerden könnten", rief Ciarisse verbittert. „Wenn sie doch freiwillig gehen oder wie ihre Mutter einfach davonlaufen würde."
    Dominick seufzte leise. „Wenn sie davonlaufen würde, müßte ich sie zurückholen, um keinen Skandal heraufzubeschwören."
    „Du hättest sie nicht heiraten dürfen", sagte Ciarisse.
    „Für Bedauern ist es ein bißchen zu spät."
    „Ja, das stimmt. Und eine Scheidung würde den Ruf der Familie endgültig vernichten." Sie küßte ihren Sohn auf die Wange. „Ich gehe wieder hinein. Bitte verabschiede dich von mir, bevor du morgen abreist."
    Dominick nickte. Er sah zu, wie Ciarisse die Terrasse überquerte und im Haus verschwand. Trotz seiner Sorgen empfand er eine Art Hochgefühl. Nicht im Traum hätte er geglaubt, daß er einmal solch ein Gespräch mit seiner Mutter führen würde.
    Was sollte er wegen Anne unternehmen? Vier Jahre hatte er getan, als wäre er nicht verheiratet. Jetzt, nachdem er nach Hause zurückgekehrt war - wenn auch nur für kurze Zeit -, mußte er einsehen, daß er diesen Schein nicht mehr aufrechterhalten konnte. Er hatte eine Frau, eine rechtmäßige Ehefrau aus Fleisch und Blut, die ihn zur Zeit verachtete, während er sich immer stärker zu ihr hingezogen fühlte. Anne war eine phantastische Frau. Wäre es so schlimm, ein richtiger Ehemann für sie zu sein?
    Dominick wandte sich ab und blickte seitlich über die Terrasse in die neblige Nacht.
    Er dachte an die kalte, lieblose Ehe seiner Eltern und an seine eigene einsame Kindheit. Sein Puls begann zu rasen. Vor langer Zeit hatte er geschworen, daß er niemals eine Frau nahe an sich heranlassen würde. Daß er für Anne sorgen mußte, war nur recht und billig. Das war ihm vor vier Jahren schon klargewesen. Doch damals wie jetzt hatte er furchtbare Angst, er könnte sich in sie verlieben. Und was dann?
    Es wäre erheblich besser, wenn er auf der Stelle wieder abreiste. Aber er war nicht bereit, Waverly Hall zu verlassen, noch nicht.
    Dichte Nebelschwaden zogen über den Rasen und hüllten das Haus beinahe ein.
    Anne hatte das Gebäude vor gut einer halben Stunde verlassen und war noch nicht zurückgekehrt. Wohin war sie gegangen?
    Wüßte er es nicht besser, würde er annehmen, daß sie sich mit jemandem getroffen hatte oder bei einem unerlaubten Stelldichein war. Niemand wäre auf die Idee gekommen, bei Nacht und diesem Nebel einen Spaziergang zu unternehmen.
    Entschlossen sprang Dominick über das Geländer, landete auf dem weichen Rasen und

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