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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Haar kam zum Vorschein.
    Der Hut und die Perücke fielen auf den Mantel. Noch einmal griff die Hand zum Gesicht und nahm die Hornbrille ab.
    Vor mir stand, mit einem kalten Lächeln, aber flackernden Augen, John Morgan.
    ***
    »Schrei, G-man!« sagte er leise. »Warum schreist du nicht?«
    Ich fühlte meine Zunge wie einen Klumpen in meinem Mund. Meine Glieder waren gelähmt, als wären sie steifgefroren.
    Die Hand des Teufels fuhr in die Seitentasche seiner Jacke. Langsam wie ein selbständiges Wesen kroch sie wieder hervor. Ein leichter Druck des Daumens. Zwischen den Fingern blitzte die Klinge eines Messers auf.
    Mein Gehirn arbeitete wieder.
    »Deine Marterpfahl-Absichten wirst du hier nicht verwirklichen können, Morgan«, sagte ich kalt. »Soviel Zeit hast du nicht, denn ich kann dir nicht dafür garantieren, daß ich nicht doch noch schreie, wenn die Schmerzen zu stark werden.«
    »Warum schreist du jetzt nicht?« fragte er tonlos.
    »Das Vergnügen gönne ich dir nicht.«
    Ich sah, wie seine Gestalt sich krümmte. Das Lächeln um die Lippen wurde tiefer und grausamer. Sein Fuß hob sich. Er tat einen langen schleichenden Schritt auf mein Bett zu.
    Ich hob die Faust und schmetterte sie auf die Nachttischlampe. Knallend zerplatzte die Birne. Ein paar blaue Funken sprühten.
    Ich schwang herum, die Beine nach links heraus. Ich fühlte den Anprall, als Morgan gegen meine Füße rannte, und ich hörte einen unterdrückten Schmerzenslaut. Die Eisenkonstruktion an meinem gegipsten Fuß mußte ihn an der Brust oder im Magen getroffen haben.
    Ich riskierte einen Salto rückwärts aus dem Bett heraus. Es blieb mir keine andere Wahl. Wahrscheinlich brach ich mir noch einiges. Ich dachte nicht einmal daran.
    Schwer schlug ich auf dem Boden auf. Aus dem gebrochenen Fuß zuckte der Schmerz wie ein Blitz bis in mein Gehirn. Er war von fast betäubender Kraft. Einen Herzschlag lang drohte er, mich in eine Ohnmacht zu werfen.
    Ich stieß beide Hände gegen das Bett. Wie alle Krankenhausbetten stand es auf Rädern. Es rollte, stieß gegen den Nachtschrank und riß ihn um.
    Durch die gepolsterte Innentür drang dumpf die Stimme des Cops.
    »Hallo, Doktor. Das Licht im ganzen Haus ist ausgegangen! Hallo, Doc, öffnen Sie!«
    Ich konnte nicht rufen. Ich rutschte nach rechts. Dort stand ein Stuhl. Wenn ich ihn in die Finger bekam, wurden meine Chancen besser.
    Das Geräusch, das ich verursachte, leitete den Teufel. Ich hörte seine raschen, fast lautlosen Schritte.
    Der Cop hämmerte auf der Klinke herum.
    Meine Hände berührten den Stuhl, tasteten sich an ihm noch, faßten die Lehne.
    Ich fühlte die Nähe eines Mannes, hörte seinen Atem. Blind schlug ich um mich. Der Stuhl traf irgend etwas. Ich hörte ein gekeuchtes. »Verdammt«. Ich rollte mich nach rechts, ohne den Stuhl loszulassen. Er schepperte auf der Erde. Gleichzeitig klang ein dumpfer Aufprall. Morgan hatte sich auf die Stelle gestürzt, an der ich mich noch vor Sekunden befunden hatte.
    Ich mußte auf die Beine kommen. Ich sprang auf. Wieder zuckte der Schmerz aus meinem Fuß hoch, aber ich blieb stehen.
    Die Tür erschütterte jetzt unter den Fußtritten des Polizisten. Ich hörte den fernen Lärm vieler Stimmen.
    Ich stand in der äußersten rechten Ecke des Zimmers, den Stuhl vor der Brust erhoben.
    Morgan brüllte plötzlich laut: »Ich fasse dich doch, G-man!«
    Im gleichen Augenblick sprang die Tür unter den Fußtritten des Cops aus dem Schloß und schlug weit auf. Auf dem Flur brannte jetzt nur die Notbeleuchtung. Sie gab zu wenig Licht, tun das Zimmer zu erhellen, aber die Gestalt des Polizisten hob sich wie ein Schattenriß ab.
    »Nieder!« schrie ich. »Deckung!«
    Das Mündungsfeuer einer Pistole blitzte bläulich auf. Der Cop schrie und fiel.
    Ich warf mich auf die Erde. Wieder bellte die Pistole. Ich hörte die Kugeln an der Wand schrammen. Der Teufel gab seinen Plan auf. Er versuchte, mich mit einer Kugel aus der Welt zu schaffen. Halten Sie mich meinetwegen für verrückt, aber schon das kam mir wie ein Sieg vor.
    Ein schwerer Polizeirevolver bellte. Der Polizist feuerte. Holz splitterte.
    John Morgan schoß wie ein Verrückter um sich. Das Mündungsfeuer zuckte. Ich hielt immer noch den Stuhl. Ich wälzte mich auf den Rücken und schleuderte den Stuhl.
    Ein gräßlicher Fluch antwortete. Etwas schepperte auf den Fußboden.
    Noch einmal bellte der Cop-Revolver. Knirschend zerriß Stoff. Für eine Sekunde sah ich die Gestalt John Morgans gegen den

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