Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0102 - Die Horde aus dem Jenseits

0102 - Die Horde aus dem Jenseits

Titel: 0102 - Die Horde aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
miteinander. Ich glaube, er schätzt mich nicht besonders. Keiner im Dorf tut das. Ich saufe den Leuten zuviel.«
    »Weshalb tun Sie’s?« fragte Bill.
    Irving Hill betrachtete sein Whiskyglas beinahe liebevoll. »Das Zeug schmeckt mir einfach.« Er hob den Kopf. »Ich könnte damit natürlich jederzeit aufhören, aber weshalb sollte ich?«
    Bill Fleming war sicher, daß Hill schon lange nicht mehr die Finger vom Schnaps lassen konnte, aber er ließ das dahingestellt. Es war nicht seine Aufgabe, Irving Hill von der Trunksucht zu heilen. Ob Rauschgiftsüchtige oder Alkoholiker - sie behaupten alle, jederzeit wieder von ihrem Laster wegkommen zu können, aber das ist in neunundneunzig von hundert Fällen nichts weiter als eine plumpe Selbsttäuschung.
    »Nachdem Sie sich von Sherman getrennt hatten, setzten Sie Ihren Heimweg fort, ist das richtig?« fragte Bill interessiert.
    Hill nickte. »Ich hatte ’ne ziemliche Schlagseite und wollte so schnell wie möglich ins Bett kommen.«
    »Ist Ihnen noch irgend jemand begegnet?«
    Irving Hill schüttelte mit geschürzter Lippe den Kopf. »Nein, niemand.«
    »Und Sie haben auch keine Vermutung, wo sich Walter Sherman zur Zeit aufhalten könnte?«
    Hill fischte sich wieder sein Glas. Er grinste. »Wenn ich ein Hellseher wäre, könnte ich es Ihnen bestimmt sagen, Mr. Fleming. Aber ich bin leider keiner. Ich bin nichts weiter als ein kleiner unscheinbarer Säufer, der von den Leuten im Dorf schief angesehen wird.« Er trank und schnalzte anschließend genußvoll mit der Zunge. »Ein edler Tropfen.«
    »Mit Maß und Ziel genossen gewiß. Aber wenn man ihn sich auf Ihre Art in die Kreisbahn jagt, bringt er einen um.«
    Irving Hill lachte. »Ich kenne keine angenehmere Möglichkeit, Selbstmord zu begehen, Mr. Fleming.«
    Bill erhob sich. Sarkastisch sagte er: »Na, dann wünsche ich Ihnen für Ihr Vorhaben gutes Gelingen.«
    »Oh, vielen Dank«, kicherte Hill und hob sein Glas demonstrativ ein weiteres Mal an seine schmalen Lippen, Der Amerikaner verließ die Kneipe.
    Gleich um die Ecke war der Dorfplatz. Bill blickte auf seine Quartz-Uhr. In zehn Minuten sollte er vor dem Brunnen Nicole Duval treffen, die mittlerweile ebenso viele Häuser abgeklappert hatte wie er. Zamorras Sekretärin war früher dran, deshalb brauchte Bill nicht auf sie zu warten. Sie tauschten alles das aus, was sie erfahren, beziehungsweise nicht erfahren hatten. Nach wie vor fehlte von Walter Sherman jede Spur.
    Nicole betrachtete die riesige Steinkröte, die auf dem breiten Sockel über dem Brunnen hockte. »Und was machen wir jetzt?«
    Bill hob die Achseln. »Einen schlechten Eindruck, wie mir scheint. Hier auf dem Dorfplatz wurde Sherman zum letztenmal gesehen. Gleich danach scheint er spurlos verschwunden zu sein.«
    »He«, zischelte Nicole plötzlich leise. Sie stieß Bill mit dem Ellenbogen an.
    »Hm?« machte Fleming.
    »Sieh mal da drüben.«
    Bills Augen folgten Nicoles Blick. Er sah zwei aneinandergebaute ebenerdige Häuser, und an je einem Fenster entdeckte er ein Gesicht, das jetzt blitzschnell hinter der Gardine verschwand.
    »Scheint fast so, als hätten diese Leute irgend etwas zu verbergen«, meinte Nicole.
    »Oder sie haben Angst«, sagte Bill.
    »Weil sie in der vergangenen Nacht etwas gesehen haben, über das sie mit niemandem sprechen wollen«, vermutete Nicole.
    »Du darfst dir aussuchen, in welches Haus du gehen möchtest«, sagte Bill.
    Nicole wies auf das rechte Gebäude. Es hatte eine gelbe Fassade. »Ich nehme das da.«
    »Gut, dann versuche ich mein Glück in der grauen Bude«, sagte Bill.
    Sie gingen auf die Häuser zu. Nicole fühlte sich beobachtet. Die Gardine am Fenster zitterte verdächtig. Das Mädchen verkniff sich ein Schmunzeln und klingelte. Ein weißhaariger Mann im Rollstuhl öffnete. Über seinen Beinen lag eine dicke braune Decke. Er trug einen selbstgestrickten Pullover und hatte kräftige, sehnige Hände. Seine Miene war leidend. Ablehnung schimmerte in seinen dunklen, fast schwarzen Augen. »Sie wünschen?« fragte er eisig.
    »Mein Name ist Nicole Duval. Ich hätte Ihnen gern ein paar Fragen gestellt, Mr. Robertson.« Der Name Jerome Robertson stand an der Tür.
    »Sie suchen Walter Sherman, nicht wahr?«
    Nicole blickte Robertson erstaunt an. »Allerdings. Woher wissen Sie…?«
    »In einem Dorf wie Tunstall gibt es keine Geheimnisse, Miß Duval. Kommen Sie herein und schließen Sie die Tür.«
    Jerome Robertson drehte die Räder seines Rollstuhls. Er fuhr ins

Weitere Kostenlose Bücher