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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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helleren Nachthimmel vor dem Fenster. Dann verschwand sie in der Tiefe.
    »Er ist aus dem Fenster gesprungen!« rief ich. »Komm, Sergeant! Schnell!«
    Der Schattenriß des Polizisten hob sich vor der Notbeleuchtung ab. Er tat zwei schwankende Schritte ins Zimmer hinein. Dann brach der Mann stöhnend zusammen.
    In diesem Augenblick flammte auf dem Flur das volle Licht auf. Eine Sekunde später wurde es auch in dem verwüsteten Zimmer hell. Die Hand eines Assistenzarztes hatte die Deckenbeleuchtung eingeschaltet.
    Ich stürzte an das Fenster. Dunkel lag der Garten, nur ein Stockwerk tiefer als mein Zimmer. Nichts war zu erkennen.
    Der Assistenzarzt bemühte sich um den Polizisten.
    »Eine Tragbahre!« fuhr er zwei Schwestern an, die mit flatternden Röcken aus dem Zimmer stürzten.
    Die Uniform des Beamten war voll Blut, aber er hatte die Augen geöffnet. Ich suchte nach seiner Hand.
    »Danke, Sergeant«, sagte ich. Er lächelte.
    ***
    Zehn Minuten später suchten die Besatzungen von zwei Dutzend Streifenwagen den Hospitalgarten und die Umgebung des Krankenhauses ab. Der Polizist lag bereits auf dem Operationstisch, damit ihm Morgans Kugeln aus dem Körper gepflückt werden konnten.
    Phil erschien, völlig außer Atem.
    »Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß er hier eindringt«, keuchte er.
    Nach der Operation des Polizisten kam Dr. Clesten in mein Zimmer. Er starrte lange auf den Mantel und die Perücke.
    »Wie ich soll er ausgesehen haben«, brummte er. »Sie müssen blind gewesen sein, Cotton.«
    »So ungewöhnlich sehen Sie nicht aus, Doc«, grinste ich. »Besonders nicht bei spärlicher Beleuchtung.«
    Er sah mich überrascht und grimmig an. Dann bellte er:
    »Stehen Sie nicht herum! Ins Bett mit Ihnen. Glauben Sie, Sie wären zu solchen Turnübungen gesund genug? Zeigen Sie Ihren Fuß! Ich wette, er ist nur noch ein Haufen wertloser Knochen!«
    ***
    Es war nicht ganz so schlimm, wie Dr. Clesten es erwartet hatte, aber es war schlimm genug. Sie brummten mir noch einmal drei Wochen Krankenhausaufenthalt auf. Und danach erschien Mr. High im Krankenhaus und verordnete mir vier Wochen Erholungsurlaub in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Phil nahm seinen Jahresurlaub, und gemeinsam flogen wir nach Florida und badeten am Strand der Millionäre. Und während wir uns im warmen Sand wälzten, geschah im vor Hitze kochenden New York folgendes.
    Die Suche nach John Morgan war in jener Nacht, in der er ins Krankenhaus eingedrungen war, erfolglos geblieben. Am nächsten Tag startete John D. High in Zusammenarbeit mit dem Präsidenten der Stadtpolizei eine der ganz großen Fahndungsaktionen, vielleicht das größte Unternehmen dieser Art, seitdem John Dillinger gesucht und gefunden wurde.
    Aber Dillinger hatte eine Freundin, die die Polizei kannte, und es genügte, das Mädchen lange genug zu beobachten und abzuwarten, bis Dillinger in die Falle ging.
    John Morgan besaß keine Freundin. Er besaß überhaupt keinen Menschen, den er kannte und dem er vertraute. Er war ein Einzelgänger, ein einsamer Tiger im Dschungel New Yorks. Von Dillinger konnte man erwarten, daß er neue Verbrechen begehen würde, und dadurch seinen Aufenthaltsort verriet.
    John Morgan würde mit einiger Wahrscheinlichkeit kein Verbrechen mehr begehen, außer dem einen: den Mord an mir. Und noch einen Vorteil besaß der Teufel gegenüber dem ehemaligen Staatsfeind Nr. 1. Er verstand viel von der Kunst der Maske.
    Klar, daß Mr. High dafür sorgte, daß mein Reiseziel, ja sogar die Stunde der Abreise geheimgehalten wurden. In einem Krankenwagen wurde ich zum Flughafen geschafft, wo Phil bereits wartete.
    Zu diesem Zeitpunkt suchten alle New Yorker Polizisten, alle G-men und alle staatlichen Kriminalbeamten bereits seit drei Wochen nach Morgan. Sondertrupps durchkämmten nachts New Yorks fragwürdige Viertel. Eine Menge kleines Gaunergemüse blieb in diesem Netz hängen, auch wurden vier oder fünf schwerere Jungs gefaßt, aber John Morgan fing sich nicht in den Maschen.
    Am Abend des Tages, an dem Phil und ich nach Florida flogen, sah der Hausdetektiv des Carlton-Hotels, eines Hotels erster Klasse auf der 5. Avenue, wie Mr. Penbrook die Treppe zur Halle hinunterkam. Mr. Penbrook wohnte seit drei Wochen im Carlton.
    Nach seiner Aussprache schien er aus dem Süden der Vereinigten Staaten zu stammen, wofür auch, trotz seines englischen Namens, die dunkle Tönung seiner Haut, die Schwärze seines Haares und des schmalen Schnurrbärtchens

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