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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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verstehen Sie? Hab schwer zu kämpfen, um durchzukommen. Wird einem heute nicht leicht gemacht. Warum soll ich da noch einen überflüssigen Fresser durchziehen?«
    »Ich denke, sie arbeitet?«
    »Hab ich was davon? Fünf Dollar die Woche gibt sie ab. Für Essen und Zimmer. Verdammt noch mal, kann man mit fünf Dollar einen ausgewachsenen Menschen füttern?«
    Er war schwer verbittert. Ein Mensch, der zeit seines Lebens nur Rückschläge erfahren haben mochte.
    »Ich möchte sie sprechen, Mister Cattright. Deswegen kam ich her. Und zu Ihrer Beruhigung, es liegt überhaupt nichts gegen Joan Delague vor. Wie kamen Sie denn darauf?«
    »Die hat eine Menge Freunde, die mir nicht schmecken, Kerle, die keine ordentliche Arbeit kennen, aber dicke Wagen fahren und alle Taschen voller Dollars haben. Ich weiß, was dabei herausschaut, Mister.«
    »Gangster?«
    »Möglich. Hab keine Lust, mir das Maul zu verbrennen.«
    »Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung. Seit gestern ist sie nicht nach Hause gekommen. Aber das wär nicht das erste Mal, Ich schmeiß sie raus, wenn sie sich wieder blicken lässt. Ich mach das nicht mehr länger mit.«
    »Was für einen Job hat sie denn?«
    »Stenotypistin…«
    »Und wo?«
    »Da müssen Sie schon meine Frau fragen, Mister. Kümmere mich nicht darum.«
    »Und wo ist Ihre Frau, Mister Cattright?«
    »Die ist nach Beverly raus. Die geht da zweimal die Woche putzen. Bei Glenn Ford, dem Filmfritzen.«
    »Aber Sie werden sich doch dafür interessiert haben, wo Ihre Nichte arbeitet? Das können Sie mir nicht erzählen, Mann. Und wenn es nur aus dem einzigen Grund geschah, um herauszubekommen, wie viel Dollar sie wöchentlich verdient.«
    »Vierzig«, sagte Norman Cattright.
    »Und woher wissen Sie das, he?«
    Er schluckte und lief knallrot an. Dann meinte er mit gedämpfter Stimme, als wollte er sich entschuldigen.
    »Kathy hat mir’s mal irgendwann erzählt, Mister. Aber, bei Gott, ich weiß tatsächlich nicht, wo sie arbeitet. In irgendeinem Lokal, glaub ich. Aber sie kann inzwischen auch schon wieder gewechselt haben. Wenn Sie’s interessiert, fragen Sie mal bei Stevenson in der-Tampico Street nach. Ist ’ne Vermittlungsagentur. Als das Girl nach Los Angeles kam, hat Stevenson ihr den ersten Job beschafft.«
    »Okay.Vielen Dank. Sie ging also gestern wie immer zur Arbeit und kam abends nicht nach Hause?«
    »Stimmt«, knurrte Cattright.
    »Da Sie sich nicht für Ihre Nichte interessierten, werden Sie wohl auch kaum die Namen ihrer näheren Freunde kennen, was? Oder haben Sie den Namen Mason mal gehört?«
    »Mason…? Nee, bestimmt nicht.«
    Ich ließ ihn stehen, warf die Wohnungstür hinter mir zu und lauschte ein paar Sekunden. Nichts rührte sich. Nur gegenüber vernahm ich ein Kratzen, was wohl von der neugierigen Mitbewohnerin herrührte.
    Phil warf die Zigarette aus dem Wagenfenster und startete. Er sah prüfend zu mir her und fragte:
    »Fehlanzeige, was?«
    »Ich fürchte, sie ist von ihrer Arbeitsstelle gestern nicht zurückgekommen. Sie wohnt bei ihrer Tante.« In wenigen Sätzen gab ich ihm die Unterhaltung mit Norman Cattright wieder. »Beeilen wir uns. Vielleicht erwischen wir noch jemand in der Agentur.«
    Wir mussten ganz Los Angeles durchqueren und mehrmals nach dem richtigen Weg fragen. Schließlich hielten wir mit kreischenden Reifen vor einem altmodischen Haus.
    Die nüchternen Büroräume der Vermittlung lagen im ersten Stockwerk. Glücklicherweise pflegen solche Unternehmen abends offen zu sein, weil ihre Kunden zum Teil tagsüber einem Job nachgehen und erst nach Dienstschluss Zeit finden, sich nach einer besseren Stelle umzuschauen.
    Eine korpulente Frau in resedagrünem Kostüm empfing uns. Sie saß hinter einem mächtigen Tisch, auf dem drei Telefone standen. Ihr Gesicht verriet Wohlwollen und berufsmäßige Freundlichkeit.
    »Mein Name ist Cotton«, stellte ich mich vor und setzte mit leiserer Stimme hinzu: »Vom FBI. Ist Mister Stevenson zu sprechen?«
    Etwa zwölf Kunden hielten sich in dem großen Raum auf. Sie hockten auf steifen Stühlen und sahen mit mürrischen Mienen zu uns herüber. Wahrscheinlich fürchteten sie, wir könnten uns vordrängen.
    »Es ist gerade jemand bei ihm«, versicherte die Frau bereitwillig, »Ich werde Sie aber sofort anmelden. Gedulden Sie sich eine Sekunde.« Eilig verschwand sie hinter der Polstertür.
    Stevenson entpuppte sich als ein hagerer, ausgemergelter Mann von mittlerem Alter, dezent in dunkelgrau gekleidet, mit Stirnglatze und

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