0102 - Das letzte Duell
»Ich…«
Alle schwiegen, und auch Sven Jansson sprach kein Wort mehr.
Er hatte jedoch Mühe, seine Angst im Zaum zu halten.
Nachdem sämtliche Grabsteine gefallen waren, geschah zunächst nichts. Es herrschte eine nahezu trügerische Ruhe, in die das Krächzen des Raben förmlich hineinhackte und sie zerriß.
Die Menschen zuckten zusammen.
Nur Suko reagierte nicht, während Will einen quälenden Blick auf den Vogel warf.
Dieser Rabe schien mehr zu wissen.
Es begann mit dem Grab, auf dem auch der erste Stein umgefallen war. Plötzlich zeigte die Erde Risse und fiel langsam ineinander. Kleine Grassoden und Krumen brachen ab, sie rutschten wie in einem Trichter auf den Mittelpunkt des Grabes zu, wo bereits eine Öffnung zu sehen war.
Niemand sprach ein Wort. Alle starrten wie hypnotisiert auf das Grab.
Was würde geschehen?
Kam jetzt der Schwarze Tod? Hatte er bewußt diesen Weg gewählt – oder schickte er seine Diener vor?
Und dann entstieg das erste Monster diesem Grab auf dem Friedhof am Ende der Welt…
***
»Verdammt!« flüsterte Bill Conolly. »Wir hätten diesen Weg doch nicht nehmen sollen.«
Myxin sagte nichts dazu.
Jane ging sicherheitshalber zwei Schritte zurück. Automatisch zog sie ihre Armeepistole. In ihren Augen flackerte die Angst. Sie hatte die Lippen fest zusammengepreßt, und es kostete sie ungeheure Mühe, sich zu beherrschen.
»Nur keine Panik«, murmelte Bill. Er ließ die Riesenechse nicht aus den Augen.
Entfernt erinnerte sie ihn an ein gewaltiges Krokodil, das sich aufgerichtet hatte und jetzt auf seinen zwei Beinen näherkam und sich die Opfer suchte.
»Sollen wir nicht fliehen?« fragte Jane.
Der Reporter schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Das Tierchen schaffen wir!« Er räusperte sich. »Außerdem wäre es viel schneller als wir.«
Niemand hatte etwas einzuwenden.
Bill hielt längst die Pistole in der Hand. Nur fragte er sich, ob er mit einer Kugel etwas ausrichten konnte. Der Panzer dieser Echse sah ihm verdammt hart aus. Da würden die Geschosse sicherlich abprallen.
Vielleicht hatten sie eine Chance, wenn sie die Augen der Echse trafen, doch da sie den Kopf ziemlich rasch bewegte, war auch ein genaues Zielen so gut wie unmöglich.
Myxin hielt die Granate in der Hand. Abgezogen hatte er noch nicht. Er wartete.
Die Echse stampfte durch den Sumpf rund um das Wasserloch.
Bill, Jane und Myxin hofften darauf, daß sie irgendwann einsinken würden, doch sie sahen sich getäuscht. Das Tier riß seine Beine immer wieder aus dem schwammigen Untergrund hervor.
Weit hatte es das Maul aufgerissen. Die beiden gefährlichen Zahnreihen waren scharf wie Dolche.
Ein Biß, und es war aus!
Noch zehn Yard!
Die Echse ging weiter. Dabei senkte sie den Kopf, um ihre Opfer besser anstarren zu können. Bill glaubte, in den Augen ihren Untergang zu erkennen.
»Ich versuche es!« krächzte er, hob die Armeepistole ein wenig an und schoß.
Ein fahlgelber Blitz zuckte vor der Mündung auf. Krachend rollte der Nachhall über den Wasserteich. Das Geschoß hämmerte gegen den Unterkiefer der Bestie und prallte davon ab.
»Verdammt!« knirschte Bill, »wie ich es gesagt habe!«
Unwillig schüttelte die Bestie ihren Schädel. Das wilde Fauchen klang wütend und ärgerlich zugleich. Man hatte sie gereizt, und das war für die drei schlimm.
»Zurück!« rief Bill. »Wir müssen zurück!«
Er hatte gesehen, wie nahe die Echse inzwischen heran war, packte Jane an der Schulter und zog sie nach hinten. Sie stolperten wieder in den Dschungel hinein, nur Myxin, der Magier, blieb stehen.
Er riß den Sicherungsstift der Handgranate los.
In Gedanken zählte er mit.
Zweiundzwanzig… dreiundzwanzig …
Jetzt!
Myxin schleuderte das explosive Ei.
Er hatte auf das Maul der Echse gezielt und hätte auch getroffen, doch die Bestie klappte im letzten Moment ihre beiden Kiefer zusammen, so daß die Handgranate gegen ihren Kopf prallte, zu Boden fiel und dort explodierte.
Die Detonation erstickte zum Teil im Schlamm. Dreck, Gras und Wasserreste flogen hoch und bildeten einen schmutzigen Vorhang.
Der Echse selbst geschah nichts.
Unversehrt ging sie weiter. Vielleicht noch wütender und wilder.
Myxin mußte zusehen, daß er wegkam. Er hatte dort eine Idee zu lange gestanden und den Erfolg seines Angriffs abgewartet, das rächte sich nun.
Die Echse war schneller als er gedacht hatte. Sie schlug nicht mit ihren verkürzten Armen zu, sondern schleuderte das rechte Bein vor.
Myxin kam
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