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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Hut. »Machen Sie sich wieder an Ihr Werk!«
    Plötzlich erinnerte sie sich an das gestern belauschte Gespräch.
    »Sagen Sie mir bitte«, rief sie schnell, »wie ist es möglich, daß ich einen Namen, den ich erst gestern bei meiner Arbeit kennenlernte, inzwischen auch von Dr. Harding gehört habe?« Sein Gesicht wurde ernst.
    »Wem gegenüber hat er den Namen genannt?«
    »Er sprach mit einem Mann. Ich hörte ihn zufällig, als ich die Tür abschloß. Es handelt sich um einen Mr. Scobbs aus Rotegaul.«
    »Dr. Harding erwähnte den Namen eines Mr. Scobbs aus Rotegaul?« murmelte Mr. Beale vor sich hin. »Haben Sie den Mann gesehen?«
    »Nein. Ich habe nur seine Stimme gehört.«
    »Wurden auch andere Namen genannt?«
    »Nein«, sagte sie. »Ist das so wichtig?«
    »Ziemlich«, antwortete er. »Wir müssen rasch handeln.«
    Mit dieser rätselhaften Bemerkung verließ er sie.
    Der Tag verging ihr wieder wie im Flug. Die Tabellen, die sie ausarbeitete, wuchsen in die Länge; am Abend lag ein ganzer Stoß beschriebenes Manuskriptpapier im Aktenschrank. Sie hätte vielleicht noch mehr zustande gebracht, wenn sie nicht lange nach einem fehlenden Wirtschaftsbericht gesucht hätte. Dieser Bericht stand nicht auf dem Regal, und sie konnte ihn auch sonst nirgends entdecken, bis sie schließlich auf einen kleinen Schrank unter den Regalen stieß, in dem sich das gesuchte Dokument befand.
    Mit der Absicht, sich ganz genau zu orientieren, untersuchte sie auch den anderen Inhalt des Schrankes und nahm einen Aktenordner in die Hand, der keine Aufschrift trug. Sie öffnete ihn und las auf dem ersten Blatt: ›Der Mord an John Millinborn.‹ Der Ordner enthielt das Material einer sehr genauen gerichtlichen Untersuchung, samt Plänen und Zeichnungen, auf denen mit kleinen roten Kreuzen angezeichnet war, wo sich jeder der Anwesenden während der Tragödie befunden hatte.
    Sie las ohne großes Interesse die erste Seite durch und hatte die zweite halb überflogen, als sie auf den Namen Dr. Hardings stieß. Jetzt erwachte ihre Aufmerksamkeit, und sie las den Bericht voll Spannung bis zum Schluß, ohne jedoch auch den Namen von Mr. Beale erwähnt zu finden, wie sie erwartet hatte. Eine besondere Rolle in der Angelegenheit schien ein Mr. James Kitson zu spielen, denn er wurde häufig genannt. Sie klappte den Ordner zu und legte ihn in den Schrank zurück.
    Eine Zeitlang dachte sie noch darüber nach, dann jedoch wurde sie ärgerlich, daß sie sich so lange hatte aufhalten lassen, und beschloß, dafür eine Stunde länger zu arbeiten. Außerdem erwartete sie, daß Mr. Beale zurückkommen würde; sie war etwas beunruhigt über sein Ausbleiben.
    Um sechs schickte sie den Jungen heim, schloß das Büro ab und ging hinunter auf die belebte Straße. Zu ihrem Erstaunen rief jemand ihren Namen. Als sie sich umdrehte, stand Dr. Harding vor ihr.
    »Ich warte schon seit einer Stunde auf Sie«, sagte er im liebenswürdigsten Ton.
    Sie hatte eigentlich vor, sich auf kein Gespräch mit ihm einzulassen, aber schließlich siegte doch die Neugierde.
    »Woher wußten Sie, wo ich arbeite?« fragte sie ziemlich kurz.
    Er lachte.
    »Sehr einfach - ich kam heute mittag auf dem Weg zu einem Patienten an dem Haus hier vorbei und sah Sie zufällig zur Tür herauskommen; wahrscheinlich gingen Sie zum Mittagessen. Da ich heute abend noch einmal zu meinem Patienten mußte, fiel mir auf dem Rückweg ein, daß ich Sie hier erwarten könnte. Ich habe mich auch gleich erkundigt, für wen Sie hier arbeiten - und ich muß sagen, daß Sie sehr unvorsichtig sind.«
    »Sie brauchen sich meinetwegen wirklich keine Sorgen zu machen, Herr Doktor«, entgegnete sie ruhig. »Mr. Beale ist viel netter, als ich gedacht habe - nicht nur in seinen nüchternen Augenblicken.«
    Sie lächelte ihn vergnügt an.
    »Aber ich bitte Sie, ein Trinker!« erwiderte der Doktor streng. »Ich habe stets versucht, Ihnen ein guter Freund zu sein, Miss Cresswell, und ich rate Ihnen - kündigen Sie ihm!«
    »Aber warum denn«, lachte sie. »Er behandelt mich - ob betrunken oder nüchtern - mit der größten Höflichkeit! - Jetzt muß ich aber gehen, Doktor, bitte entschuldigen Sie mich.« »Darf ich Sie nicht irgendwo zu einer Tasse Tee einladen?« Sie überlegte einen Augenblick. »Was verstehen Sie unter ›irgendwo‹?« fragte sie dann. »Im ›Grand Alliance‹« schlug er vor. Sie nickte und folgte ihm zu seinem Wagen.

8
    Das ›Grand Alliance‹ war als Treffpunkt für den Fünfuhrtee zur Zeit

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