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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Aktenschrank durchseuchte, fiel ihm ein Bankauszug in die Hände, aus dem er ersah, daß der Alte drei Tage nach Morgans Ankunft zehntausend Dollar auf sein Konto eingezahlt hatte. Morgan begriff, daß es sinnlos war, weiter nach dem Geld zu suchen.
    Er ging in seinen Aufenthaltsraum zurück. Treyton lag auf der Erde und rührte sich. Morgan stieß ihn an.
    »Du wirst einen Scheck unterschreiben, Klappergestell!«
    Er bekam keine Antwort. Er bückte sich und wälzte den Mann auf den Rücken. Treytons Augen standen offen. Aus einem seiner Ohren sickerte ein wenig Blut.
    John Morgan zuckte die Achseln. In der Schublade, aus der der Alte die Pistole genommen hatte, fand er das zweite, noch volle Magazin. Er inspizierte Treytons Kleiderschrank, aber außer einem Trenchcoat konnte er nichts von den hoffnungslos unmodernen Sachen des Docs brauchen.
    Noch einmal ging er zu dem Toten zurück und untersuchte die Taschen seines Anzuges. Er fand eine Brieftasche, die an die dreihundert Dollar enthielt. Er steckte das Geld ein. Dann verließ er die Wohnung.
    ***
    Kurz vor Mitternacht klingelte mein Telefon zum drittenmal an diesem Tag. Ich hatte gerade geduscht, war im Bademantel und damit beschäftigt, mein edles Haupt zu trocknen. Ich ging ins Wohnzimmer, frottierte einhändig weiter und meldete mich.
    »Erkennst du meine Stimme noch?« fragte ein Mann.
    Ich ließ mein Handtuch sinken.
    »Morgan!« stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
    »Wie geht’s dir, G-man? Wieder in Ordnung?« fragte er in einem Ton, als wäre er ein alter Freund, aber durch seine Stimme wehte Eiseskälte.
    Ich näherte mich dem Fenster, von dem aus ich die Telefonzelle sehen konnte, von der Morgan mich schon einmal angerufen hatte. Nein, die Zelle war dunkel. Niemand stand darin.
    »Ja«, sagte ich. »Ich bin wieder fit genug, um dich endlich zu fassen.«
    »Auch ich bin in Ordnung«, antwortete er mit leisem Lachen. »Der alte Doc Treyton hat mich wieder zusammengeflickt. Kennst du ihn?«
    »Nein«, antwortete ich gepreßt.
    »Geh in die 155. Straße und sieh ihn dir an. Er liegt dort. Ich klopfte ihm ein wenig auf den Schädel, weil er kein Geld herausrücken wollte. Er hat es nicht vertragen.«
    In mir brach etwas. »Du Lump!« brüllte ich voller Wut, einer Wut, die ohnmächtig war.
    Ich hörte, daß er lachte, als hätte ich einen Witz gemacht.
    »Deine Nerven sind in der Zwischenzeit nicht besser geworden. G-man«, höhnte er. »Warum regt dich der Tod eines Gangster-Doktors auf? Meine Bilanz wird dadurch nicht groß verändert.«
    »Komm endlich, Morgan«, knirschte ich. »Komm und versuche es mit mir!«
    »Ich werde kommen, G-man«, antwortete er. »Oder vielleicht wirst du zu mir kommen müssen!«
    Es knackte. Er hatte aufgelegt.
    Ich zog mich an, alarmierte unsere technische Kommission und ließ die Wohnung Doc Treytons feststellen. Eine halbe Stunde später standen Phil und ich in der Wohnung vor einem Toten.
    »Das ist der letzte Mensch, den er umgebracht hat«, stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
    »Hoffentlich«, sagte Phil voller Skepsis, und ein rascher Seitenblick streifte mich.
    ***
    Der ›Teufel‹ fuhr durch die Straßen New Yorks. Es war Abend, ziemlich genau vierundzwanzig Stunden nach dem Mord an Doc Treyton.
    Morgan saß hinter dem Steuer eines Studebakers. Er hatte den Wagen vor einer halben Stunde von einem Parkplatz gestohlen, und er wußte, daß der Diebstahl noch nicht bemerkt worden war. Er hatte den Besitzer und zwei seiner Freunde beobachtet, als sie den Wagen verließen und ein vornehmes Eßlokal in der 18. Straße betraten. Die Männer sahen so aus, als würden sie zwei oder drei Stunden in dem Lokal bleiben.
    Morgan steuerte den Wagen durch die Straßen von ›Little Italy‹, jener Gegend, die hauptsächlich von italienischen Einwanderern bewohnt wird. Die Straßen sahen aus, als lägen sie nicht in New York, sondern in Neapel.
    Morgan parkte den Wagen und ging zu Fuß weiter. Einmal drückte er sich in einen Hausflur, als zwei Cops die Straße hinunterkamen. Ein Junge lief ihm in den Weg, ein Boy von vielleicht sieben oder acht Jahren.
    Morgan sprach ihn an.
    »Kannst du mir einen Gefallen tun?« fragte er und hielt ein 50-Cent-Stück hoch.
    »Gerne, Sir«, antwortete der Junge. Er hatte wirre, schwarze Haare, eine samtbraune Haut und die herrlichen dunklen Augen der Süditaliener, aber sein Englisch war schon akzentlos.
    Der ›Teufel‹ gab ihm das Geldstück und den Autoschlüssel.
    »Dreihundert Yards

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