011 - Der grüne Brand
Preise liegen bereits über den Rekordzahlen der letzten Kriegslagen‹
Er trat rasch in eine Telefonzelle und rief McNorton an.
»Haben Sie die Zeitungen gesehen?« fragte er.
»Nein, aber ich habe die Neuigkeiten bereits gehört. Es handelt sich doch um die Weizenpreise?«
»Ja - das Spiel hat begonnen.«
»Wo sind Sie denn im Augenblick? - Warten Sie, ich komme gleich.«
Drei Minuten später erschien McNorton. Beale winkte einem Taxi, und sie fuhren zusammen zu Kitsons Hotel.
»Gegen Harding, Milsom und Hilde Gordon sind Haftbefehle erlassen worden«, sagte McNorton. »Bis jetzt fehlt allerdings jede Spur von ihnen. Sämtliche Eisenbahnstationen, Häfen und Flugplätze werden kontrolliert.«
»Wir müssen vor allem Harding finden«, antwortete Beale. »Er gehört zu den Menschen, die alle Macht in ihren eigenen Händen konzentrieren wollen, und ich glaube, daß wir die Katastrophe verhindern können, wenn wir nur ihn zu fassen bekommen.«
Im Hotel erwartete sie bereits Mr. Kitson.
»Ich habe gerade mit dem Staatssekretär für Landwirtschaft gesprochen«, begrüßte er sie ernst. »Viel zuviel von der Geschichte ist schon an die Öffentlichkeit gedrungen - es wird eine Panik geben! Der Mehlpreis wird in astronomische Höhen klettern.«
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und ein grauhaariger Herr trat ins Zimmer.
»Lord Sevington, der Außenminister«, flüsterte McNorton
»Mr. Beale, die phantastische Geschichte, die Sie mir damals erzählt haben, scheint doch nicht so phantastisch zu sein«, begann der Minister ohne Umschweife und streckte Beale die Hand hin. »Ich habe mich entschlossen, selbst zu Ihnen zu kommen, um mit Ihrer Unterstützung einen Ausweg aus dieser verzwickten Situation zu finden. Wäre ich damals Ihrem Rat gefolgt, säße der Gauner jetzt schon hinter Schloß und Riegel. - Es ist Ihnen doch bekannt, daß Mr. Beale schon seit einiger Zeit mit dem Außenministerium in Verbindung steht?« wandte er sich an Kitson.
»Das wußte ich allerdings nicht«, entgegnete der Rechtsanwalt überrascht.
»Wir hielten seinen Bericht damals mehr oder weniger für eine jener packenden Geschichten, wie sie von amerikanischen Zeitungen bevorzugt werden«, lächelte der Minister.
»Ich verstehe die Sache immer noch nicht ganz«, murmelte Kitson. »Was für einen finanziellen Gewinn hat Harding denn davon, wenn er die Ernte der ganzen Welt vernichtet?«
»Sehr einfach«, antwortete der Minister. »Die südamerikanischen Getreidefelder bleiben unberührt - und diese Felder hat Harding durch die südamerikanische Bank, die ihn finanziert, in der Hand. Verstehen Sie jetzt, daß er dann jeden Preis diktieren kann?«
»Und kann man nicht alle Felder bewachen?«
»Das ist völlig unmöglich«, erwiderte Beale. »Die einzige Hoffnung besteht darin, Harding zu fassen und damit die Quelle der ganzen Verschwörung zu verstopfen.« »Andernfalls müßten wir zwölf Monate bis zur nächsten Ernte ausharren«, murmelte der Minister.
»Sie täuschen sich, Sir«, sagte Beale ernst. »Meinen Informationen nach - und ich kann mich für ihre Richtigkeit verbürgen -macht der grüne Brand den Boden für mehr als zehn Jahre keimunfähig.«
Die vier Männer starrten sich hilflos an. Der erste, der nach einer langen Pause wieder zu reden begann, war der Minister.
»Mr. Beale«, sagte er. »Sie haben unbegrenzte Vollmachten, zu handeln, wie es Ihnen gut erscheint. Jedes Hilfsmittel, das Sie brauchen, steht zu Ihrer Verfügung. Ich bin mir jetzt über die Situation völlig im klaren - wenn Sie Dr. Harding nicht erwischen, gibt es keine Chance mehr für uns.«
Mit einem kurzen Kopfnicken eilte er zur Tür hinaus.
»Leicht gesagt«, meinte Kitson. »Aber wie wollen Sie diesen durchtriebenen Schuft erwischen, Beale?«
»Ich weiß es noch nicht«, entgegnete Beale. »Es wird die Aufgabe meines Lebens.«
Harding war spurlos verschwunden. Es konnte festgestellt werden, daß er zusammen mit einem Begleiter - wahrscheinlich war es Milsom - in einem Auto fortgefahren war. Ob nach Osten oder Westen, nach Norden oder Süden wußte niemand. Kriminalbeamte, die seine Wohnung durchsuchten, fanden keinerlei Anhaltspunkte.
Jede Eisenbahnstation, jeder Hafen wurde von Polizei und Militär aufs schärfste bewacht. Ein allgemeines Start- und Landeverbot für Flugzeuge aller Art trat in Kraft. England wurde zu einer von der Außenwelt isolierten Insel. Die einzige Fotografie, die von Harding existierte, hing in zehnfacher
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