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011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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blickte mich um. Ich saß auf einem Bett, und das Zimmer war hübsch eingerichtet.
    »Wo sind wir?« fragte ich.
    »In meinem Hotel«, sagte Olivaro knapp. Er stand auf, rieb sich die Hände und schlug sie zusammen.
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte ich schwach. »Ich befand mich in Helnweins Zimmer, hatte einen magischen Kreis um mich gezogen und wurde plötzlich gewürgt. Dann fiel ich in Ohnmacht.«
    »Dreimal dürfen Sie raten, wer Sie in Ohnmacht fallen ließ«, sagte Olivaro grimmig. »Ich mußte Sie bewußtlos machen, sonst hätte ich Sie nicht aus dem magischen Kreis holen können.«
    »Aber ich dachte, daß Sie mit der Familie Zamis ein Bündnis eingegangen wären?«
    »Denken war noch nie Ihre Stärke, Dorian«, sagte Olivaro bitter. »Sie haben die Situation gründlich vermasselt. Mir ist noch nicht ganz klar, ob ich sie wieder bereinigen kann. Warum haben Sie mich nicht angerufen und erzählt, daß Sie die Dokumente der Schwestern Reichnitz gefunden haben?«
    »Ich habe Ihnen doch ein Telegramm geschickt«, sagte ich trotzig.
    Olivaro seufzte. »Lassen wir das lieber, sonst kommt mir wieder die Galle hoch. Erzählen Sie mir erst einmal Ihre Erlebnisse, dann werden wir weitersehen.«
    »Ich habe Hunger, Durst und ein dringendes Verlangen nach einer Zigarette«, sagte ich.
    Die Zigarette bekam ich sofort, auf das Essen und Trinken mußte ich einige Minuten warten. Während ich aß, berichtete ich Olivaro, der mir schweigend zuhörte und nur gelegentlich den Kopf schüttelte. Als ich geendet hatte, blickte ich ihn erwartungsvoll an. Er schlug wieder die Hände zusammen, lehnte sich zurück und schloß die Augen.
    »Das wäre die Gelegenheit gewesen«, sagte er schließlich. »Aber jetzt ist es zu spät.«
    »Sie sprechen in Rätseln«, sagte ich.
    »Sie haben noch immer keine Ahnung, worum es eigentlich geht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das dachte ich mir«, sagte Olivaro. »Ich werde Ihrem Gedächtnis ein wenig nachhelfen. Sagt Ihnen der Name Ferdinand Dunkel etwas?«
    »Nie gehört«, sagte ich.
    Olivaro nickte kummervoll. »So hießen Sie einmal. Es ist schon einige Zeit her. Versuchen Sie sich zu erinnern! 1713. Ihr Name ist Ferdinand Dunkel. Sie sind der Sohn reicher Bürgersleute. Versuchen Sie sich zu erinnern!«
    Ich schloß die Augen. Ferdinand Dunkel.
    »Es geht nicht. Ich kann mich nicht entsinnen«, sagte ich schwach.
    »Sie liebten ein Mädchen, das Stephanie Brunner hieß.«
    »Steffi?« rief ich. »Aber so heißt doch auch …«
    Olivaro nickte. »Funkt es noch immer nicht?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Sehen Sie mich an, Dorian! Blicken Sie mir in die Augen!«
    Ich folgte seiner Aufforderung. Seine Augen weiteten sich. Sie wurden immer größer, sie glühten. Ich fühlte mich schwach. Nur mit Mühe konnte ich die Lider offenhalten.
    »1713«, sagte Olivaro. »1713. Ferdinand Dunkel. Erinnern Sie sich! Erinnern Sie sich!«
    Seine Augen kamen mir nun so groß wie Wagenräder vor. Sie flackerten leicht. Ich wurde immer müder. 1713. Ferdinand Dunkel. 1713. Mein Herzschlag setzte aus. Olivaros Augen verschwammen, und ich fiel in einen unendlich tiefen Schacht, immer tiefer, aber es war angenehm: Der Schacht nahm kein Ende. 1713. Ferdinand Dunkel. 1713. Nebel umgab mich, undurchdringlicher Nebel. Gedankenfetzen zuckten auf, alles war verwirrend und unwirklich. Mein Kopf platzte. Ich schrie.

    Ich wälzte mich unruhig im Bett hin und her, bis ich endlich die Augen aufschlug. Grelles Sonnenlicht blendete mich. Ich schloß die Augen wieder und drehte mich auf die Seite. Dann hörte ich das Klopfen an der Tür.
    »Aufstehen, junger Herr!« vernahm ich eine Mädchenstimme.
    Ich setzte mich im Bett auf. Die Umgebung kam mir völlig fremd vor. Das Zimmer war mit Barockmöbeln ausgestattet. Mühsam kroch ich aus dem Bett und sah verwundert an mir herunter. Ich trug ein weißes Leinennachthemd. Langsam wankte ich durch das Zimmer, blieb vor dem Fenster stehen und starrte auf die Straße hinunter. Die schräg gegenüberliegende Kirche kam mir bekannt vor. Die Häuser waren höchstens dreistöckig, gelb und weiß, und vor den Fenstern befanden sich kunstvoll geschmiedete Gitter. Auf der Straße herrschte buntes Treiben. Kutschen fuhren vorbei, und ich sah Reiter in farbenprächtigen Uniformen.
    Ich torkelte zum Bett zurück, setzte mich und barg das Gesicht in den Handflächen. Und allmählich kehrte die Erinnerung zurück.
    Mein Name war Ferdinand Dunkel. Ich war zweiundzwanzig Jahre alt und wohnte

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