0101 - Der Weltraum-Tramp
wurde. Dann schwiegen die veralteten Triebwerke. Die plötzliche Ruhe nach dem donnernden Spektakel wirkte fast schmerzhaft.
„Aber einen Denkzettel hat er verdient", murmelte Bully. „Man kann uns nicht ungestraft als Dummköpfe bezeichnen."
„Gucky ist bei ihm", sagte Rhodan. „Der Denkzettel ist genug.
Wir wollen doch nicht vergessen, daß wir ohne Captain Graybound noch in zehn Jahren hier festsäßen. Wie es scheint, hat nur er unser Notsignal aufgefangen. Wir verdanken ihm unser Leben."
Bully gab keine Antwort. Er sah das Argument ein. Ein Lebensretter konnte es sich erlauben, Frechheiten von sich zu geben.
Die Wachen standen noch um die Insel verteilt, aber bisher hatten sich keine neuen Monstren gebildet. Ob das Plasmawesen den Kampf aufgegeben hatte, oder ob es hoffte, auch das andere Schiff würde so dumm sein, auf ihm zu landen? Vielleicht würden sie es niemals erfahren.
Gucky materialisierte neben Rhodan.
„Es gibt einige Neuigkeiten", flüsterte er geheimnisvoll. „Der alte Kapitän ist nicht so ganz ohne ..."
„Dachte ich es mir doch", gab Rhodan ebenso leise zurück.
Seine telepathischen Fähigkeiten reichten aus, Guckys Gedanken zu empfangen. Als daher Captain Graybound oben in der aufschwingenden Luke der LIZARD erschien und auf Rhodan herabblickte, war der Trampfahrer bereits durchschaut.
Es war ein Glück, daß die Mannschaft ihren polternden Kapitän jetzt nicht sehen konnte. Der hatte nämlich ausgepoltert. Mit einer Geschicklichkeit, die man ihm nicht zugetraut hätte, turnte er die Leiter hinunter, holte tief Luft - und schritt auf Rhodan zu.
„Mein Schiff steht Ihnen zur Verfügung, Sir", säuselte er, als er Rhodan erreichte. Er nahm die Hand des Administrators und drückte sie kräftig. „Meine Leute richten gerade einige Kabinen für Sie her. Darf ich fragen, warum Sie hier auf dieser wüsten Welt landeten? Wo haben Sie Ihr Schiff gelassen?"
„Explodiert, im Raum. Drei Lichtjahre von hier. Wir landeten mit einem Rettungsboot, das versank. Dann flohen wir und fanden diese Felseninsel. Das ist eigentlich alles."
„Oh!" machte Graybound mit allen Anzeichen der Verlegenheit.
„Sie landeten also nicht freiwillig hier? Dann nehme ich alles zurück, was ich vorhin zu Ihnen sagte."
„Schon gut", nickte Rhodan und lächelte ihm zu. Aber dann wurde seine Aufmerksamkeit von einem wüsten Geschimpfe abgelenkt, das aus der Luftschleuse der LIZARD drang. Dann flatterte ein farbenprächtiges Etwas durch die Luft und landete genau auf Graybounds Schulter.
Torero hatte endlich seinen Herrn wiedergefunden.
„Alter Gauner! Dämlicher Depp!" fauchte er Rhodan an, der sich interessiert vorgebeugt hatte. „Was sagste nu ...?"
Bully riß Mund und Augen auf. Endlich bekam er Luft.
„Das halte ich nicht aus!" stöhnte er geschlagen. „Einen Vogel hat er auch noch!"
Graybound schwankte zwischen Verlegenheit und Ärger. Er entschied sich für einen Kompromiß.
„Ein kluger Vogel, nur manchmal etwas vorlaut. Er kennt Sie natürlich nicht. Mister Rhodan."
Es wurde plötzlich sehr schweigsam.
Der Grund dazu war Gucky. Der Mausbiber hatte noch nie in seinem Leben einen Papagei gesehen. Ganz bestimmt noch keinen, der sprechen konnte und den Administrator des Solaren Imperiums einen Gauner und Deppen nannte.
Guckys Mund war leicht geöffnet. Der Nagezahn hing vereinsamt und - wie es schien - ein wenig melancholisch heraus und reizte nicht einmal Bully zum Lachen. Lediglich Torero schien Gefallen daran zu finden. Er flatterte aufgeregt mit den Flügeln und kreischte laut und sehr deutlich: „Hurra - ein steiler Zahn!"
Gucky klappte den Mund zu. Er blieb immer noch stumm. Das Biest hatte ja Verstand! Und was für einen!
Rhodan genoß nach den überstandenen Gefahren das Schauspiel, das sich seinen Augen bot. Und natürlich seinen Ohren. Auch die Offiziere waren nähergetreten. Sie hatten noch nie erlebt, daß der Mausbiber eine Antwort schuldig geblieben wäre. Bis auf jetzt.
Graybound war seinem Liebling dankbar für die Show, die er darbot. Jede Minute Zeitgewinn bedeutete mehr Sicherheit für ihn.
Inzwischen wurde in der LIZARD aufgeräumt.
„Du Knallkopf!" sagte Torero und sah an Gucky vorbei. Seine klugen Vogelaugen ruhten beharrlich auf Bullys rotem Gesicht. Es war offensichtlich, daß er diesmal ihn gemeint hatte. Aber auch Bully gab keinen Kommentar. Schweigend und fassungslos schluckte er die Beleidigung.
Oberst Claudrin trat vor. Seine mächtige Gestalt verdeckte
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