0102 - Der Satan mischt die Karten
Wege zu dem Cadillac.
Er holte mich ein, als ich aufschloß und mich hinter das Steuer warf. Er faßte nach meiner Schulter.
»Ich bin wirklich G-man«, rief ich.
»Ich komme mit Ihnen!«
»Es kann aber gefährlich werden«, wandte ich ein.
Sekunden später saß er auf dem Beifahrersitz. Ich zischte ab.
Der Vorsprung der Ganoven war nicht unbeträchtlich, aber ein Cadillac ist schneller als ein Fairlane, vielleicht nicht so gut in den Kurven, aber auf gerader Strecke um eine Menge überlegen. Die Straße nach New York zurück hat nur wenige Abzweigungen, und die erste kommt erst nach einigen Meilen. Gerade ist die Route auch.
Ein Cadillac ist ein vornehmes Auto. Vornehme Autos werden im allgemeinen sorgfältig und langsam gefahren. Wahrscheinlich wunderte sich der Wagen, was plötzlich von ihm verlangt wurde. Ich trat auf dem Gashebel herum wie ein Pianist auf dem Klavierpedal. Der Besitzer neben mir wurde blaß.
»Neunzehntausend Dollar!« murmelte er tonlos.
»Was ist mit neunzehntausend Dollar?« fragte ich, hielt aber den Blick eisern geradeaus.
»Soviel kostet der Wagen.«
Ich grinste. »Tut ihm gut, wenn er mal richtig bewegt wird. Das ist genauso wie bei einem hochgezüchteten Rennpferd.«
»Achtung!« brüllte er und riß die Arme vor das Gesicht.
Ich hatte den Lastwagen, der aus einer Toreinfahrt kroch, schon bemerkt. Ein Schlenker am Steuerrad genügte, um ihm auszuweichen, allerdings wackelte der Cadillac dabei mit seinem Hinterteil.
Der Eigentümer nahm vorsichtig die Arme wieder herunter.
»Puhhh«, machte er.
Die Straße beschrieb eine sanfte Kurve. Als ich diese Kurve genommen hatte, sah ich einen Wagen vor mir, der wie ein Fairlane aussah.
Ich holte noch ein wenig mehr aus dem Cadillac heraus. Jawohl, es war ein Fairlane. Ich wunderte mich, ihn jetzt schon zu erreichen. Ich hatte mit noch mindestens zehn Minuten gerechnet. Die Burschen mußten mordsmäßig gebummelt haben.
»Es kann sein, daß gleich auf uns geschossen wird«, sagte ich zu meinem freiwillig-unfreiwiligen Begleiter. »Rutschen Sie hinunter. Der Motor bremst jede Kugel. Außerdem ist es schwer, aus einem fahrenden Auto ein anderes zu treffen. Keine Sorgen!«
»Schon gut!« murmelte er. Anscheinend empfand er es unter seiner Männerwürde, sich liegend, wie ein Hund, zwischen Sitzbank und Armaturenbrett zu zwängen. Vielleicht packte ihn auch das Jagdfieber.
Der Fairlane wurde größer und größer. Jetzt sahen sie uns, denn ich merkte, daß das Auto schneller wurde.
»Jetzt geht’s los!« stieß ich zwischen den Zähnen hervor. Die Gangster hatten mindestens eine Pistole, und es war selbstverständlich, daß sie versuchen würden, uns aus dem Wege zu räumen.
Mit Rücksicht auf den Zivilisten nahm ich das Gas etwas weg und verringerte den Abstand nicht mehr, um ihnen kein zu sicheres Ziel zu bieten. Sie konnten mir nicht mehr entgehen.
Es wurde nicht geschossen. Im Abstand von gut einhundert Yard rasten die Wagen hintereinander her, aber was für den Fairlane Höchstgeschwindigkeit war, war für den Cadillac nur gut zwei Drittel seiner Möglichkeiten. Nach der Raserei von vorhin wirkte das jetzige Tempo geradezu gemütlich.
Ich sagte meinem Begleiter zuversichtlich:
»Jetzt haben wir sie. Wir verfolgen sie, bis eine Streife auftaucht. Dann haben wir sie.«
Er sah an mir vorbei auf das Armaturenbrett.
»Der Sprit«, sagte er.
Ich warf einen erschrockenen Blick auf die Tankuhr. Verdammt! Der Zeiger tanzte in der Nähe des Nullpunktes.
»Wieviel Liter sind noch drin?«
»Zehn Liter höchstens!«
Ich verschluckte einen Fluch vom Umfang eines Schultornisters. »Nehmen Sie bitte die Aktentasche!« sagte ich. Ich hatte sie aufgerafft, als ich den Cadillac enterte. »Halten Sie die Pistole in der Hand und geben Sie sie mir, wenn ich es Ihnen sage. Verlassen Sie um keinen Preis den Wagen.«
Er schluckte und nickte. Mit, dem Smith and Wesson in der Hand, den er hielt, als wäre er glühend, sah er besonders unglücklich aus.
Ich jagte dem Auto den letzten Sprit in den Vergaser. Der Fairlane kam so rasch näher, als stünde er.
»Es befindet sich nur ein Mann darin«, sagte mein Begleiter. Jetzt sah auch ich es. Nur ein Mann hockte hinter dem Steuer. Es war Al Taylor.
Er fuhr nicht schlecht, denn jetzt begann er, sein Auto über die ganze Breite der Straße schwimmen zu lassen, um mich am Überholen zu hindern.
Wieder mußte ich vom Gas herunter, und es sah so aus, als sollte ich auf diese Weise das Benzin
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