Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0102 - Der Satan mischt die Karten

0102 - Der Satan mischt die Karten

Titel: 0102 - Der Satan mischt die Karten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
sich her, die zwar keine Kritik äußern, aber von denen man weiß, daß sie sich ihre Gedanken über jede Frage machen, die man stellt?
    Die Männer von Scotland Yard begleiteten den Inspektor des 63. Reviers zu dem Autoverleiher. Sie hingen an seinen Rockschößen, als er den Pförtner im Krankenhaus interviewte, und sie standen neben ihm im Laboratorium, als er sich über das Ergebnis der technischen Untersuchung berichten ließ. Dooling verzichtete auf eine Mittagspause, und die Engländer verzichteten mit ihm.
    Phil und ich verzichteten nicht. Um drei Uhr drückten wir uns, nachdem wir mit unseren Freunden verabredet hatten, sie am Abend auf dem 63. Revier abzuholen. Wir machten uns einen dienstfreien Nachmittag, von dem wir einen guten Teil auf dem Dachgarten des Waldorf-Hotels verbrachten. Erst als die Dämmerung hereinbrach, fuhren wir hinunter.
    Die Zeitungsjungen schrien die Spätausgaben aus. Der Überfall ergab eine knallige Schlagzeile. Ich kaufte ein Blatt.
    »43 000 Dollar geraubt, zwei Menschen getötet, zwei Menschen schwer verletzt. Ein wahrhafter Teufel!«
    Ich hatte diese Bezeichnung heute schon einmal gehört. Dooling hatte sie gebraucht. Ein Zufall, daß der Zeitungs-Schreiber den Gangster genauso bezeichnete.
    Ich las, daß in der Aktentasche genau fünfzigtausend Dollar gewesen waren. Davon hatte der Gangster dreiundvierzigtausend Scheine erbeutet, den Rest hatte er beim Umpacken im Wagen verstreut. Die Zeitung schloß ihren Artikel mit dem emphatischen Aufruf an die Polizei:
    »Faßt diesen Teufel!«
    »Dooling bekommt Ärger mit der Presse, wenn er den Burschen nicht rasch faßt«, sagte ich zu Phil. »Die Reporter scheinen entschlossen, einen dicken Fall aus der Sache zu machen.«
    Wir erreichten einen Taxistand.
    »Ich finde, es ist eine dicke Sache«, sagte Phil, während wir einstiegen.
    Ich nannte dem Fahrer die Adresse des 63. Reviers und antwortete Phil:
    »Dreiundvierzigtausend Dollar sind keine dicke Sache!«
    »Zwei Tote und zwei Angeschossene auch nicht?«
    »Doch, selbstverständlich. Ich meine nur…«
    »Ich meine überhaupt nicht das Ergebnis des Überfalls«, unterbrach Phil. »Ich meine die Art, in der er durchgeführt worden ist. Nich nie hat ein einzelner Mann einen Geldtransport überfallen. Das war immer das typische Bandenverbrechen. Der Gangster, der in der Torshire-Company auftauchte, ist schlau, gerissen, brutal und ohne jede Furcht. Er hatte bei seiner Tat jede Chance, eine Kugel abzubekommen, aber nach der ganzen Art seines Vorgehens muß ich sagen, daß er daran nicht einmal gedacht hat.«
    »Vielleicht hat er nichts mehr zu verlieren«, antwortete ich.
    Phil warf mir einen raschen Blick zu. »Einen Kopf hat jeder zu verlieren, es sei denn, er hätte ihn schon ohnedies verwirkt.«
    Wieder dachte ich an John Morgan, aber auch jetzt sprach ich den Namen nicht aus.
    Die Scotland-Yard-Männer erwarteten uns vor dem 63. Revier. Die beiden FBI-Wagen standen an dem Bordstein.
    »War es interessant?« fragte ich.
    »O yes. Very interesting«, antwortete Smith für alle.
    »Hat Dooling einen Verdacht?«
    »O yes, ich denke«, sagte Mr. Smith, aber es war eine Höflichkeit, daß er so antwortete.
    ***
    Es ging auf zehn Uhr. Ich dachte daran, ins Bett zu gehen. Manchmal muß ich mir ja die Nächte um die Ohren schlagen, aber wenn nichts los ist, lege ich mich gern frühzeitig hin. Es ist ’ne alte Gewohnheit aus meinem Dorf in Connecticut. Dort gingen alle Leute mit den Hühnern ins Bett. Man bleibt gut in Form dabei.
    Ich nahm den letzten Schluck meines Drinks, schüttelte mich und wollte das Buch zuklappen, in dem ich gerade las, als das Telefon läutete. Ich griff zu.
    »Cotton«, meldete ich mich.
    Eine kalte Stimme sagte: »Guten Abend, G-man. Hier spricht John Morgan.«
    Vorsichtig legte ich das Buch aus der Hand, langsam nahm ich die Beine vom Tisch.
    »Verschlägt es dir die Sprache?« fragte Morgan.
    »Nein«, antwortete ich, »aber was soll dein Anruf?«
    »Hast du von dem Überfall bei der Torshire-Company gehört?«
    »Ja! Kommt er auf dein Konto?«
    »Genau. Über vierzigtausend Dollar habe ich geschnappt, G-man.«
    »Du warst mal auf Millionen scharf, Morgan. Ich sehe, daß du dich jetzt mit Trinkgeldern zufrieden gibst. Noch ’ne Weile, und du stiehlst alten Frauen die Sparkassenbücher.« Sie merken, ich wollte ihn provozieren.
    »Vierzigtausend Dollar waren genau die Summe, die ich brauche, G-man.«
    »Aber du brauchst keine zwei Tote mehr, um auf den

Weitere Kostenlose Bücher