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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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seinem Haus in Southwark. Wir hatten vorher eine kleine Meinungsverschiedenheit, in deren Verlauf er mir den Zeigefinger abschoß.« Er hob die rechte Hand. »Ich wollte gerade abdrücken, aber Harding war schneller als ich. Jetzt geben Sie mir bitte etwas zu trinken!«
    Man brachte ihm ein Glas Wein, das er gierig austrank.
    »Sie haben zwar die Küste abgesperrt, aber er kriegt seine Botschaften doch durch, wenn . . .«
    »Also hat er das Zeichen noch nicht gegeben?« fragte Beale eifrig. »Sie müssen uns die Wahrheit sagen, Milsom; wenn Sie uns helfen, Harding zu fangen, werden Sie nicht vor Gericht gestellt.«
    Milsom kniff die Augen zusammen.
    »Es war nicht die Hoffnung auf Straffreiheit, die mich bewogen hat, mit Harding zu brechen. Sie werden sich kranklachen, wenn ich Ihnen den wahren Grund sage: Ich bin Engländer, und ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, daß dieses Land vernichtet werden sollte. Verdammte Sentimentalität! Sie glauben mir wohl nicht?«
    Die andern schauten ihn erstaunt an.
    »Aber worauf wartet Harding denn noch?« fragte McNorton nach einer Pause.
    »Irgend etwas klappt in der Organisation nicht«, antwortete Milsom. »Bitte überlegen Sie sich, daß Harding ein ungeheuer weitverzweigtes Netz von Agenten und Vertrauensleuten über die ganze Welt ausgespannt hat. Seit beinahe einem Jahr besteht seine Hauptarbeit nicht etwa in chemischen Experimenten - die Herstellung des grünen Brandes funktioniert längst bis ins kleinste -, sondern im Organisieren und Plänemachen. Nach langen Vorarbeiten hat er es so weit gebracht, daß jetzt in jedem Land ein Vertrauensmann sitzt, der eine ganze Reihe von Agenten und Unteragenten kommandiert. Dieser ganze Apparat wartet jetzt darauf, daß Harding ein bestimmtes Codewort ausgibt -richtig gesagt sind es eigentlich drei Wörter, die folgende Bedeutung haben: ›Losschlagen‹, ›Weitere Befehle von mir abwarten‹ und ›Plan wird für dieses Jahr fallengelassen‹ Harding hat mich als seinen Stellvertreter über diese Maßnahmen genau informiert.«
    »Und wie heißen die Codewörter?«
    »Harding war vorsichtig genug, sie jeden Monat zu ändern«, sagte Milsom. »Er hat sie dann jedesmal selbst seinen Vertrauensleuten im Ausland mitgeteilt, mich hat er aber leider nie informiert. Das mag seltsam klingen, da er mich sonst doch in alles einweihte, ist aber typisch für ihn. Er wollte unbedingt, daß alle Macht in seiner Hand bleibt und daß niemand anders als er in der Lage ist, das Ganze ins Rollen zu bringen.«
    »Aber er hat die Codewörter doch sicher irgendwo aufgeschrieben?« fragte Kitson.
    »Darauf komme ich gleich zu sprechen. Nachdem die Fabrik in Paddington abgebrannt war, sagte Harding, es sei an der Zeit zu verschwinden. Er wollte nach Südamerika, ich sollte nach Kanada fahren. ›Bevor Sie gehen‹, sagte er, ›gebe ich Ihnen noch den Code. Wir treffen uns um zehn Uhr noch einmal.‹ Wir gingen zurück in seine Wohnung - das war ungefähr um fünf Uhr morgens. Er packte ein paar Sachen ein, und ich sah, wie er aus einer Aktenmappe, die er am Abend vorher aus Staines mitgebracht hatte, etwas herausnahm und in seine Rocktasche steckte. Er brachte es kaum in der Tasche unter es sah aus wie eine kleine Kassette. - Ich blieb die ganze Zeit allein, bis Harding endlich um elf Uhr zurückkam. Ich erkannte ihn fast nicht wieder; er war völlig außer sich. Es stellte sich heraus, daß er das Papier, auf dem er die Codewörter notiert hatte, nicht mehr fand. Er sagte, er müsse es verlegt haben . . .«
    »Verlegt?« rief Beale verblüfft. »Das ist doch unmöglich!«
    »Es ist wirklich so«, sagte Milsom. »Ich weiß, es klingt geradezu grotesk, daß er plötzlich selbst nicht mehr in der Lage war, seinen mit soviel Sorgfalt ausgetüftelten Plan zu starten. An und für sich sollte man annehmen, daß er sich die Codewörter nicht nur aufgeschrieben, sondern auch gemerkt hatte. Gerade letzteres war ihm aber immer unmöglich gewesen. Wie viele Wissenschaftler hatte er für manche Dinge einfach kein Gedächtnis, sondern verließ sich meistens ganz auf seine Notizen. - Im übrigen konnte ich seinen Worten entnehmen, daß der Code nicht hoffnungslos verloren sei, sondern daß er im Gegenteil wußte, wo er ihn finden konnte. Er erklärte mir, daß ich ihm bei einem Einbruch behilflich sein müsse - und damit fing der Streit zwischen uns an.«
    »Wo wollte er denn einbrechen?« fragte McNorton mit fachlichem Eifer.
    »Diese Frage habe ich ihm

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