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0110 - Zargos, der Dämon

0110 - Zargos, der Dämon

Titel: 0110 - Zargos, der Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Schock, nicht nur für mich selbst, auch für meine Mutter. Ich habe es ganz gut überstanden und muß mich damit abfinden. Aber Mutter hat sich damit gequält. Ich habe es ihr angesehen, auch wenn sie nur gelächelt und mir Mut zugesprochen hat, obwohl sie selbst jemanden gebraucht hätte, der sie aufrichtete. Das war einfach zuviel für sie. Sie… hat die Kontrolle über sich verloren und nicht gewußt, was sie tat. Das ist es! So muß es gewesen sein!«
    Die Enttäuschung war genauso groß wie vorhin die Überraschung darüber, daß er schon von Zargos gehört hatte. Der junge Mann wollte an seine Mutter glauben. Deshalb hatte er sich eine psychologisch ganz gut fundierte Geschichte ausgedacht. Mich brachte sie jedoch nicht weiter.
    »Kann es nicht so gewesen sein?« fragte er flehend.
    Ich wollte ihm helfen. »Kann sein, Mr. Serapho! Und jetzt antworten Sie mir endlich. Was ist Zargos?«
    »Ein Versandhaus«, sagte er.
    »Ein… Versandhaus?« fragte ich verblüfft.
    Er nickte. »Aber ja! Mutter hat dort ein paar Kleinigkeiten bestellt, weil es sehr billig ist. Zum Beispiel Schuhe. Sie hat vor ein paar Monaten einen Prospekt erhalten und sich daraus einige…«
    Er unterbrach sich, als die Tür aufsprang. Ein Arzt trat ein, nicht Dr. Peshora, sondern ein weißhaariger Mann in einem weißen Mantel. Er kam an das Bett, schob mich zur Seite und beugte sich über Frank Serapho.
    »Sehen Sie mich an, Mr. Serapho«, sagte er mit einer leisen, eindringlichen Stimme.
    Frank tat es, und ich wurde ungeduldig, weil ich keinen Sinn in der Untersuchung sah. Außerdem hätte der Arzt doch warten können, bis ich wieder weg war.
    Es dauerte nicht lange, nur eine Minute. Dann richtete sich der Weißhaarige wieder auf und verließ den Raum, ohne zu mir oder Serapho noch ein Wort zu sagen.
    »Merkwürdiger Mensch«, stellte ich fest.
    »Ich habe ihn noch nie gesehen«, meinte Frank Serapho. »Ob der hier neu ist?«
    Das riß mich von meinem Stuhl hoch. In meinem Gehirn schlug eine Alarmklingel an. Mit zwei Sätzen war ich an der Tür, riß sie auf und stürmte auf den Gang hinaus.
    Der weißhaarige Arzt hatte bereits das Ende des Korridors erreicht, als ich hinter ihm herspurtete. Er wandte sich um, obwohl meine Gummisohlen auf den Steinfliesen kein Geräusch machten. Als er mich sah, erschrak er keineswegs. Er schnellte sich jedoch durch eine Tür und schlug sie krachend hinter sich zu.
    Ich lief, als ginge es um mein Leben. Zeit, um meine Beretta zu ziehen, hatte ich nicht mehr. Auch an das Silberkreuz an meinem Hals kam ich nicht heran.
    Mit meinem vollen Gewicht warf ich mich gegen die Tür. In der Eile hatte der falsche Arzt nicht abgeschlossen.
    Die Tür flog auf und krachte innen an die Wand. Es war ein Kleinlabor. Mit einem Blick sah ich Regale mit Reagenzgläsern, die Tische mit Mikroskopen und technischen Geräten, die ich nicht kannte.
    Und ich sah den falschen Arzt. Er stand vor dem geöffneten Fenster und wandte mir den Rücken zu.
    Ohne nachzudenken, schnellte ich mich auf ihn und hieb meine Hände nach seinen Schultern. Ich wollte ihn herumreißen und festhalten, doch meine Finger griffen in eine weiche, formlose Masse.
    Unter meinen Händen zerfloß der Körper des Arztes. In einer kreiselnden Bewegung drehte er sich zu mir um.
    Sein Gesicht jagte mir einen Schock ein. Noch waren die Züge eines Menschen zu erkennen, aber das Gesicht sah aus, als wäre es aus Butter gemacht, die mit einer Heizsonne bestrahlt wurde. Alles verrutschte. Die Augen befanden sich nicht mehr an derselben Stelle. Die Nase flachte ab und vermischte sich mit dem Mund, der unkontrolliert aufklaffte. Das Kinn floß auf den Hals herunter.
    Es war eine Zerrvisage, ein Horrorgesicht, daß ich mich dazu zwingen mußte, das Scheusal nicht loszulassen.
    Mein Silberkreuz!
    Hastig tastete ich nach der Kette und zog es unter meinem Hemd hervor, streifte es über den Kopf und wickelte die Silberkette um meine Faust.
    Doch in dieser Zeit löste sich der Dämon, der Zargos sein mußte, weiter auf. Nur noch die beiden Augen schwammen in der teigigen, bereits völlig glatten Masse des Gesichts. Nase und Mund waren nicht mehr zu erkennen. Die Haare hatten sich zurückgebildet.
    Der Körper umfloß meine Beine wie Kleister. Angewidert trat ich einen Schritt zurück, zog meine Füße aus der Körpermasse des Dämons und stieß mit der Faust zu.
    Das Kreuz in meiner Hand strahlte hell auf, als es in die Nähe des Dämons gelangte, doch ehe es sich in das Ziel

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