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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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bemerkt worden waren. Ihre Seele hatte den Körper verlassen, ohne die Bindung zu ihm verloren zu haben. Es gab eine Art Nabelschnur, die sie aufrecht erhielt.
    Allerdings gab es auch Medien, die an zwei Orten gleichzeitig gesehen worden waren. In einigen Fällen lagen Tausende Meilen dazwischen. Und im mer waren diese Medien von Menschen gesehen worden, die sie selber nicht bemerkt hatten. Dafür hatten sie andere Wesen gesehen, waren in einer anderen Weit gewesen Zamorra überlegte nun, ob es ihm gelingen würde, an sich selber eine astrale Projektion vorzunehmen. Bisher war so etwas, soweit er informiert war, noch nie möglich gewesen. Parapsychologen verneinten diese Möglichkeit sogar. Unbewußte, oder besser gesagt, ungewollte astrale Projektionen gibt es, absichtlich herbeigeführte sind unmöglich - lautete der Tenor ihrer Thesen. Davon aber war Zamorra nicht überzeugt.
    Er war der Ansicht, daß es Menschen gelingen müßte, die über einen äußerst starken Willen, eine stark ausgeprägte Konzentrationsfähigkeit verfügten und vor allem an das Gelingen glaubten. Und weil dies alles auf ihn zutraf, wollte er es versuchen.
    Er betätigte die Beleuchtung seiner Quarzuhr und stellte fest, daß es nur noch knapp zehn Minuten bis Mitternacht war. Nicole lag jetzt auf dem Rücken und atmete tief und ruhig.
    Mitternacht, dachte er, wenn Uztapioc irgend etwas vorhat, wird er es um diese Zeit tun. Natürlich kann es auch sein, daß er noch wartet, bis wir so quasi vor seiner Haustür stehen.
    Er setzte sich aufrecht hin, beugte sich vor und zog den Reißverschluß ein wenig herunter, so daß er durch den entstandenen Spalt in der Zelttür nach draußen sehen konnte.
    Die Dunkelheit war perfekt. Zamorra machte es nichts aus. Er beugte sich etwas vor und lauschte in die Nacht hinaus. Doch außer den Geräuschen, die die nächtliche Natur hervorbringt, war nichts zu vernehmen.
    ***
    Drei Meilen vom Lagerplatz entfernt befand sich ein alter Begräbnisplatz der Olmeken. Er war halbverfallen. Vereinzelt lagen verwitterte Grabsteine auf eingefallenen Gräbern. Fast alle zeigten den Jaguar-Gott, den die Olmeken als Verkörperung der Dämonie der Naturgewalten verehrt hatten.
    Quatlepec war ein direkter Abkömmling dieses Gottes, Uztapioc entstammte einer Nebenlinie und stand daher im Rang unter dem Monster mit zwei Köpfen.
    Als die Olmeken untergingen, übernahmen die Azteken deren Machtstellung, auch ihre Verehrung für den Jaguar-Gott.
    Es gab nur wenige Mexikaner, die von der Existenz des alten Friedhofs wußten, der vor mehr als dreitausend Jahren auch zugleich Kultstätte für den Schlangengott, der die Sonne zum Zenit begleitete, für den Jaguar- und den Adlergott gewesen war.
    In den Gräbern und unterirdischen Grüften aus Lavagestein ruhten Priester der Olmeken und Frauen, die man dem Jaguargott in einer schauerlichen Zeremonie geopfert hatte.
    Für jene Mexikaner, die die Begräbnisstätte kannten, war sie ein unheimlicher Ort, an dem einem am hellichten Tage böse, blutrünstige Dämonen erscheinen konnten. Es gab alte Leute, die behaupteten, selber gesehen zu haben, wie Dämonen mit Jaguarköpfen junge Mädchen getötet und ihr Blut getrunken hatten.
    Nicht eimal die Hirten, die weiter oben Ziegen und Schafe weiden ließen, wagten sich in den Wald am Rio del Morte. Weder tagsüber noch nachts.
    Und sie taten gut daran. Vor fast hundert Jahren waren in diesem Wald drei junge hübsche Mädchen verschwunden. Die drei hatten nur gelacht, als sie von der Angst der Alten hörten, und waren einen ganzen Tag lang hinaufgewandert. Sie hatten sich selber überzeugen wollen. Die Begräbnisstätte mit den negroiden Basaltköpfen, den fein reliefierten, schmalen, hochgestreckten Stelen hatten sie zwar gefunden, waren jedoch nie wieder gesehen worden.
    »Sie haben die Götter erzürnt, haben gefrevelt, und nun haben die Götter sie durch ihre Dämonen geholt« - das hatten die Alten damals gesagt. Die Eltern der Mädchen hatten dann bestimmt, daß man ovalförmige Joche auf ihre Gräber legen sollte, damit sie vor dem Zorn dieser Dämonen geschützt waren. Und damit es ihnen nicht so erging wie ihren ungehorsamen Töchtern.
    Diese Olmeken-Begräbnisstätte wurde genau um Mitternacht zum Schauplatz eines grausigen, unfaßbaren Geschehens.
    Seltsam bläulich-weißes Licht, das aus dem Himmel zu kommen schien, lag plötzlich über den Gräbern. Einige Grabsäulen warfen bizarre Schatten, die aussahen wie siebenfingrige Hände.

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