0108 - Das Eisgefängnis
Es hätte ebensogut in ein modernes Krankenhaus gepaßt, aber Morasso dachte nur an seine Privatforschungen.
Es gab auch Aufenthaltsräume, Waffenkammern und Zimmer, in denen Proviant lagerte. Eine Schalt- und Überwachungszentrale war ebenso vorhanden wie Ruheräume.
Dr. Tod residierte hier unten.
Und niemand hatte ihn nach seiner Flucht aus dem Sarg persönlich gesehen. Wenn er mit seinen Leuten sprach, dann nur über Bildschirm. Dort erschien sein Konterfei. Meistens gab er Anordnungen oder strikte Befehle.
Das Herz dieser Anlage jedoch waren die großen Kühlkammern.
Da fror er die Toten ein, um sie später wieder ins Leben zurückzurufen.
Wie Dr. Tod dies anstellte, war sein Geheimnis. Da ließ er sich von keinem auf die Finger schauen.
Noch etwas war interessant. Von seinen unterirdischen Labors aus gab es einen Verbindungsgang zur Gruft, in der er beigesetzt werden sollte.
Ein idealer Fluchtweg.
Dr. Tod war zufrieden. Er hatte jetzte mehrere Tage Zeit gehabt, sich zu akklimatisieren, und er hatte es gut überstanden. Vor allen Dingen hielt er die Zügel seiner Organisation wieder fest in der Hand. Seine Männer hatten sich damit abgefunden, daß er von den Toten auferstanden war. Morasso hatte eine simple Erklärung abgegeben. Irrtum der Ärzte, scheintot.
Das reichte.
Er hatte die Macht, die Mafia hatte die Macht. Und niemand wagte aufzumucken, denn wer so etwas hinter sich hatte, bei dem konnte es nicht mit rechten Dingen zugehen, das wenigstens war die Meinung der einfachen Leute. Und deshalb kuschten sie.
Zufrieden lehnte sich Dr. Tod in seinen Sessel zurück. Er hockte im Arbeitszimmer, einem gewaltigen Raum mit schalldichter Isolierung und künstlichem Sonnenlicht.
Um Dr. Tod herum befand sich eine halbkreisförmige Konsole.
Matt glänzten die Scheiben zahlreicher Monitore. Mikrophone, Telefonapparate, eine Schalttafel, alles befand sich in Reichweite des Mannes.
Dr. Tod trug einen grünen Anzug, overallähnlich geschnitten und mit einem kleinen Emblem auf der linken Brustseite.
Es zeigte einen Totenschädel!
Dieser Schädel sollte fortan das Erkennungszeichen der Männer sein, die für Dr. Tod arbeiteten. Er hatte vor, seine Organisation weltweit auszubauen, sie sollte den gesamten Erdball beherrschen und derjenigen zum Sieg verhelfen, die Dr. Tod wieder ins Leben zurückgerufen hatte.
Asmodina!
Sie hatte in Morasso einen unbedingt treuen Ergebenen gefunden. Denn auf seine Weise war der Verbrecher dankbar. Er würde sich nie gegen die Teufelstochter stellen.
Noch ahnte keiner seiner Männer, was wirklich mit ihm los war.
Daß er sich gar nicht mehr als Mensch bezeichnen konnte, aber auch nicht als Dämon. Man konnte ihn einen Dämonenmenschen nennen.
Äußerlich sah er wie ein Mensch aus, auch wenn seine brutalen Gesichtszüge auffielen, doch innerlich dachte er wie ein Geschöpf der Finsternis. Er hatte sämtliche menschlichen Eigenschaften abgelegt. Dr. Tod diente allein der Hölle.
Und er war ungeduldig. Es sollte vorangehen, die Vorbereitungen hatten seiner Meinung nach viel zu lange gedauert, jetzt mußte sein Plan langsam Erfolg zeigen.
Das hieß Eliminierung aller Gegner.
Und mit einem wollte er beginnen.
Der Mann hieß Dino Lara!
Schon zu seinen normalen Lebzeiten hatte sich Dr. Tod über ihn nicht nur geärgert, sondern er hatte ihn gehaßt, denn Dino Lara vertrat die Auffassung, daß Palermo groß genug für zwei Mafiosi war. Es hatte harte Diskussionen gegeben, bis es dann zum offenen Gewaltausbruch kam. Lara schlug zu. Es starben drei Leute auf Morassos Seite. Doch bevor Morasso zum Gegenschlag ausholen konnte, überraschte ihn der Infarkt.
Nun war er wieder da, und Lara hatte sich zu früh gefreut. Noch heute sollte ihn die Rache treffen.
Dr. Tod hatte ihn bei lebendigem Leibe einfrieren lassen, den Eisblock in eine Kiste verpackt und einen seiner Männer losgeschickt, um die Fracht vor Laras Hauptquartier abzustellen. So lautete sein Plan.
Dann aber gab es noch ein Problem.
John Sinclair!
Dieser Geisterjäger war der absolute Todfeind des Mafioso. Und er sollte und mußte sterben. Asmodina hatte nicht umsonst die Spuren gelegt, Sinclair mußte einfach in Palermo eintreffen.
Wenn er da war, dann gab es keine Rettung mehr. Dr. Tod hatte sich bereits ein Ende für Sinclair ausgesucht. Auch er sollte in der Kältekammer eingefroren werden.
Als er daran dachte, verzog sich sein kantiges Gesicht zu einem bösartigen Grinsen. In Gedanken malte er sich aus, wie
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