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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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beendete das Beschäftigungsverhältnis. Deinem Vater war es ziemlich gleichgültig. Er war sofort einverstanden."

    „Es überrascht mich sehr, daß Anne das Gut allein verwaltet hat. Das ist eine gewaltige Aufgabe, von der selbst die meisten Männer überfordert wären."
    „Das klingt ja, als bewundertest du sie."
    „Vielleicht tue ich das tatsächlich", sagte Dominick nachdenklich. „Ich kann einfach nicht glauben, daß Anne derart gerissen und skrupellos ist, Mutter. Sie trifft keine Schuld an jener Nacht. Ich habe sie verführt. Es war meine Pflicht, sie anschließend zu heiraten. Doch am Ende habe ich ihr damit nur weh getan. Natürlich verachtet sie mich jetzt - zu Recht."
    „Du irrst dich gewaltig, denn du kennst sie nicht. Du darfst nicht abreisen, Dominick."
    „Und weshalb nicht?"
    „Weil dann alles noch schlimmer wird. Trotz des Fonds kannst du die Fäden in der Hand behalten, wenn du bleibst. Anne mag mich nicht." Ciarisse wischte die Tränen aus ihren Augen. „Wohin soll ich gehen, wenn sie mich auffordert, das Haus zu verlassen? Was soll dann aus mir werden?"
    „Anne wird dich nicht von hier vertreiben, Mutter. Das lasse ich nicht zu." Dominick legte den Arm um ihre Taille und zog Ciarisse kurz an sich. Ihr zarter Körper war steif vor Nervosität. „Oder möchtest du lieber woanders leben? Du bist in jedem meiner Häuser willkommen", versicherte er ihr.
    „Nein, dies ist mein Heim. Hier gefällt es mir. Ich will nicht woanders leben."
    „Dann wird dich niemand daran hindern."
    Ciarisse holte bebend Luft. „Bitte bleib. Zumindest so lange, bis alles geregelt ist.
    Anne muß von Zeit zu Zeit daran erinnert werden, daß du ihr Herr und Meister bist, Dominick." Sie zögerte einen Moment. „Wenn jemand gehen muß, dann sollte sie es sein."
    „Nein", antwortete Dominick bestimmt. „Waverly Hall ist jetzt auch Annes Heim.
    Außerdem bist du sehr ungerecht ihr gegenüber. Ist dir niemals der Gedanke gekommen, daß ihr eine Menge gemeinsam habt? Ihr liebt beide dieses Gut. Du bist meine Mutter, und sie ist meine Frau. Weshalb könnt ihr euch nicht vertragen? Ich würde es sehr begrüßen, wenn du Anne in die Gesellschaft einführen und ihr helfen könntest, einige Freundinnen zu finden."
    „Wie kommst du denn auf den Gedanken?" keuchte Clarisse.
    „Ich reise morgen ab, wie geplant. Bisher war mir nicht klar, wie schwer es für Anne sein muß, ganz allein auf dem Lande zu leben. Das möchte ich ändern."
    „Ich ..." Ciarisse wurde bleich.
    „Du wirst mir diese einfache Bitte doch nicht abschlagen, Mutter?" Dominick sprach trügerisch leise, denn er war es gewohnt, daß man seine Wünsche unverzüglich erfüllte. Er war sich seiner großen Macht durchaus bewußt, die durch den Tod seiner Vaters noch gewachsen war.
    Ciarisse nickte stumm und wollte gehen.
    Dominick hielt sie zurück. „Ich bin dir aufrichtig dankbar, daß du zu mir herausgekommen bist, um mit mir zu reden."

    Sie sah ihn unsicher an. „Ich v/eiß, daß ich dir keine gute Mutter gewesen bin, Dominick. Das tut mir leid."
    „Du warst schon in Ordnung", sagte er mit belegter Stimme und lächelte mühsam.
    „Ich habe das Gefühl, daß wir uns langsam besser kennenlernen." Sein Lächeln erstarb. „Meinen Vater habe ich nie richtig gekannt, und jetzt ist es zu spät. Ich möchte bei dir nicht denselben Fehler machen, Mutter."
    Ciarisse nickte. Sie hob ihre Katze auf und streichelte das weiche Fell des Tieres. Ihre Lippen zitterten unmerklich. „Nach deiner Geburt wollte ich dich nicht der Amme überlassen. Aber dein Vater und Rutherford verlangten es vor mir. Später hätte ich gern selber für dich gesorgt. Doch es wurde beschlossen, daß das Kindermädchen allein für dich verantwortlich wäre." Ciarisses Augen wurden feucht. „Ich versuchte, wenigstens einige kleine Pflichten zu übernehmen, dich zu baden oder zu kämmen.
    Aber dein Vater bestand darauf, daß dies ebenfalls Aufgabe des Kindermädchens wäre. Er verfügte, daß ich täglich nicht mehr als eine Stunde mit dir verbringen dürfte - die er aussuchte und nicht ich. Deshalb hatten wir diese Teezeremonie. ,Das reicht', behauptete er."
    „Das reichte bei weitem nicht!" protestierte Dominick, und sein Herz begann heftiger zu pochen. „Weshalb? Weshalb könnte er so etwas getan haben?"
    Ciarisse schüttelte den Kopf. „Es wäre unter meiner Würde, dich selber zu versorgen, behaupteten der Herzog und er." Sie lächelte unsicher. „Das war natürlich gelogen. Es

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