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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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wahrscheinlich bekannt."
    Anne zuckte unwillkürlich zusammen. Ja, sie wußte von dieser Beziehung. Dominick hatte seit kurzem ein Verhältnis mit einer sehr berühmten französischen Schauspielerin. Die Frau galt als eine der größten Schönheiten, die je auf einer Bühne gestanden hatten. Verzweifelt versuchte sie, nicht ständig daran zu denken.
    „Viele Männer halten sich
    eine Geliebte."
    „Nicht alle."
    „Wäre unsere Ehe anders verlaufen, würde es mir vielleicht etwas ausmachen. So aber nicht", log Anne entschlossen.
    „Es tut mir leid, Anne", sagte Patrick mitfühlend.
    Anne seufzte leise. „Weshalb streiten wir uns eigentlich? Und weshalb verteidige ich Dominick?"
    „Ich weiß es nicht", antwortete ihr Vetter.
    „Mir tut es ebenfalls leid", sagte Anne unsicher. „Unsere Freundschaft ist mir sehr wichtig, Patrick."
    „Danke", antwortete er ernst.
    Anne lächelte ein bißchen gequält und legte die Hand auf seinen Arm. „Gehen wir zurück?"
    „Anne ..." Er rührte sich nicht von der Stelle. „Bevor wir umkehren, möchte ich dich dringend warnen. Bitte, vergiß nicht, was Dominick dir vor vier Jahren angetan hat.
    Mehr verlange ich gar nicht."
    Anne schluckte trocken. „Ich glaube kaum, daß ich die Vergangenheit vergessen kann, Patrick. Wichtiger noch: Ich kann sie ihm nicht vergeben."
    Dominick hatte Rutherfords Plan genau durchschaut. Wütend lief er auf die Terrasse und sah zu, wie der Nebel sich auf den Rasen legte und das Geländer hinaufkroch, auf dem er saß. Stumm fluchte er vor sich hin.
    Irgendwo in der Ferne blökte ein Schaf, und Kuhglocken läuteten. Rutherford war zu weit gegangen. Der Herzog behauptete zwar, er wollte Anne mit dem absurden Treuhandfonds nur für die letzten vier Jahre entschädigen. In Wirklichkeit ging es ihm darum, daß sein Enkel sich endlich wie ein richtiger Ehemann verhielt, einen Erben mit seiner Frau zeugte und dadurch die Zukunft des Herzogtums sicherte.
    Dominick verzog das Gesicht. Natürlich wollte Rutherford ihn auch bestrafen. Er hätte Anne ebensogut ein anderes Haus vermachen können. Doch er hatte gewußt, wie sehr der Verlust von Waverly Hall den Enkel treffen würde.
    Innerlich wehrte er sich gegen den Plan. Es wäre ein schmerzlicher Schlag für ihn, das Haus seines Vaters zu verlieren. Aber er würde es überleben. Er wollte keine normale Ehe mit Anne führen. Es ging ihm gegen die Natur, sich derart von seinem Großvater manipulieren zu lassen.
    Andererseits hatte Rutherford das Recht, einen legitimen Erben von ihm zu erwarten. Er, Dominick, legte keinen besonderen Wert darauf. Er hatte zwei außereheliche Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Den Sohn konnte er eines Tages offiziell anerkennen, wenn es sein mußte. Die beide Kinder waren gut versorgt. Er besuchte sie regelmäßig und hatte ihrer Mutter in der Nähe seiner Londoner Stadtvilla ein luxuriöses Haus eingerichtet. Julia Gaffner war beinahe fünf Jahre seine Geliebte gewesen.
    Der Instinkt riet Dominick, seinem Großvater zu trotzen und Anne Waverly Hall zu überlassen.
    Sobald das Testament seines Vaters morgen eröffnet war, würde er abreisen. Er würde zu seinem Landsitz Lyons Hill zurückkehren und viel Zeit mit seinen Kindern verbringen.
    Dominick fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Er verstand durchaus, daß Rutherford sich möglichst bald einen Urenkel wünschte. Nicht vergeben konnte er ihm jedoch die Taktik, mit der er sein Ziel erreichen wollte. Hätte der Großvater versucht, ihn in einem Gespräch zu überzeugen, wäre er, Dominick, möglicherweise nicht abgeneigt gewesen, ihm den Wunsch zu erfüllen. Schließlich war es keine unangenehme Pflicht, mit Anne zu schlafen.
    Andererseits hatte er das deutliche Gefühl, daß er sich ins eigene Fleisch schnitt, wenn er nicht nachgab.
    „Dominick?"
    Dominick zuckte heftig zusammen, als er die Stimme seiner Mutter hörte. Er drehte sich um und versuchte, Ciarisse durch die Dunkelheit zu erkennen. Sie stand auf der Schwelle der offenen Terrassentür und wirkte ätherisch und unglaublich schön. Sie trat nach draußen und zog ihren schwarzen Seidenschal enger um die Schultern.
    Eine weiße Katze, deren Fell fast dieselbe Farbe hatte wie der Nebel, strich schnurrend um ihre Fersen.
    „Hast du mich gesucht, Mutter?"
    „Ja." Sie zögerte unmerklich. „Wir hatten keine Gelegenheit, in Ruhe miteinander zu reden, solange die Gäste da waren."
    Dominick ging ihr entgegen. „Was kann ich für dich tun, Mutter? Wie kann ich dir

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