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0107 - Die Geier und der Wertiger

0107 - Die Geier und der Wertiger

Titel: 0107 - Die Geier und der Wertiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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wollte bis zum letzten Atemzug um sein Leben kämpfen. Er ließ sich fallen, doch die Pflanze hielt ihn fest.
    Er drehte sich in ihrer dornigen Umklammerung verzweifelt hin und her. Ihre Stacheln ritzten seine Haut auf.
    Als Blut aus seinen Wunden trat, fing die Todespflanze erregt zu zittern an. Ihr Zug verstärkte sich.
    Sie wollte ihr Opfer fressen.
    Von oben beugte sich die Blüte gierig herab. Das Höllenmaul näherte sich McClures gerötetem Gesicht.
    Panik stieg in ihm hoch.
    Er wußte nicht mehr, was er tun sollte. In seiner wahnsinnigen Angst brüllte er: »William, hilf mir!«
    Doch van Dyke lachte ihn wie der Teufel aus. »Ich? Ich soll dir helfen? Wie kommst du auf diese absurde Idee?«
    »Als wir hierherkamen, waren wir Freunde!« schrie McClure.
    »Im Namen unserer einstigen Freundschaft…«
    »Hast du immer noch nicht begriffen, daß du auf mich nicht mehr zählen kannst? Malagus bösem Willen hat es gefallen, mich zu seinem Diener zu machen. Ich gehorche nur noch seinen Befehlen!«
    »Diese Pflanze bringt mich um, William!«
    »Das soll sie. Sie ist hungrig. Sie braucht Nahrung.«
    Die Fangarme hielten McClure nun so fest, daß er sich kaum noch bewegen konnte. Das Todesmaul bleckte seine Reißzähne.
    Nur noch wenige Handspannen war der Satansrachen von Harald McClures Kopf entfernt.
    Das ist das Ende! dachte McClure verzweifelt. Doch noch einmal lehnte sich alles in ihm dagegen auf.
    »Ich will nicht sterben! Ich will nicht…!« schrie er aus Leibeskräften.
    William van Dykes diabolisches Gelächter hallte laut durch den Kessel des Todes.
    McClure raffte seine letzten Kraftreserven zusammen. Er besann sich der Pistole, die er noch in seiner Rechten hielt.
    Es kostete ihn unendlich viel Kraft, die Waffe nach oben zu richten. Die fast unmenschliche Anstrengung ließ seine Adern dick anschwellen.
    Er drückte den Kopf zur Seite, soweit dies möglich war, damit die Kugel, die er abfeuern wollte, nicht ihn traf.
    Das Höllenmaul war nur noch wenige Zoll über ihm. Er schloß die Augen, preßte die Lider zusammen und zog den Stecher seiner Waffe durch.
    Krachend entlud sich die Commander.
    Das Geschoß strich sengend heiß an McClures Wange vorbei und sauste mitten in den Höllenrachen hinein.
    Durch sämtliche Fangarme ging ein heftiger Ruck. Das Geschoß stieß die Todesblume weit nach oben.
    McClure hörte ein Knirschen und Knistern. Er riß die Augen auf und sah, wie aus dem sich langsam schließenden Maul blutrote Flammen schlugen, die den Blumenkopf innerhalb weniger Sekunden zerstörten. Gleichzeitig starb die Pflanze.
    Äste und Blätter verwelkten, wurden morsch und brüchig. Die Arme der Pflanze erstarrten. McClure wurde von ihnen nicht mehr festgehalten.
    Bei der ersten befreienden Bewegung, die er machte, knickten die Fangarme wie alte Streichhölzer.
    McClure konnte sein Glück noch nicht fassen. Er war gerettet, jedenfalls für den Augenblick.
    Als William van Dyke das sah, stieß er ein wütendes Krächzen aus. Er verwandelte sich schlagartig in einen Geier, peitschte die Luft mit kräftigen Schwingenschlägen und flog zum Totenturm hoch, wo er sich neben Malagus reglosem Körper niederließ.
    In diesen Augenblicken begriff McClure, daß er seinen Freund William van Dyke wirklich verloren hatte.
    Er konnte für ihn nichts mehr tun, wollte versuchen, allein aus dem Treibhaus des Bösen zu fliehen.
    Der Rückweg war beschwerlich und kräfteraubend. Doch der Sieg über die Todespflanze hatte McClure neuen Mut gegeben.
    In seinem Herzen keimte wieder ein klein wenig Hoffnung. Du schaffst es, redete er sich ein. Du kommst hier raus. Aber du mußt fest daran glauben.
    Erschöpft erreichte Harald McClure den Gang, durch den er mit seinem Freund den Kessel betreten hatte. Er dachte an die unsichtbare Tür, die noch zu überwinden war, und er prallte unvermittelt gegen ein neues unsichtbares Hindernis.
    Eine Wand war es. Glatt und kalt wie Marmor.
    Sie schloß den Gang hermetisch ab. Bestürzt suchte der Ritualforscher nach einer Möglichkeit, das Hindernis hinter sich zu bringen, doch was er auch anstellte, es fruchtete nicht.
    Er war und blieb im Kessel des Todes gefangen.
    Aber es kam noch schlimmer!
    McClure vernahm eine Vielfalt von Geräuschen hinter sich. Er wirbelte zu Tode erschrocken herum und stellte erschüttert fest, daß sich die gesamte Wand aus fleischfressenden Pflanzen langsam auf ihn zubewegte…
    Ich sprang aus dem Jeep und eilte auf den Eingang des Höhlenklosters zu. Ich war

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