0100 - Die Drohung
»Um das herauszufinden, komme ich ja zu dir, Will. Die Spur nehmen wir auch nicht hier in England auf, sondern bei dir in Germany.«
»Dann drücke ich uns jetzt schon die Daumen«, sagte Will.
»Das kannst du auch.«
***
Die beiden Wissenschaftler schauten sich überrascht und irritiert zugleich an.
Der Schwarze Tod lachte schaurig, als er ihre Verblüffung bemerkte. »Ja«, grollte er, »ihr sollt ein Grab ausheben für diesen verdammten John Sinclair!«
»Und wer ist der Mann?« erkundigte sich Arthur Cornwall nach einer Weile.
»Ein Feind!« zischte der Schwarze Tod. Seine Worte klangen so haßerfüllt, daß es den Männern kalt den Rücken hinunterlief. So hatten sie noch nie jemanden sprechen hören. In diesen beiden Worten steckten soviel an Wut, Zorn, Haß und Abscheu, daß die Männer Furcht bekamen.
Ja, dieser Grausame konnte hassen. Viel stärker als die Menschen. Sie fragten auch nicht, woher das Skelett kam und welche Aufgabe es zu erfüllen hatte, für sie ging es nur ums Überleben.
»Womit sollen wir das Grab ausheben?« erkundigte sich der Engländer.
Die Knochenhand wies nach rechts. Dort lagen Spaten und Hacken. Wie von Geisterhand geführt, waren sie hier auf dem Friedhof erschienen. So etwas ermöglichte nur die Schwarze Magie.
»Und wann erscheint dieser John Sinclair?« erkundigte sich Arthur Cornwall.
»Irgendwann«, bekam er zur Antwort. »Er wird als Lebender diesen Friedhof erreichen, dann werde ich ihn töten, und ihr sollt ihn verscharren. Wenn er hier ist, kann ich euch meine Macht beweisen! Fangt jetzt mit der Arbeit an.«
Der Schwarze Tod hatte die letzten Worte kaum ausgesprochen, als seine Gestalt durchsichtig wurde und schließlich zu einem grauen Schemen zerfloß.
Zurück blieben die Wissenschaftler und natürlich der Rabe, der die Menschen keine Sekunde aus den Augen ließ.
Sven Jansson schaute auf das Werkzeug. »Verstehst du das, Art?« fragte er.
Der Engländer schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es mir allerdings abgewöhnt, noch groß zu denken.«
»Und warum?« Sven blickte den Freund erstaunt an. »So kenne ich dich gar nicht.«
»Weil wir nichts machen können, verdammt. Wir sind Gefangene dieses riesigen Skeletts. Tut mir leid.«
»Ich denke immer darüber nach, woher es kommt.«
Der Engländer blies die Wangen auf. »Das ist mir doch egal, zum Teufel.«
»Teufel ist gut.« Sven senkte seine Stimme. »Vielleicht ist das sogar der Teufel, und wir sind in der Hölle gelandet. Möglich ist schließlich alles.«
»Ich glaube nicht, daß es der Satan ist«, widersprach Art.
»Wer dann?«
»Du glaubst an Dämonen?« fragte Sven.
»Jetzt ja.«
Der Norweger nickte, verzog jedoch sein Gesicht, da die Wunden bei dieser Bewegung schmerzten. »Komm«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Laß uns anfangen zu graben.« Er ging vor und nahm einen Spaten auf, während sein Freund stehenblieb.
»Was ist mit dir?« fragte Sven.
Art deutete in die Runde. Sein ausgestreckter Finger wies auf jeden einzelnen Grabstein. »Ich frage mich, wer dort unter der Erde liegt«, murmelte er.
»Willst du nachschauen?«
»Reizen würde es mich schon.«
Sven hob beschwörend seine rechte Hand. »Laß nur die Finger davon, Art.«
»Ich habe nur laut gedacht.«
»Hoffentlich.«
Auch Art Cornwall nahm jetzt Werkzeug zur Hand. Der Schwarze Tod hatte ihnen nicht gesagt, wo sie das Grab ausheben sollten. Sie suchten sich kurzerhand einen freien Fleck aus und stachen den Spaten in die Erde.
Schweigend arbeiteten sie.
Die Luft war um kein Grad kühler geworden. Nach wie vor drückte die Feuchtigkeit und trieb den Männern das Wasser aus den Poren. Salziger Schweiß rann ihnen in die Augen. Sie atmeten nur durch den offenen Mund, keuchend und stoßweise.
Der Boden war feucht und deshalb schwer. Schaufel für Schaufel schleuderten sie zur Seite, so daß sich neben dem Grab schon bald ein Hügel auftürmte.
Sven stieß schließlich den Spaten in das Erdreich und setzte sich. »Weißt du, wie tief solch ein Grab normalerweise ist?« fragte er.
Cornwall hörte ebenfalls auf zu arbeiten, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und schüttelte den Kopf. »Nein, keine Ahnung. Ich habe noch keines ausgehoben.«
Sie gruben weiter, schaufelten immer mehr Erdreich hoch und schleuderten es auf den Hügel.
Der Berg wurde höher, und das Grab, das für einen gewissen Sinclair sein sollte, nahm mehr und mehr Gestalt an.
Nach einer Weile warf Art Cornwall den Spaten weg,
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