0109 - Der Blockadering um Lepso
„Keine Rolle?” vergewisserte sich U-Za durch seine Rückfrage. „Keine Rolle”, erwiderte der freundliche Doktor, aber in seinen rötlichen Arkonidenaugen glomm ein Leuchten auf, das U- Za an dem Manne noch nie beobachtet hatte. In diesem Moment meldete sich T-Moll, der sich bei Tu-poä aufhielt. „Ich habe mit Tupoä alles durchgesprochen, Doktor. Er ist mit Ihrem Plan einverstanden, die Kristallwelt kurz vor Errichtung der Blockade noch einmal mit einem Stoß Liquitiv zu überschwemmen. Diese Anordnung hat den Beifall des Rates gefunden. Sie möchten in diesem Fall ohne Rücksicht auf Kosten alles selbst in die Hand nehmen und leiten. Tupoä läßt fragen, wann das Liquitiv auf Arkon Iausgeliefert werden kann.” „Nach Lepsostandardzeit: morgen Mittag, T-Moll!” Selbst Hughers Stimme klang jetzt verträumt, aber in Gedanken träumte er nicht. Vor seinem geistigen Auge sah er, wie alles ineinander griff und sein Plan sich abrundete. Terraner und Arkoniden würden mit ihren Schutzmaßnahmen zu spät kommen! Er bedauerte sie nicht. Sie waren doch schon immer Gegner des Kults gewesen. Sie traf nun die Vergeltung mit voller Gewalt, und Edmond Hugher schätzte sich glücklich, den Dienern des Baálol dazu die Waffe in die Hand gegeben zu haben. In der nächsten Sekunde hatte er sowohl die Terraner als auch die Arkoniden vergessen. Im Grunde genommen interessierten ihn beide Völker nicht. Er wollte in seiner Arbeit aufgehen und den Priestern dadurch seine Dankbarkeit zeigen, denn nur mit ihrer Hilfe war er Mediziner geworden. Er blickte zum Fenster hinaus, und sein Blick verlor sich in der Wüste, aber er sah sie nicht. Er träumte mit offenen Augen, er versuchte sich Island vorzustellen, wo es einen Ringkampf gab, der Glima genannt wurde.
Der zweite Planet der gelben Firingsonne, Lepso, war das Eldorado der Schieber, Betrüger und Geschäftemacher. Dieser Planet, der es bis jetzt verstanden hatte, seine Selbständigkeit zu bewahren, brüstete sich damit, die größte Freizügigkeit innerhalb der Galaxis zu besitzen, und es gab unter den reichen Springersippen nicht wenige, die es auch bestätigten. Eines der unerklärlichen Merkmale bestand darin, daß es innerhalb des Arkon-Imperiums sehr viele Mächte, Interessengruppen und einflußreiche Intelligenzen gab, die schützend ihre Hand über Lepso hielten und mit Argusaugen darüber wachten, daß seine Autarkie und Autonomie nicht verletzt wurden. Das seelenlose Robotgehirn hatte in seiner Auskunft über Lepso diesen Planeten ein Zentrum asozialer Machtgruppen genannt und an Hand von Beispielen aufgezeigt, wie viel verbrecherische Umtriebe von Lepso aus ihren Anfang genommen hatten. Aber auch Arkon war es bis heute nicht gelungen, diese Eiterbeule zu beseitigen, und auf Lepso selbst fühlte man sich stärker denn je. Nirgendwo gab es so viele und so seltsame Mischlinge wie hier. Niemand wunderte sich darüber, höchstens jene, die zum erstenmal ihren Fuß auf Lepso setzten. Hier wurden Frachten verschoben, wunderbar echt anzusehende Schiffsdokumente hergestellt, Falschgeld gedruckt und Frachtpapiere gefälscht. Aber Lepso war nicht nur der beste Boden für zwielichtige Gestalten, sondern auch ein gigantischer Warenumschlagplatz. Raumhafen reihte sich an Raumhafen. Eine Reparaturwerft lag hinter der anderen.
Neubauten liefen hier nicht von Stapel. Doch wer sich auf keiner einzigen Arkonwelt mehr sehen lassen durfte, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, festgesetzt zu werden, der konnte hier in Ruhe den Tag abwarten, bis sein beschädigtes Raumschiff wiederhergestellt worden war, vorausgesetzt, er verfügte über das ausreichende Bargeld. Auffallend viele Ara-Räumer und walzenförmige Springerschiffe waren hier festzustellen. Sogar die Überschweren schienen Lepso als Zwischenlandeplatz zu lieben, um hier die nächsten Kampfeinsätze zu besprechen und die Preise auszuhandeln. Die Anhänger des Baálol-Kultes gingen in dem Völkergemisch vollkommen unter. Sie traten auch nie in Erscheinung und lebten fast ununterbrochen in der Stille ihres Tempelbezirkes weit draußen in der Geröllwüste. Die Robotauskunft erwähnte sie nicht einmal, sondern nur ihren Tempel. Mit einem Satz war sie über diesen Fall hinweggegangen.
Mercant, der den ausführlichen Bericht nun zum zweitenmal studierte, stutzte. Er wandte sich an John Marshall, der vor einer Stunde nur einmal bei Solarmarschall Allan D. Mercant hatte hereinsehen wollen und nun immer noch hier saß. „Sehen Sie
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