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0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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der Angestellten ergaben doch ein leidliches Bild des Ablaufes des Überfalles.
    »Er ging vollkommen rücksichtslos mit seiner MP um«, sagte er. »Ein wahrhafter Teufel!«
    »Ein Mann nur?« fragte einer der Scotland-Y ard-Leute.
    Dopling zuckte die Achseln. »Hört sich unwahrscheinlich an, ich weiß es, aber es scheint wirklich so gewesen zu sein.«
    »Und ein alter Mann?« erkundigte sich ein zweiter unserer Gäste.
    »Er wird als grauhaarig und eher sechzig als fünfzig Jahre alt beschrieben. Offensichtlich hat er sich als angeblicher Vertreter in das Gebäude geschlichen. Der Empfangsportier sprach mit ihm.«
    »Eine Maske?« fragte ich.
    »Wahrscheinlich. Denn nach Aussagen des Portiers muß der falsche Vertreter so wacklig auf den Beinen gewesen sein, daß er kaum einen Füllfederhalter heben konnte, geschweige denn eine Maschinenpistole.«
    »Wissen Sie nicht einen Mann, der für einen solchen Überfall als Einzelgänger in Frage kommt?« erkundigte sich Mr. Smith.
    Dooling sah ihn erstaunt an.
    »Oh«, sagte Smith. »Ich kenne alle Leute in London, die für solch einen Überfall in Frage kommen.«
    Der Inspektor rieb sich den Kopf.
    »Ihre Frage ist berechtigt, Mr. Smith. Die Sache hier ist von keinem Anfänger gedreht worden. Fragen Sie unseren Freund Cotton. Er müßte wissen, welcher Gangster die nötige Routine und die entsprechende Brutalität besitzt und sich außerdem auf freiem Fuß befindet.«
    Bei diesen Worten zuckte mir der Name John Morgan durch das Gehirn, aber Morgan war ein Mann, der ein Rauschgiftgeschäft zu starten versucht hatte.
    Mit Banküberfällen hatte er nie Kontakt gehabt. Nach einer Sekunde des Überlegens verzichtete ich darauf, den Namen zu nennen, sondern half mir mit einem Achselzucken und einem Grinsen.
    »Der Bursche hat zwei Leute getötet«, fuhr Dooling ernst fort. »Er erschoß den Fahrer und einen der Begleiter. Außerdem verletzte er den zweiten Begleiter sehr schwer und den Pförtner leicht.«
    Ein Polizist trat auf Dooling zu, salutierte und meldete:
    »Sir, wir sind auf einen Studebaker-Wagen aufmerksam geworden, der auf der University-Avenue parkt. Sergeant Farbit läßt Sie bitten, sich das Auto einmal anzusehen.«
    Mit uns im Gefolge marschierte der Inspektor unter Führung des Cops zu dem Wagen. Er stand friedlich zwischen drei anderen Fahrzeugen, bewacht von dem Sergeanten.
    Dooling steckte seinen Kopf in das Innere, stieß einen Pfiff aus und richtete sich wieder auf.
    »Sehen Sie sich das einmal an, Cotton«, sagte'er.
    Ich beugte mich vor und blickte in den Fond hinein. Auf dem Sitz lag zusammengeknüllt ein grauer Arbeitskittel, eine große braune Aktentasche und ein paar verstreute Dollarbündel. Auf dem Boden entdeckte ich ein undefinierbares, graues Etwas, das ich zunächst nicht zu erkennen vermochte. Erst als ich es vorsichtig mit den Fingerspitzen auseinanderzupfte, sah ich, daß es eine Perücke und ein falscher Schnurrbart waren. Daneben aber schimmerte der Lauf einer Maschinenpistole.
    »Kein Zweifel«, wandte ich mich an Dooling. »Hier hat er das Geld umgepackt und sich seiner Maske und seiner Maschinenpistole entledigt. Ihr Täter ist nicht sechzig Jahre alt, sondern dreißig oder höchstens vierzig, und er ist so glatt rasiert wie Sie und ich.«
    Die Scotland-Yard-Beamten sahen sich der Reihe nach die Indizien an. Ich wartete gespannt, ob einer von ihnen eine Lupe zücken würde, wie das immer in den Geschichten von Sherlock Holmes beschrieben wird, aber keiner tat mir den Gefallen, meine Vorurteile zu bestätigen.
    Dooling untersuchte das Auto. In der Seitentasche entdeckte er die Papiere. Der Studebaker gehörte einem Leihwagen-Verleih. Der Inspektor hielt sie triumphierend hoch.
    »Ich denke, jetzt kriegen wir ihn!« rief er. »Ich hoffe, der Verleiher kann ihn beschreiben.«
    »Freuen Sie sich nicht zu früh«, warnte ich. »Vielleicht hat er sich den Wagen in der Maske einer jungen Dame gepumpt.«
    Ich wandte mich an die Briten.
    »Genug gesehen, Gentlemen? Wie wäre es, wenn wir unsere Tour fortsetzten?«
    Sie wechselten ein paar Worte miteinander, dann sagte Smith:
    »Wenn es Ihnen, Mr. Decker und dem Inspektor recht ist, dann würden wir die weiteren Nachforschungen in diesem Fall gern verfolgen.«
    Der Wunsch der Gäste war uns Befehl. Ich weiß nicht, ob Dooling sich im Laufe des Tages wohl fühlte, aber ich möchte es bezweifeln. Wer zieht schon gern einen Schwanz von acht schweigsamen, aber sehr sachverständigen Männern hinter

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