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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stehende Karin. Ihr verzweifeltes Stöhnen hallte in seinen Ohren, wurde leiser und verstummte.
    Dann vernahm er nur noch ihre Stimme. »Will!« hauchte sie. »Will, bitte…«
    Mallmann murmelte etwas Unverständliches und wälzte sich dabei auf die andere Seite.
    Und wieder: »Will…« Der Kommissar schlug die Augen auf. Dunkelheit. Nur durch die Rollos drang das etwas hellere Grau der Nacht.
    Will setzte sich im Bett auf und lauschte. Hatte nicht Karin seinen Namen gerufen?
    Mallmann war verwirrt und fuhr sich über die Augen. Oder hatte er nur geträumt?
    Er drehte sich nach rechts, seine Hand fuhr an der Wand entlang und fand den Schalter.
    Es wurde hell.
    Mallmann rieb sich über die Augen, weil die Strahlen zu sehr schmerzten. Er holte tief Luft. Von einem Augenblick zum anderen war er aus seiner Traumwelt herausgerissen worden. Durch eine Stimme.
    Aber im Zimmer war niemand.
    Und doch hatte er die Stimme vernommen. Die einer Frau. Sie gehörte Karin.
    Sie hatte ihn gerufen, da war Will Mallmann sicher.
    Er beugte sich zur Seite. Wieder rutschte seine Hand auf den Schalter zu, dabei traf sein Blick zwangsläufig das Bild seiner toten Frau.
    Will hatte das Gefühl, unter Strom zu stehen. Seine Hand fiel nach unten, er war völlig verwirrt.
    Die Lippen hatten sich bewegt!
    Ja, die Lippen auf dem Bild.
    Will Mallmann wußte nicht, was er sagen sollte. Er war konsterniert, hatte die Fassung verloren und schüttelte den Kopf. Er rieb sich über die Augen, glaubte an eine Täuschung, schaute jedoch weiterhin auf das Foto.
    Abermals bewegten sich Karins Lippen.
    Will Mallmann war völlig aus dem Häuschen. Ihm war klar, daß ihm seine Frau etwas mitteilen wollte. Aber warum formulierte sie es nicht deutlicher?
    Will hockte im Bett, hatte die Hände zu Fäusten geballt und starrte auf das Foto. »Sag doch etwas!« hauchte er. »Bitte, sag was…«
    Das Bild schwieg.
    Will Mallmann wischte sich aufgeregt über die Stirn. Er war jetzt sicher, daß er Karins Stimme gehört hatte. In seinen Träumen hatte sie ihn gerufen und geweckt.
    Vielleicht hatte das helle Licht sie verscheucht?
    Will probierte es aus und kippte den Schalter um, so daß die Dunkelheit den Raum verhüllte.
    Der Kommissar legte sich auf den Rücken und lauschte in die Finsternis.
    Sekunden verstrichen, reihten sich aneinander, wurden zu Minuten. Will Mallmann atmete nur flach. Seine Arme hatte er angewinkelt, die Hände lagen auf der Brust, und die Finger hielten das Bild umklammert.
    Er konzentrierte seine Gedanken auf Karin, stellte sie sich vor und fieberte danach, daß sie sich mit ihm in Verbindung setzte.
    Draußen war es ruhig. Will lebte in einer reinen Wohngegend, so daß von der Straße her keine störenden Geräusche an seine Ohren drangen.
    Er konnte sich voll und ganz auf den vor ihm liegenden Versuch konzentrieren.
    Tatsächlich, es klappte.
    Plötzlich war die Stimme da.
    Wenn auch nur schwach, jedoch zu verstehen.
    »Will… Will…« Wie ein Hauch drang es an seine Ohren. »Will, hörst du mich…?«
    »Ja!« stöhnte der Kommissar.
    Plötzlich war er in Schweiß gebadet. Wie eine Schicht klebte er auf seinem Körper. Der Schlafanzug war naß. Wills Brust hob und senkte sich unter schweren Atemzügen.
    Er hatte sie gehört.
    Seine Karin!
    Sie sprach weiter. »Vorsicht, Will… Gefahr… Der Schwarze Tod… Falle für John…«
    Dann war die Verbindung weg. Von einer Sekunde zur anderen. Wie eine Schallplatte, die abgelaufen war. Der Kommissar vernahm nur seine eigenen schweren Atemzüge.
    Er rief noch ein paarmal nach der Toten, doch sie meldete sich nicht mehr.
    Will Mallmann setzte sich auf. Die Bettdecke rutschte von seiner Schulter, er fror. Ein paar Herzschläge blieb er in dieser Stellung sitzen, und seine Gedanken rasten.
    Karin hatte ihn gewarnt. Aus dem Jenseits hatte sie die Gefahr erkannt. Begriffe wie der Schwarze Tod und John Sinclair waren gefallen. Wußte sie mehr?
    Will Mallmann hatte in seinem Leben viel gelesen. Auch über das Leben nach dem Tod. Manche Wissenschaftler waren der Meinung, daß es ein Leben nach dem Tod gab und daß dieses Leben völlig normal ablief, allerdings auf einer anderen Ebene.
    Auf der feinstofflichen!
    Wenn sich Tote meldeten, dann immer nur bei Leuten, denen sie sehr nahegestanden hatten. Verwandte, Ehepartner – wie bei Will Mallmann.
    Auf einmal schien ein Kraftstrom durch seinen Körper zu laufen. Er war mit einem sprudelnden Quell zu vergleichen, der den Sauerstoff in Wills Blut

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