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0100 - Die Drohung

0100 - Die Drohung

Titel: 0100 - Die Drohung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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einsteigen.
    Der Kommissar fuhr selbst. »Ich hatte mir gedacht, es ist besser, wenn wir einen großen Wagen mieten, darin haben wir wenigstens Platz.«
    »Hauptsache, wir kommen ans Ziel«, meinte Suko und lehnte sich im Fond behaglich zurück. Er hatte den Raum für sich allein, was ihm ausnehmend gut gefiel.
    Von Hannover aus fuhren wir auf der Autobahn in Richtung Göttingen. Sie war ziemlich frei, und Mallmann konnte bequem seine 130 fahren, eine gute Reisegeschwindigkeit.
    Autobahnfahrten sind meistens langweilig, vor allen Dingen dann, wenn man nicht selbst fährt. Bis Göttingen brauchten wir nicht zu fahren, bei Goslar bogen wir von der Schnellstraße ab.
    Im Osten waren schon die bewaldeten Hänge der Berglandschaft zu sehen. Der Harz grüßte herüber. Auf den meisten Höhen lag noch Schnee. Als ich Will darauf ansprach, da lachte er.
    »Im Harz ist das Klima rauh. Da bleibt der Schnee oft bis in den Mai hinein liegen.« Er räusperte sich. »Vor allen Dingen auf den höchsten Bergen.«
    Von Goslar ging es nach Bad Harzburg. Wir stießen förmlich in den tiefen Harz hinein, fuhren aber auch höher, und schon bald glitzerte es rechts und links der Straße weiß.
    Schnee.
    Es war eine schöne Gegend. Die Orte schienen allesamt ihr Festtagskleid angelegt zu haben. Lifte transportierten die Skifahrer in abfahrtswürdige Höhen. Spaziergänger schritten in der klaren Luft tüchtig aus, und die Kinder hatten ihren Spaß beim Rodeln.
    Wir erreichten Bad Harzburg. Dieser Ort, das Zentrum des Harzer Fremdenverkehrs, liegt schon nah an der Zonengrenze. Hier pulsiert das Leben fast das ganze Jahr hindurch.
    Will Mallmann erklärte das alles.
    Hinter der Stadt wurde es einsam. Wir fuhren geradewegs auf die Grenze zu. Militär begegnete uns. Jeeps, Lastwagen.
    »Das ist der Bundesgrenzschutz«, klärte Will uns auf.
    Wir fuhren durch zwei kleine Orte, deren Namen ich vergessen habe. Auf den Tannen und Fichten lag kein Schnee mehr. Der Wind hatte ihn weggefegt, nur noch der Boden war von dieser weißen Schicht bedeckt.
    Die Fahrbahn wurde enger. Manchmal schien sie von den Hängen regelrecht zusammengepreßt zu werden.
    Wieder ein Ort.
    Militär auch hier. Ich sah Schilder, die auf Kasernen hinwiesen. Wir fuhren von der Straße ab.
    Die Reifen des Wagens wühlten durch den Schlamm eines Feldweges.
    Unter dem Schnee war es matschig. Der Mercedes schaukelte wie ein müder Gaul, hielt sich jedoch tapfer.
    Wir sahen erste Warnschilder. Dreisprachig stand dort der Text. Man warnte vor Minen und Selbstschüssen.
    Ich schluckte.
    Von der Zonengrenze hatte ich bisher nur gehört, sah sie also zum erstenmal in meinem Leben. Es ist schon komisch, wenn man weiß, daß ein Land durch solch eine Grenze geteilt ist.
    Wahnsinn…
    »Was ist mit dir, John?« fragte Will Mallmann.
    »Ich dachte über die Grenze nach.«
    »Das darfst du gar nicht. Sonst kannst du schwermütig werden.«
    »Du kennst dich doch hier aus?« Mit dieser Frage versuchte ich, mein Gewissen ein wenig zu beruhigen.
    »Nein, ich war noch nicht hier.«
    Der Kommissar stoppte mitten auf dem Feldweg und holte die Karte aus der Innentasche, die ich nach Huxleys Angaben gezeichnet hatte. Zwischen seinem und meinem Sitz breitete er sie aus.
    Suko schaute zwischen unseren Schultern durch.
    »Wir befinden uns hier«, erklärte der Kommissar und setzte seinen Zeigefinger auf einen Strich. »Das ist der Weg, den wir fahren.« Der Finger wanderte weiter. »Hier ist die Grenze. Ihr seht, der Weg führt genau darauf zu.«
    Ich machte Will auf die eingezeichneten Wachtürme aufmerksam.
    »Das soll uns nicht weiter jucken. Auch nicht am Tage, denn es geht gleich unterirdisch weiter.«
    »Ich lasse mich überraschen.«
    Der Kommissar lächelte. »Ich auch.«
    Wir fuhren noch etwa fünfhundert Meter, dann fuhr Will mit dem Wagen rechts eine kleine Schneise ins Gebüsch.
    Wir stiegen aus.
    Im Wagen lief die Heizung, doch hier traf uns ein kalter, rauher Wind.
    Ich stellte den Kragen hoch.
    Will deutete nach vorn. »Da könnt ihr schon die Wachtürme sehen. Sie stehen überall entlang der Grenze. Und wenn ihr weiterschaut, die Bergspitze dort, die höchste, das ist der Brocken, wo sich der Sage nach die Hexen versammeln.«
    »Müssen wir da hoch?« fragte Suko.
    »Vielleicht«, erwiderte ich.
    »Ich hätte Bergschuhe mitnehmen sollen«, erwiderte der Chinese.
    »Es gibt auch einen Lift«, sagte Mallmann.
    Danach schwiegen wir. Der Kommissar übernahm die Führung, als wir in Richtung

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