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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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unterzutauchen.«
    »Sorgen Sie dafür, daß er erfährt, daß ich wieder in der Stadt bin, und, er wird zurückkommen«, sagte ich.
    Der Chef zog die Augenbrauen hoch.
    »Aus diesem Grunde habe ich Sie nicht nach Florida geschickt, Jerry. Ich will nicht, daß Sie noch einmal mit Morgan in Berührung kommen.«
    »Die Sache muß erledigt werden«, beharrte ich. »Wir können nicht Monate darauf warten, daß Morgan uns durch einen Zufall ins Garn läuft. Ich bin das sicherste Lockmittel für ihn.«
    Der Chef und ich konnten uns nicht einigen. Schließlich war es Phil, der die Debatte beendete, indem er sagte:
    »Und wie willst du ihm deine Rückkehr anzeigen? Willst du eine Annonce in die Zeitung einrücken lassen: Vom Urlaub zurück? G-man Jerry Cotton?«
    Das war immöglich.
    »Ich habe hier eine Falschgeldangelegenheit für Sie, Jerry«, sagte Mr. High. »Da sind vor einer Woche in Boston Zehn-Dollar-No ten auf getaucht, die…«
    ***
    Der Chef irrte, Phil und ich und die G-men, die Nacht für Nacht schon ohne jede Hoffnung New York nach dem Teufel durchkämmten, wir alle irrten. John Morgan befand sich noch in New York.
    Er hatte es nie verlassen, aber er hatte es gewissermaßen seit der Schießerei in der Kneipe auch nicht mehr betreten.
    Er hauste in dem Hinterzimmer einer schäbigen, unordentlichen Wohnung in der 155. Straße. Seit Wochen lag er auf der Couch, starrte aus dem Fenster auf den engen Hinterhof, ging manchmal mit großen Schritten stundenlang auf und ab. Er sprach wenig und antwortete fast nie auf das pausenlose Geschwätz des alten Mannes, der von Zeit zu Zeit in das Zimmer kam, ihm das Essen brachte und nach seinem Arm sah.
    Morgan lag auf der Couch. Er drehte nur den Kopf, als die Tür geöffnet wurde. Doc Treyton, weit über sechzig, alt, dürr, klapprig, mit dem Gesicht eines Geiers, schob sich ins Zimmer, ein Tablett balancierend.
    »Hallo, Doc«, sagte Morgan.
    »Morgen, Söhnchen«, kicherte der Alte und setzte das Tablett vorsichtig ab. »Gut geschlafen?«
    Er erwartete keine Antwort, und er erhielt auch keine. Er näherte sich der Couch.
    »Laß mich deinen Arm sehen, Söhnchen.«
    Er beugte sich über den Liegenden, knöpfte das Hemd auf und streifte es über die Schulter herunter. Die Schußwunde war mit einem großen Heftpflaster verklebt, das Treyton kurzerhand herunterriß.
    Eine Kreuznarbe wurde sichtbar.
    »Sieht sehr gut aus«, brummte Treyton. »Ja, der alte Doc versteht es immer noch, einem Burschen ’ne Kugel aus dem Körper zu pflücken. Möchte wohl wissen, was du gemacht hättest, Söhnchen, wenn du nicht an den alten Treyton geraten wärst. Die Bullen hätten dich gestellt. Es hätte 'ne bildschöne Schießerei gegeben und dann hättest du im Rinnstein gelegen, und dein Blut hätte eine schöne große Lache gebildet.«
    »Ist der Arm okay?« fragte Morgan.
    »So gut wie neu«, kicherte Treyton. »Schießt du links oder rechts? Nein, ich weiß, du schießt rechts. Als du kamst, hieltst du deine Kanone in der rechten Hand. - Hihi, als wenn der alte Treyton vor einer Kanone Angst hätte.«
    Über Morgans Lippen zuckte ein Lächeln.
    »Es war nur Vorsicht. Du hättest deine Einstellung geändert haben können.«
    Die Vogelaugen des Alten blitzten zornig. Seine wenigen Haare auf dem fast kahlen Schädel schienen sich zu sträuben.
    »Nie«, fauchte er. »Wer Krieg mit den Cops führt, ist immer mein Freund. Ich vergesse es den Bullen nicht, daß sie mir meine schöne Praxis ausgeräumt haben, daß sie mich auf zehn Jahre hinter Gitter schickten, und daß sie es so weit brachten, daß mir die Ausübung meines Berufes verboten wurde.«
    Er kicherte schon wieder. »Hei, hatte ich eine schöne Praxis, ein richtiges Sanatorium, ein großes Haus, draußen in Richmond. Zwölf Zimmer standen mir zur Verfügung, die Behandlungsräume nicht gerechnet. Ich sage dir, Söhnchen, es waren goldene Zeiten, jene Jahre zwischen 1920 und 1935. Die großen Gangster der River-Side, selbst die Burschen aus Chicago waren meine Stammkunden. Wer immer von ihren Leuten bei den Straßenschlachten angekratzt worden war, sie schickten ihn zu mir, damit ich ihn kurierten und wieder fit machte. Ich habe Lucky Luciano behandelt, als er noch ein unbekannter Gangläufer war und sich im Dienste von Tot Hugheens ein paar Kugeln von Brians Leuten einfing, die damals den Hafen beherrschten. Roc, der Schläger hat vier Monate bei mir zugebracht, als er sich 1929 mit Hugheen verfeindet hatte und Hugheen ihn mit einer

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