Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
Vom Netzwerk:
die schwere Zeit erleichtern?"
    Ciarisse wandte sich ab und sah hinaus in den Nebel. Er bedeckte den Boden und verringerte die Sicht auf wenige Meter. „Ich mache mir solche Sorgen, Dominick."
    Dominick wollte seine Mutter trösten. Er stand so nahe, daß er den Arm um sie legen konnte. Plötzlich sah sie ihn wieder an, doch er rührte sich nicht. „Worüber machst du dir Sorgen?"
    „Uber alles mögliche", gestand Ciarisse unbehaglich. „Ich sorge mich meinetwegen und auch um dich."
    Dominick erschrak. „Du brauchst dir meinetwegen keine Sorgen zu machen, und deinetwegen hast du ebenfalls keine Veranlassung dazu."
    „Weißt du von dem absurden Treuhandfonds, den Rutherford eingerichtet hat?"
    Dominick trat verärgert beiseite. „Ja."
    Ciarisse ging ihm nach und berührte seine Schulter. „Wa-verly Hall sollte dir gehören, Dominick", rief sie.
    „Ja, es sollte mir gehören. Zur Zeit gehört es jedoch Anne."
    „Dein Großvater ist zu weit gegangen. Er muß den Verstand verloren haben."
    „Ja, er ist erheblich zu weit gegangen, aber er ist nicht senil, Mutter. Er wußte genau, was er tat."
    „Ebenso wie Anne", ergänzte Ciarisse ungewöhnlich heftig.
    „Was soll das heißen?" fuhr Dominick auf.
    Ciarisse sah ihren Sohn flehentlich an. „Anne hat den Herzog jahrelang bearbeitet, Dominick. Und jetzt hat sie ihr Ziel erreicht. Sie ist Marchioness und besitzt das volle Verfügungsrecht über ein sehr reiches Landgut. Du glaubst doch nicht, daß Rutherford allein auf diese Idee gekommen ist?"
    „Doch, das tue ich." Dominick sah sie an und dachte über ihre Worte nach. „Was versuchst du mir beizubringen, Mutter?"

    Ciarisse errötete vor Zorn. „Deine Frau ist ein gerissenes Luder, Dominick! Es tut mir leid, daß ausgerechnet ich dir das sagen muß. Sie ist sehr klug und sehr intelligent.
    Du kannst es nicht wissen, denn du bist vier Jahre nicht hiergewesen. Anne hat die Zeit ausgezeichnet genutzt. Sie hat sich bei Rutherford beliebt gemacht und sich in sein Herz geschlichen. Er vergöttert diese Frau geradezu! Er glaubt, daß der Boden geheiligt wird, auf dem sie geht. Seiner Ansicht nach kann sie gar nichts Falsches tun. Er hat dir dein Erbe genommen und es ihr vermacht, Dominick. Er hat ihr direkt in die Hände gespielt."
    Dominick betrachtete seine Mutter verblüfft. Wie die meisten Angehörigen des Adels hielt Ciarisse Anne also auch für eine Titeljägerin und ein leichtfertiges Mädchen. Wenn er sich an die reinen Tatsachen hielte, käme er vermutlich zu demselben Schluß. Aber er kannte Anne ein wenig. Vor allem war ihm jene leidenschaftliche Nacht im Garten für immer im Gedächtnis haften geblieben, obwohl er sie nur zu gern vergessen hätte. Anne war so unschuldig und liebenswert gewesen. Und er hatte sich wie ein gemeiner Schuft benommen.
    „Ich glaube nicht, daß Anne so skrupellos ist, wie du meinst, Mutter. Auch nicht so klug."
    „Immerhin war sie klug genug, sich am Abend deiner Verlobung mit Felicity heimlich im Garten mit dir zu treffen. Sieh dir doch an, wohin es sie geführt hat!" rief Ciarisse aus.
    Dominick richtete sich ein wenig auf. „Es war auch meine Schuld, Mutter. Sogar noch mehr. Erstens hätte ich ihrer Einladung nicht folgen dürfen. Und zweitens hätte ich mich wie ein Gentleman benehmen sollen."
    „Ich nehme dir nicht übel, daß du ihr verfallen bist. Du bist ein Mann, Dominick.
    Männer sind seit Urzeiten von gerissenen Verführerinnen verleitet worden."
    Dominick feuchtete seine Lippen an. „Anne ist meine Frau, Mutter."
    „Verteidigst du sie etwa? Obwohl sie dich zu der Ehe gezwungen hat? Obwohl ihr dieses Haus jetzt gehört und obendrein eine Apanage, die einer Prinzessin würdig wäre?"
    „Die beiden letzten Dinge waren Rutherfords Entscheidung. "
    „Du kennst deine eigene Frau nicht", erklärte Ciarisse. „Sie herrscht hier wie eine Königin und verwaltet das Landgut ganz allein. Schon lange bevor Rutherford die Bestimmungen für den Treuhandfonds bekanntgab, hielt Anne die Zügel von Waverly Hall fest in der Hand. Mit diesem Fonds besitzt sie mehr als die meisten Frauen in England. Aber wahrscheinlich genügt ihr das immer noch nicht."
    Dominick antwortete nicht.
    „Weißt du, weshalb sie den Gutsverwalter entlassen hat?" fuhr Ciarisse fort. „Nur damit sie das Landgut, führen konnte, ohne daß sich jemand einmischte."
    „Sie hat George Harvey entlassen?" fragte Dominick verblüfft. „Die Kündigung stammte doch gewiß von meinem Vater."
    „Nein. Anne

Weitere Kostenlose Bücher