0111 - Geschäfte mit Menschen
wird mir einen Schlitten geben.«
Er klemmte sich hinter das Lenkrad, startete und winkte mir einen flüchtigen Gruß zu. Gleich darauf war Phil im flutenden Verkehr untergetaucht.
Wider Erwarten fand ich innerhalb von einer Minute ein freies Taxi.
***
Lieutenant Dempster nickte mir zu, als ich zu Ryan Milton ins Office trat. Drei weitere G-men hielten sich in dem Raum auf. Sie schienen alle sehr beschäftigt zu sein. Der Chef saß gewichtig hinter seinem Schreibtisch, studierte ein Protokoll und sah nur kurz in die Höhe, als ich eintrat.
»Hallo, Lieutenant«, sagte ich zu Dempster. »Sie werden noch ein berühmter Mann, passen Sie auf. Dreißig Zeilen in der Nachmittagsausgabe.«
»Was kann man schon gegen die Reporter ausrichten?«, murmelte er verlegen.
»Sehen Sie sich das mal an, Cotton«, bemerkte Ryan Milton und schob mir zwei Funkbilder zu. »Kam vor zehn Minuten aus New York.«
Viel war auf den Fotos nicht zu erkennen. Helle und dunkle Streifen, die von kleinen Flecken unterbrochen wurden. Die riesenhaften Vergrößerungen eines Geschosses. Deutlich waren die Schrammen zu sehen, die die Laufzüge in den Tombakmantel geschnitten hatten. Beide Bilder waren gleich.
»Das linke stammt aus New York, das rechte wurde von unserem Labor aufgenommen«, erklärte Milton zufrieden. »Auch die Fingerabdrücke sind identisch. Der Tote in Brands Wohnung im Ranroad Building ist einwandfrei Eddy Hovell. Und Hovell hat Brand erschossen. Nach diesem Geschossstatus besteht daran nicht mehr der geringste Zweifel.«
»Wundert Sie das, Mister Milton?«
»Wir wollen sicher gehen, Mister Cotton«, meinte der Chef. »Dann weiter… Hier ist eine Funkdepesche aus Mexiko City. Die Firma Trujillo und Martinez existiert tatsächlich. Nachteiliges sei nicht über sie bekannt.«
»Rollins beschäftigte Chet Masons Freundin als Stenotypistin«, gab ich nun meine Weisheit zum Besten. Ich berichtete von unserem Besuch bei Cattright und dem Vermittler Stevenson. »Augenblicklich ist Phil Decker zur ›Hawaii Bar‹ hinaus.«
»Verdammt noch mal, es wird dem Girl doch nichts passiert sein?«, knurrte Lieutenant Dempster unruhig.
»Wollen Sie Begleitung zum Pelican Club«?, forschte Milton.
»Ich glaube nicht, dass es notwendig ist. Aber einen Wagen benötige ich. Phil Decker hat unseren Fairlane mitgenommen.«
»Sie nehmen den Kommandowagen«, befahl Ryan Milton knapp. »Wenn Ihr Freund das Mädchen nicht auftreibt, schlagen wir Alarm. Ich werde gleich zwei Leute zur ›Hawaii Bar‹ schicken. Sie können sich ja im Hintergrund halten, um nur im Notfall einzugreifen. Das will mir nicht gefallen, Cotton. Unsere Gegner sind mir zu schlau. Immer eine Länge voraus… Nein, das hat mit Zufällen nichts mehr zu tun. Sie wissen, dass das FBI ihnen im Genick sitzt.«
»Aber als Mason von einer Maschinenpistole getötet wurde, waren wir noch gar nicht in Aktion«, meinte ich zweifelnd.
»Das kann eine interne Auseinandersetzung gewesen sein. Aber alles andere lässt sich auf unser Eingreifen zurückführen.«
»Ein Ereignis wegen Masons Pilotenjob?«
»Nichts. Zwar fehlen noch einige Berichte unserer Leute, aber nach Lage der Dinge besteht kaum Hoffnung, wir könnten erfolgreich sein. Die Flieger kennen sich doch fast alle untereinander. Und wenn sechzig bis siebzig Piloten von Chet Mason niemals etwas gehört haben, so ist es unwahrscheinlich, dass der Rest plötzlich von Erinnerungen übermannt wird. Nein, wir haben sämtliche Maschinen im Gebiet von Los Angeles durchgekämmt.«
»Auch die auswärtigen?«
»Nur die für Los Angeles zugelassenen. Die fremden sind nicht zu kontrollieren. Wir müssten sonst eine Generalfahndung ausschreiben.«
»Das Ganze steht und fällt mit Chet Mason«, überlegte ich. »Er ist die Schlüsselfigur, Mister Milton. Sie haben doch gewiss versucht herauszubekommen, was Mason gestern getrieben hat, bevor er im ›Pelican Club‹ auftauchte?«
»Na sicher«, stimmte Lieutenant Dempster wichtig zu. »Und wir haben auch Erfolg gehabt.« Er angelte nach einem Blatt Papier auf Miltons Schreibtisch und las die einzelnen Posten ab. Sie konnten Masons Alibi bis gegen fünfzehn Uhr des Mordtages zurückverfolgen. Von da an war nichts mehr über ihn bekannt. Die Aufstellung gab keinen Hinweis, der uns verdächtig erschienen wäre. Mason hatte demnach am frühen Nachmittag Los Angeles in Richtung Süden mit einem Leihwagen verlassen. Eine Tankstelle an der Santa Rosa Street konnte sich erinnern, ihn
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