0106 - Der Komet aus der Hölle
die vier Kosaken schwenkten ihre Pelzmützen.
»Pobjeda! Pobjeda! Sieg! Sieg!« riefen sie. »Ein großer Sieg ist errungen, der Dämon Stenka Badzak vernichtet! Lang lebe der Ataman Zamoroff!«
Zamorra übersetzte das für Bill Fleming und konnte sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Vom Bärentöter Flemskij haben sie nichts erwähnt.«
Bill Fleming schaute ihn schief an. Das Tor von Podarowske Skoje war geöffnet, zwei Tote lagen auf dem Pflaster des Hofes, drei oben auf den Wällen. Auch der bucklige Grigorij war erschlagen worden. Mihail Kubak und die sechs anderen Männer waren über eine provisorische Leiter, die aus einem schlanken Baumstamm mit Trittkerben und Ästen bestand, über die hintere Mauer gestiegen. Sie hatten die fünfköpfige Besatzung des Festungsklosters ohne Verluste niedergemacht.
Grigorij und seine vier Kumpane hatten auf dem Wall gestanden und sich die Hinrichtung Bill Flemings anschauen wollen.
Kubak eilte die Mauertreppe herunter.
»Der ehrwürdige Boromir ist tot? Ich sah ihn fallen.«
»Er ist gestorben«, antwortete Zamorra. »Er hat sein Leben für den Sieg gegeben.«
»Groß ist sein Ruhm. Er soll im Kiewer Höhlenkloster einen Ehrenplatz erhalten.«
Außer Boromir hatte keiner von Zamorras Begleitern bei der tollkühnen Aktion auch nur einen Kratzer davongetragen.
Zamorra wollte die Gefangenen im Hauptgebäude befreien. Bill Fleming, Nicole Duval und Mihail Kubak eilten mit ihm. Als sie das Gebäude betraten, hörten sie laute Freudenrufe. Nikolaj Kapnin und Jurij Techow waren ihnen zuvorgekommen. Der Major hatte seine Frau Svetlana und die beiden Kinder Boris und Katjuschka gefunden, die an diesem Tag zusammen in ein Kellerverlies gesperrt gewesen waren.
Es gab eine rührende Wiedersehensszene. Stenka Badzak hatte außer Nicole Duval noch dreizehn Frauen eingesperrt, die Larissa Czerkaja ähnlich sahen, diese selbst und Svetlana Techowa. Sechs dieser Frauen befanden sich in einem erbärmlichen Zustand. Sie konnten nicht allein gehen, so entkräftet waren sie, und mußten gestützt oder sogar getragen werden.
Zamorra ließ alle Frauen ins Refektorium, den Speisesaal des Klosters, bringen. Bill Fleming hatte den Bund mit den Schlüsseln für die Ketten gefunden und war auch die eigenen Fesseln losgeworden.
Doch für Larissa Czerskaja kam die Hilfe zu spät. Die Freude, als sie hörte, daß der Grausame Stenka für immer vernichtet war, ließ ihr Herz stillstehen. Sie starb im Refektorium auf einem Strohsack, noch bevor sie einen Bissen zu sich nehmen oder einen Schluck mit Wasser vermischten Wein trinken konnte.
Die anderen Frauen aßen, auch Nicole Duval speiste heißhungrig. Zamorra hatte nur kleine Portionen bewilligt, die Kosaken achteten darauf, daß keine Gefangene in ihrem Heißhunger zuviel verschlang und sich einen Schaden zufügte. Denn nach den Tagen des Hungers mußte der Organismus sich erst wieder an die Nahrung gewöhnen.
Sonst konnten Magenkrämpfe und ernsthaftere Komplikationen auftreten. Zamorra erfuhr erschüttert, daß sechs Frauen in Stenka Badzaks Gefangenschaft den Hungertod gestorben und im Klostergarten verscharrt worden waren. In der ersten Zeit seines dämonischen Lebens war der Grausame Stenka ständig unterwegs gewesen, um Kämpfe auszutragen und Schrecken und Terror zu verbreiten. Da hatte er keine Zeit gehabt, seinen Racheschwur gegenüber Larissa Czerkaja zu erfüllen.
Zamorra nahm Bill Fleming zur Seite und führte ihn aus dem Refektorium.
»Der erste Teil unserer Aufgabe ist erfüllt, Towaritsch Flemskij. Wir haben im 17. Jahrhundert nichts mehr verloren und müssen ins 20. zurück, um den Satanskometen zu vernichten. Stenka Badzaks höllische Seele existiert noch und hat bestimmt den Tod des dämonischen Körpers gespürt. Wenn wir uns nicht beeilen, kann der Satanskomet viel Unheil anrichten.«
»Sollte nicht die Seele mit dem Körper vergehen?«
»Bei Stenka Badzak ist das wohl anders. Seinen dämonischen Körper und den Geist, der ihn belebte, haben wir vernichtet oder zur Hölle geschickt. Doch die Seele treibt als Komet des Satans im 20. Jahrhundert weiter ihr Unwesen und sät Tod und Grauen.«
»Nicht mehr lange, hoffe ich. Wir holen die anderen und verdrücken uns.«
Der junge Ataman Mihail Kubak saß neben Nicole Duval auf der Refektoriumsbank hatte den Arm um sie gelegt, und schilderte ihr in leuchtenden Farben angenehme Tage an seiner Seite. Nicole rückte zur Seite. Zamorra verständigte sie und Dr. Kapnin, Bill
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