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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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- wissen Sie das?« fragte er verstört.
    Sie war über diese Wirkung ihrer Worte selbst erschrocken und versuchte sie abzuschwächen.
    »Ich habe den Namen des Ortes zufällig gehört, als sich Mr. Jackson neulich von Ihnen verabschiedete.«
    Er atmete tief auf und trug gleich wieder eine selbstsichere Miene zur Schau, nur sein Gesicht war noch sehr blaß.
    »Ach so!«, sagte er. »Das Ganze ist ja eigentlich ein Ablenkungsmanöver. Mr. Jackson kennt diese Entziehungsanstalt für Alkoholiker, und ich mußte ihm deshalb ein anderes Reiseziel nennen. Er wird nicht weiter kommen als -«
    »Verflucht noch mal, wenn das nicht der Doktor ist!«
    Beim Klang der heiseren Stimme blickten sie beide auf. Der Mann, der sich Jackson nannte, hatte von der Mitte der Halle aus gesprochen. Er war gut angezogen, aber den Eindruck, den sein gemeines und häßliches Gesicht machte, konnte auch der beste Anzug nicht verwischen.
    »Das ist aber verdammt liebenswürdig von dir, Doktorchen.«
    Das Mädchen beachtete er gar nicht, sondern grinste nur frech zu ihrem wütenden Begleiter hinüber.
    »Ich stehe im Begriff, dieses Land zu verlassen, und kein Mensch sagt mir Lebewohl. Wirklich, ich werde nicht gerade gut behandelt. Am liebsten würde ich allen Leuten den Hals abschneiden . . .«
    »Halt den Mund!« fuhr ihn Harding wütend an. »Siehst du denn nicht, daß ich in Gesellschaft einer Dame bin?«
    »Oh, bitte tausendmal um Verzeihung!« Der Mann, der sich Jackson nannte, verbeugte sich galant vor dem jungen Mädchen. »Schade, daß Sie einen so großen Hut tragen, man kann Ihr Gesicht gar nicht richtig sehen. Aber bestimmt sind Sie reizend, Miss. Ich bedauere es zutiefst, daß Sie schon einen Kavalier haben. Glauben Sie mir nur, früher hätten Sie auch mit mir vorliebgenommen. Bei der Stellung, die ich zu meiner Zeit in der Gesellschaft eingenommen habe! Mit Prinzen und Fürstinnen habe ich mich geduzt ...»
    »Jackson« - Hardings Stimme zitterte vor Wut -, »verschwinde jetzt sofort!«
    Jackson stieß ihn mit einem lauten Lachen zur Seite. »Ich sehe schon, ich bin hier unerwünscht«, sagte er. »Es tut mir also leid, Mademoiselle.« Er ging einige Schritte auf sie zu und streckte ihr seine Hand entgegen. Erschrocken blickte sie auf und sah ihn an. Im gleichen Augenblick wich er mit angstverzerrtem Gesicht zurück.
    »Du!« keuchte er. »Du, Mary!«
    »Zum Teufel, mach jetzt, daß du fortkommst!« brüllte Harding und packte ihn am Arm.
    Jackson kümmerte sich überhaupt nicht um ihn, er starrte wie gebannt auf das Mädchen, das es wie unter einem geheimen Zwang nicht fertigbrachte, ihren Blick abzuwenden.
    »Mary«, flüsterte er. »Wie heißt du weiter?«
    »Ich heiße nicht Mary«, entgegnete sie ruhig. »Mein Name ist Margaret Cresswell.«
    »Margaret Cresswell«, wiederholte er. »Margaret Cresswell.«
    Er machte einen Schritt auf sie zu, aber Harding zog ihn mit aller Kraft in eine Ecke. Margaret hörte, wie Jackson dort mit halberstickter Stimme etwas sagte und Harding darauf verwundert »Was!« ausrief.
    Der Doktor drückte Jackson auf einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber.
    »Kannst du schwören, daß du die Wahrheit sagst?« fragte er scharf.
    Jackson nickte. Er zitterte am ganzen Körper.
    »Mein richtiger Name ist Predaux - und das ist meine Tochter. Ich habe unter dem Namen Cresswell geheiratet. Meine Tochter!« wiederholte er. »Ich kann es nicht fassen . . .«
    »Was hast du jetzt vor?« fragte Harding.
    »Ich will es ihr sagen«, flüsterte Jackson. »Was hast du denn eigentlich mit ihr zu schaffen?« fuhr er darauf wild in die Höhe.
    »Das geht dich gar nichts an«, entgegnete Harding grob.
    »Mich nichts angehen? Das werde ich dir schon zeigen! Ich werde ihr alles erzählen, was ich von dir weiß. Ein Lump bin ich zwar gewesen, aber das hier geht zu weit . . . Der besten Frau der Welt habe ich das Herz gebrochen, doch daß du das Herz ihrer Tochter nicht brichst, dafür werde ich sorgen.«
    Seine Stimme war auf einmal wie verwandelt, sie klang so fest und entschlossen, daß der Arzt aufhorchte.
    »Sei jetzt ruhig«, zischte Harding. »Ich gehe jetzt zu ihr und schicke sie weg, dann komme ich zu dir zurück.«
    Jackson antwortete nicht. Er saß auf seinem Stuhl und murmelte unverständliche Sätze vor sich hin. Harding lief schnell zu dem Mädchen hinüber.
    »Es tut mir leid, aber ich fürchte, Sie müssen allein nach Hause gehen. Er hat einen seiner Anfälle . . . Besser, Sie gehen gleich weg«,

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