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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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auf seiner Oberlippe sprachen. Soviel der Hausdetektiv vom Hotelbüro wußte, hielt sich Penbrook in New York auf, um Lieferverträge für kalifornische Orangen unterzubringen. Das Geschäft schien schwierig zu sein, daß der Südstaatler soviel Zeit dafür aufwenden mußte, aber solange er die Rechnung bezahlte, und das tat er, war es der Hoteldirektion und damit auch dem Hausdetektiv gleichgültig, ob Mr. Pennbrooks Geschäfte klappten oder nicht.
    Der Hausdetektiv, der Cley hieß, begrüßte den Gast mit einer leichten Verbeugung. Penbrook winkte freundlich und zerstreut zurück und ging in den Speisesaal. In diesem Augenblick wurde Cley von einem anderen Gast angesprochen, und erst als er diesem die gewünschte Auskunft gegeben hatte und sich wieder umwandte, sah er, daß der Orangenhändler ein Taschentuch verloren hatte.
    Cley hob das Tuch auf und wollte es dem Portier zur Aufbewahrung übergeben, aber als er es anfaßte, fühlte es sich auf eine merkwürdige Art fettig an. Der Detektiv betrachtete das Tuch genauer und entdeckte eine große Anzahl von gelb-brauner Flecken, deren Tönung sehr genau mit der Farbtönung von Mr. Penbrooks Haut übereinstimmte.
    Zufällig verstand Cley einiges von Schminke aus jener Zeit seiner Laufbahn, die er bei der Metropolitan Oper verbracht hatte. Er erkannte auf den ersten Blick, daß die Flecken in Penbrooks Taschentuch von Bühnenschminke herrührten. Einen Augenblick lang war er geneigt, über die Eitelkeit zu lächeln, deren offenbar auch ältere und seriöse Geschäftsleute fähig sind; aber dann runzelte er die Stirn, überlegte lange, steckte das Tachentuch ein und ging in den Speisesaal.
    Von einem gegen Sicht gut gedeckten Platz zwischen zwei Topfpalmen aus beobachtete er Penbrook, der an seinem gewohnten Tisch das Souper einnahm.
    War die Hautfarbe des Mannes echt? Mußten die Monde der Fingernägel nicht ebenso dunkel schimmern wie die Haut der Hand? Und bewegte sich der schmale Strich des Bartes auf der Oberlippe nicht auf eine seltsame Art? Cleys Zweifel wurden tiefer.
    Er suchte den Hoteldirektor auf.
    »Ich möchte das Zimmer von Mr. Penbrook ohne sein Wissen durchsuchen«, verlangte er.
    Jeder Hoteldirektor der Welt fürchtet nichts mehr als einen Skandal. Auch der Direktor des Carltons zeigte sich im höchsten Maße beunruhigt.
    »Muß es sein? Welche Verdachtsgründe haben Sie?«
    Cley konnte nichts vorweisen, außer dem Taschentuch. Der Direktor lachte ihn aus und verbot ihm jede Belästigung des gutzahlenden Gastes.
    Der Hausdetektiv fügte sich scheinbar, aber er ließ den angeblichen Orangenhändler an diesem Abend nicht aus den Augen. Penbrook wechselte aus dem Speisesaal in die Bar hinüber und blieb dort bis Mitternacht. Wenig später fuhr er mit dem Lift zu seinem Zimmer auf der dritten Etage.
    Cley benutzte die Treppe. Er schloß die Tür zu Zimmer 307 auf, das im Augenblick nicht belegt war.
    Das Carlton-Hotel war so eingerichtet, daß sich jeweils zwischen zwei Zimmern ein Bad befand. Dieser Raum war von beiden Zimmern aus durch eine Tür zu erreichen, jedoch wurde gewöhnlich eine dieser Türen verschlossen gehalten.
    Cley betrat das Zimmer 307 auf den Zehenspitzen. Er schaltete kein Licht ein, sondern näherte sich lautlos der Badezimmertür. Länger als eine Viertelstunde wartete er, ohne sich zu bewegen. Dann hörte er, wie von der anderen Seite das Badezimmer betreten wurde. Gleich darauf fiel ein schmaler Lichtstreifen unter der Tür her.
    Penbrook, der von Zimmer 306 aus den Baderaum betreten hatte, rumorte darin. Cley hörte, wie er Wasser laufen ließ. Der Detektiv mußte eine kleine Hemmung überwinden, bevor er sich bückte und das Auge an das Schlüsselloch preßte. Er konnte nur einen schmalen Ausschnitt des Badezimmers und die gegenüberliegende Tür sehen. Penbrock selbst befand sich außerhalb seines Blickfeldes.
    Cley vernahm zwar sein Hantieren, konnte ihn aber nicht sehen. Trotzdem verharrte er auf seinem Beobachtungsposten, da Penbrook ja sein Blickfeld passieren mußte, wenn er in sein Zimmer zurückging.
    Er wartete länger als zwanzig Minuten. Dann tauchte eine Gestalt im Bademantel in seinem Blickfeld auf und ging, ihm den Rücken zuwendend, auf die Tür zum Zimmer 306 zu. Bevor der Mann den Baderaum verließ, streckte er die Hand aus und drehte den Lichtschalter. Cley hörte, wie die gegenüberliegende Tür ins Schloß fiel.
    Der Detektiv richtete sich auf. War das überhaupt Penbrook gewesen? Cley glaubte, in der kurzen

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