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011 - Das Mädchen in der Pestgrube

011 - Das Mädchen in der Pestgrube

Titel: 011 - Das Mädchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wurde ausdruckslos. Endlich ließ er sie los, und sie taumelte zurück, stolperte und fiel zu Boden.
    »Du bist vom Tod gezeichnet«, sagte er zu Steffi. »Die Pest wird dich dahinraffen.«
    Steffi atmete schwer.
    Der Gesichtslose wandte sich nun den Schwestern Reichnitz zu. »Jetzt bin ich Asmodi«, sagte er laut. »Ich bin das neue Oberhaupt der Schwarzen Familie. Und ihr werdet mir gehorchen.«
    Unverständliche Worte kamen über seine Lippen, und seine Bewegungen wurden heftiger. Dann konnten sich die Schwestern wieder rühren. Sie verneigten sich stumm, knieten nieder, und er berührte flüchtig ihre Schultern. Sie standen auf und gingen an mir vorbei aus dem Zimmer.
    Der Gesichtslose wandte mir den Kopf zu. Er trug einen seltsamen schwarzen Anzug. Ich sah dunkles, wirres Haar und hatte den Eindruck, als würden mich unheimliche Augen anstarren, obgleich sein Gesicht nur ein weißer Fleck war. Er kam auf mich zu und blieb einen Schritt von mir entfernt stehen.
    »Steh auf!« sagte er.
    Ich folgte seinem Befehl.
    Er legte beide Hände auf meine Schultern, dann stieß er einen überraschten Ausruf aus und trat einen Schritt zurück. »Wer bist du?« fragte er.
    »Ferdinand Dunkel«, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Du bist jemand anderer. Ich spüre es ganz deutlich. Ich kann dich nicht töten.« Mehr als eine Minute stand er ruhig da. »Aber ich kann dir die Erinnerung rauben«, sagte er schließlich. »Das kann ich.«
    In der konturlosen Fläche des Gesichtes glühten plötzlich dunkle Augen, die mich anstarrten. Kreise drehten sich vor mir, dann verschwamm alles.
    Als ich die Augen wieder aufschlug, war der Salon leer. Ich starrte an mir herunter. Meine Kleider waren zerfetzt, und ich hatte Schmerzen. Je eine Stichwunde in der Schulter, dem Bein und dem linken Arm. Verwundert blickte ich mich um. Auf dem Boden lag Steffi. Sie atmete schwach. Schwankend ging ich zu ihr und hob sie hoch. Die Schulterwunde schmerzte höllisch, und ich hatte Mühe, das Mädchen auf die Arme zu nehmen.
    Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern. Ich war ins Haus gekommen und hatte kurz mit den Schwestern Reichnitz gesprochen; mehr wußte ich nicht. Ich fragte mich, woher meine Wunden rührten.
    Endlich hatte ich das bewußtlose Mädchen hochgehoben. Ich stieß die Tür mit dem Fuß auf, kam dabei ins Taumeln und wäre fast hingefallen. Keuchend durchquerte ich die Diele, trat auf den Gang hinaus und stieg die Stufen hinunter. Ich nahm mir eine Kutsche und ließ mich zum Haus meines Vaters fahren. Auf der Schwelle der Eingangstür brach ich ohnmächtig zusammen.
    Als ich das nächste Mal erwachte, lag ich in meinem Bett. Mein Vater stand neben mir und blickte mich an.
    »Wo ist Steffi?« fragte ich.
    »Sie ist tot«, sagte er. »Sie ist heute nacht gestorben. An der Pest.«
    Ich schloß die Augen, und mein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Tränen rannen über meine Wangen. »Ich will sie noch einmal sehen«, sagte ich.
    »Die Siechknechte holen sie eben ab«, sagte mein Vater.
    Ich richtete mich auf. Meine Schulter, der Arm und der Schenkel waren verbunden.
    »Ich muß sie sehen!« keuchte ich.
    Mein Vater half mir beim Ankleiden. Dann stieg ich die Stufen hinunter und trat vor das Haus.
    Es war Tag, der Himmel dunkelblau. Das Knarren von Rädern war zu hören. Es stank entsetzlich. Eben wurde Steffi auf einen der Leiterwagen geworfen. Ihre Augen schienen mich anzustarren. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Er fuhr den Graben entlang zum Stephansfreithof. Ich folgte dem Wagen.
    »Steffi!« schrie ich.
    Sie richtete sich auf.
    »Seht ihr denn nicht, daß sie noch lebt?« schrie ich den Siechknechten zu.
    »Er phantasiert«, sagte der eine.
    Die gewaltige Pestgrube lag vor uns. Sie warfen Steffi mit langen Stangen in die Grube. Mir kam es so vor, als würde mir Steffi die Hand entgegenstrecken. Die Hand war klein, sie wollte nach mir greifen.
    »Seht ihr denn nicht, daß sie noch lebt?« brüllte ich wieder. Starke Hände rissen mich zurück. Ich sah meinen Vater.
    »Sie ist nicht tot! Seht ihr nicht, wie sie aufsteht, wie sie mir zuwinkt? Seht ihr es nicht?«
    »Er hat Fieber«, sagte mein Vater.
    Er wollte mich zurückziehen, doch ich wehrte mich. Meine Schulterwunde brach auf. Ich spürte, wie mir das Blut über den Rücken lief.
    »Steffi!« schrie ich.
    Sie richtete sich wieder auf. Das lange, blonde Haar floß über ihre Schultern. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Immer mehr Leichen fielen in die Grube, dann sah

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