0102 - Das letzte Duell
konnte immer wieder ausweichen.
Dann konterte er.
Hart kam seine rechte Faust. Ein Schlag wie aus dem Lehrbuch.
Mallmann wurde an der Kinnspitze getroffen, kippte nach hinten, verdrehte die Augen und fiel einfach um.
Ein klassisches K.O. an dem jeder Boxtrainer seine reine Freude gehabt hätte.
Suko ruhte sich nicht aus, sondern wandte sich wieder dem höllischen Raben zu.
Diesmal hielt ihn keiner ab. Er wollte es dem Biest, das einen Saurier geschafft hatte, zeigen.
Der Vogel war verletzt, aber er war noch nicht kampfunfähig.
Sein spitzer Schnabel hackte dem Chinesen entgegen, und Suko hütete sich, zu nahe an ihn heranzukommen, denn so wie der Schnabel aussah, riß er tiefe Wunden.
Wieder wölkten Federn auf, als Suko zuschlug. Das Krächzen wurde leiser und verzweifelter. Der Vogel schien zu wissen, daß er sich auf der Verliererseite befand.
Hastig bewegte er seinen Schädel, versuchte immer wieder nach Suko zu hacken und ihn zu treffen.
Der Chinese bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines erfahrenen Tigers. Sein Karatetraining kam ihm zugute. Er wußte, wie man den Hieben auswich, immer wieder Lücken fand, um zuzuschlagen.
Der Riesenrabe besaß eine ungeheuer starke Magie. Bei Dämonen der niederen Stufe reichte meistens ein Schlag mit der Peitsche, um sie zu vernichten. Dieser Vogel jedoch bäumte sich immer wieder gegen sein Schicksal auf, er wollte einfach nicht der Verlierer sein.
Und auch Suko hatte keine Lust, den Kampf in die Länge zu ziehen. Einmal mußte Schluß sein.
Er warf sich vor. Seine linke Handkante führte einen Sensenschlag, traf den Hals des Raben und knickte ihn weg. Gleichzeitig hämmerte Suko die Dämonenpeitsche in den Körper des Vogels.
Dieser letzte Schlag reichte.
Der Rabe stieß einen heulenden Klagelaut aus und fiel in sich zusammen, während der Chinese zurücksprang.
Schwer atmend blieb er stehen.
Hatte er das Tier besiegt?
Ja, der Vogel starb.
Plötzlich fielen die restlichen Federn von ihm ab. Sie trudelten zu Boden und verkohlten dort. Das gleiche geschah mit dem Kopf.
Auch er verkohlte, während dünne Rauchschwaden aus dem Körper drangen und gegen den bleigrauen Himmel stiegen.
Nichts blieb so wie es war.
Bis auf – die Augen!
Karin Mallmanns Augen blieben auf dem Boden liegen, und Suko hatte das Gefühl, von ihnen anklagend angestarrt zu werden, so daß er sich abwandte.
Inzwischen war Will Mallmann aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht. Und er hatte den letzten Teil des Kampfes verfolgt.
Auch Sir Powell und der englische Geologe waren von diesem Kampf fasziniert, keiner achtete auf den Kommissar.
Er stand auf, blieb kniend am Boden hocken und starrte auf den breiten Rücken des Chinesen.
Den Raben sah er nicht.
In Mallmanns Hirn klinkte etwas aus.
Suko hatte den Vogel getötet, damit hatte er auch Karin, die Verstorbene, umgebracht.
Mallmann dachte nicht mehr logisch, sein Handeln wurde nur noch vom Haß diktiert.
Seine Hand glitt unter die Achsel, wo die Waffe steckte. Langsam zog er die Pistole hervor, zielte und legte auf Sukos ungeschützten Rücken an…
***
Bill Conolly blieb stehen. Sein fordernder Ruf hielt auch Myxin zurück.
Der Magier drehte sich um. »Was gibt es?« fragte er.
Bill deutete mit einem Kopfnicken zu Boden. »Schätze, wir sind bald da.«
Jane Collins wurde wach. Sie war in den letzten Minuten nur noch dahingewankt. Schweißverklebt und dreckverkrustet war ihr Gesicht, als sie den Reporter ungläubig anschaute. »Wie kommst du denn darauf?«
Conolly wies auf den Boden. »Das schwarze Gestein da ist erkaltete Lava. Demnach muß es in der Nähe einen Vulkan geben. Und Vulkane sind Berge. Wie uns der gute Myxin verraten hat, soll der Friedhof in Nähe der Berge liegen. Folglich ist es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel.«
Jane schaute Myxin an, als würde sie dem Reporter nicht so recht trauen.
Der Magier nickte. »Bill hat recht.«
In Janes Augen glomm alter Glanz und Kampfeswille auf. Obwohl sie wußte, daß mit dem Erreichen des Friedhofs die Schrecken noch längst kein Ende hatten, sondern erst richtig beginnen würden, war sie doch froh, diesen Platz bald zu erreichen. Sie gingen weiter.
Und wenig später schon führte der Weg aufwärts. Ein Indiz, daß sie die Berge tatsächlich vor sich hatten.
»Kannst du noch?« fragte Bill, dessen Atem inzwischen auch schwer ging.
Jane wollte lächeln, doch es wurde nur eine Grimasse.
Bill wußte Bescheid. Er ging vor und faßte Jane unter. Sie protestierte,
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