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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Dollar eine große Summe, um dem elektrischen Stuhl zu entgehen?« fragte er.
    Morgan antwortete nicht. Dann sagte er langsam:
    »Ich besaß nicht einen Dollar darüber hinaus.«
    Treyton fiel in sein gewöhnliches Kichern. »Ich kann einen Mann ganz gut taxieren, Söhnchen, ohne seine Brieftasche zu sehen.«
    Morgan zündete sich eine Zigarette an.
    »Rufst du heute abend wieder die Nummer an?«
    »Klar, das gehört zur Vereinbarung.« Er beugte sich näher zu Morgan.
    »Ist es die Nummer des Burschen, auf den du scharf bist?«
    Der Teufel antwortete nicht.
    »Er meldet sich nie. Er scheint nicht in New York zu sein.«
    »Ich weiß«, antwortete Morgan leise, »aber er wird zurückkommen.«
    ***
    Am ersten Abend, den ich allein zu Hause verbrachte, läutete gegen neun Uhr das Telefon. Ich nahm den Hörer ab und meldete mich mit meinem Namen.
    Niemand antwortete, aber ich hörte das Atmen eines Menschen.
    »Hallo! Melden Sie sich!« rief ich.
    Statt dessen wurde eingehängt.
    Ich zuckte die Achseln und legte den Hörer auf.
    Keine zehn Minuten später kingelte es erneut. Wieder meldete ich mich. Dieses Mal wurde sofort eingehängt.
    ***
    »Er ist zurück!« schrie Treyton und seine Augen leuchteten.
    Morgan war mit einem Satz von der Couch. Er packte den Alten bei den Rockaufschlägen.
    »Bist du sicher?«
    Der Gangster-Arzt blinzelte listig.
    »Er heißt Cotton, nicht wahr?«
    Morgan nickte stumm.
    »Siehst du! Ich habe zweimal angerufen, weil ich dachte, ich könnte mich verwählt haben, aber er meldete sich auch beim zweiten Mal. Bist du zufrieden?«
    Der ›Teufel‹ hatte den Alten losgelassen und ging mit großen Schritten im Zimmer auf und ab. Plötzlich blieb er wieder vor dem Doktor stehen.
    »Hör zu!« sagte er in hartem, befehlshaberischen Ton. »Ich brauche eine neue Pistole, einen Wagen und nach Möglichkeit eine Maschinenpistole. Ich brauche andere Klamotten. Außerdem mußt du in ein Geschäft für Theaterbedarf gehen und mir folgende Sachen kaufen: einen Schminkkasten, eine dunkle Perücke, eine…«
    »Hast du Geld?« unterbrach Treyton in höhnischem Tonfall.
    »Geld? Du hast zehntausend Dollar von mir bekommen. Du wirst die Hälfte davon für die Einkäufe verwenden. Fünftausend sind auch noch eine schöne Summe für einen alten Mann.«
    Treyton lachte. Es klang, als kollerten Blechbüchsen gegeneinander.
    »Ich rücke keinen Cent heraus, mein Junge. Und selbst, wenn du noch Geld hättest, so würde ich nicht eine einzige Besorgung für dich machen. Ich habe es nie getan. Ich befreie dich und deinesgleichen von den Kugeln, die man euch in den Körper jagt, aber sonst tue ich nichts für euch! Ich soll dir ’ne Maschinenpistole besorgen!? Und dann gehst du auf die Straße, knallst um dich, und wenn sie dich fassen, so sagst du: ›Die Gun hat mir der alte Doc Treyton besorgt‹, und sie setzen mich neben dich auf den elektrischen Stuhl und braten uns zusammen.«
    »Halt’s Maul, alter Satan«, zischte Morgan und shlug Treyton ins Gesicht. Der Arzt taumelte rückwärts, fing sich aber an einer Art Schreibtisch, der in einer Ecke stand.
    Morgan ging ihm nach.
    »Ich bekomme das Geld, und wenn ich jeden Dollar einzeln aus dir herausquetschen muß«, knurrte er.
    Doc Treyton zog mit einer für sein Alter überraschend geschmeidigen Bewegung eine Schublade auf, griff hinein und hielt Morgan die eigene Pistole unter die Nase, die er ihm abgenommen hatte, als er blutend und erschöpft in jener Nacht vor seiner Tür stand.
    »Keinen Schritt!« kreischte er. »Oder ich jage dir die Kugel wieder hinein, die ich dir herausgenommen habe, aber an eine bessere Stelle!«
    Der Teufel reagierte blitzschnell. Bevor Treyton den Sicherungshebel zurückschieben konnte, hatte er sein Handgelenk gepackt. Treyton drückte verzweifelt auf den Abzug, aber kein Schuß löste sich.
    Nur wenige Sekunden konnte der alte Mann Widerstand leisten. Morgan schlug ihm die ireie Faust ins Gesicht. Treyton wankte. Der ›Teufel‹ griff zu, riß ihm die Pistole aus der Hand und schmetterte dem schon Zusammensinkenden auf den Schädel. Der Arzt fiel auf das Gesicht.
    Morgan betrachtete ihn kalt für zwei Sekunden. Dann machte er sich daran, die Wohnung nach dem Geld zu durchsuchen. Er durchwühlte das Schlafzimmer des Mannes, seinen Wohnraum, die Küche, das Zimmer, in dem er selbst gehaust hatte, aber alles, was er fand, war ein Einkaufsportemonnaie auf dem Küchentisch, das knappe zwanzig Dollar enthielt. Als er Treytons

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