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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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unterbrach er sich schnell mit einem Blick auf Jackson, der aufgestanden war. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut, daß Sie diese Szene miterleben mußten.«
    »Halt!« Jackson kam auf sie zu, blieb auf halbem Weg stehen und deutete mit zitternden Fingern auf die beiden. »Ich habe Ihnen etwas zu sagen, Miss. Ich weiß alles ... Er will Sie dazu zwingen, für den grünen Brand zu bezahlen und . . .«
    So weit war er gekommen, als er torkelte und plötzlich zusammenbrach. Der Arzt lief zu ihm hin, hob ihn auf und legte ihn auf eine Bank, die in der Nähe stand. »Eine Ohnmacht, nichts weiter«, sagte er beruhigend zu den Leuten, die von ihren Tischen aufgesprungen und herbeigelaufen waren.
    »Jacques!« rief er dem Oberkellner zu. »Etwas Kognak.«
    »Soll ich einen Krankenwagen rufen, Sir?«
    »Nicht nötig«, sagte Harding. »In wenigen Minuten wird er wieder zu sich kommen. Lassen Sie ihn nur ruhig liegen.« Er ging wieder zurück zu dem Mädchen.
    »Wer ist der Mann?« fragte sie mit zitternder Stimme.
    »Er hat einmal bessere Tage gesehen«, antwortete Harding. »Aber jetzt müssen Sie wirklich gehen.«
    »Da kommt der Kellner«, unterbrach sie ihn, »er bringt den Kognak.«
    Der Arzt ließ eine kleine Tablette im Kognak zergehen, bevor er ihn dem Kranken einflößte.
    Der Mann schauderte, während er trank, und wurde nach einigen Sekunden plötzlich ganz schlaff.
    Der Arzt beugte sich über ihn und hob sein Augenlid.
    »Ich fürchte, er ist tot«, sagte er leise.
    »Tot!« Das Mädchen starrte ihn entsetzt an. »Das meinen Sie doch nicht wirklich?«
    Harding nickte. »Herzschlag«, sagte er.
    »Dieselbe Sorte Herzschlag, an der John Millinborn gestorben ist«, sagte eine Stimme hinter ihm. »Der Preis des grünen Brandes wird immer höher, Doktor.«
    Das Mädchen drehte sich schnell um. Mr. Beale stand plötzlich neben ihr und ließ Dr. Harding nicht aus den Augen.

9
    »Was soll das heißen?« fragte Dr. Harding.
    Statt einer Antwort nahm Beale das kleine Röhrchen in die Hand, aus dem der Arzt vorher die Tablette geholt hatte. Er hatte es achtlos auf den Tisch gelegt.
    »Digitalis«, las er. »Eigentlich sollte ihn das nicht umbringen.«
    Er sah Harding nachdenklich an und las noch einmal die Aufschrift auf dem Röhrchen. Es trug den Namen einer bekannten pharmazeutischen Firma.
    »Haben Sie nach der Polizei geschickt?« fragte Beale den aufgeregten Geschäftsführer.
    »Ja, Sir, sofort. Ich glaube, da ist sie schon.«
    Er ging in die Hotelhalle hinüber, wo gerade drei Herren in Zivil hereinkamen. Etwas in Hardings Benehmen kam Beale seltsam vor. Er stand noch immer auf demselben Fleck, wo er vorher angesprochen worden war. Er ging auch dann nicht weg, als die Leiche fortgetragen wurde und die Polizei nach den Begleitumständen des Todes forschte. Als Beale das Mädchen die breite Treppe hinaufführte, wo sie sich in einem Zimmer des oberen Stocks von dem Schrecken etwas erholen sollte, sah er, daß sich Harding noch immer nicht rührte.
    »Es war schrecklich«, jammerte das Mädchen. »Ich habe noch nie jemand sterben sehen.«
    Beale nickte. Seine Gedanken konzentrierten sich auf das komische Verhalten des Doktors. Weshalb blieb er noch immer an derselben Stelle stehen, als die Leiche längst weggebracht war?
    »Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick«, sagte er zu dem Mädchen.
    Als er zum Schauplatz der Tragödie kam, war Harding verschwunden.
    Auf einmal fiel ihm etwas ein, und er ging rasch zu der Stelle, wo der Arzt gestanden hatte. Auf dem Boden sah er einen nassen Fleck.
    Er rief nach dem Geschäftsführer.
    »Wer hat diese Fliese hier gereinigt?« fragte er.
    Der Geschäftsführer zuckte die Achseln.
    »Der Doktor, Sir. Er verlangte ein Glas Wasser, machte sein Taschentuch naß und wischte den Boden auf. Wirklich sehr eigenartig.«
    »Idiot!« entfuhr es Beale. »Hoffnungsloser Idiot!«
    »Aber mein Herr«, sagte der Geschäftsführer erschrocken.
    »Schon gut«, lächelte Beale. »Ich habe gerade ein Selbstgesprächgeführt.«
    Er kniete nieder und untersuchte den Fußboden.
    »Ich brauche diese Fliese. Niemand darf sie berühren«, sagte er.
    Selbstverständlich hatte Harding die kleine Digitalistablette, die er aus dem Röhrchen genommen hatte, darauf zertreten. Was er Jackson gab, war wohl etwas viel Gefährlicheres gewesen.
    Die Lösung war höchst einfach - lächerlich einfach.
    Margaret war wie betäubt von diesen Ereignissen. Erst als sie am nächsten Tag die

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