0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
paar Namen, aber ich konnte nur einen davon erfahren. Jonny soll von einem gewissen Kantor gesprochen haben, der eine große Kanone sei und mit dem man sich gut halten müsse. Es war auch von einem Boxer die Rede. Sollte das vielleicht der sein, den man vorgestern totgeschlagen hat?«
»Was wurde über ihn gesprochen?«, fragte ich begierig.
Dieser Polkin schien absolut nicht so dumm zu sein, wie ich gedacht hatte.
»Er soll irgendwie herumgeschnüff eit haben, und der Lausejunge, mit dem ich mich unterhielt, meinte, er habe wohl darum ein paar auf die Schnauze bekommen. Ich weiß natürlich nicht, ob etwas dran ist, aber ich dachte, es sei gut, es Ihnen mitzuteilen.«
»Es bestätigt nur das, was wir schon zu wissen glauben. Bringen Sie mir den Jungen mal hierher.«
»Ich möchte davon abraten«, sagte Polkin bedenklich. »Die Kerle können den Mund nicht halten. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wüsste die ganze Stadt, was los ist. Sie können auch nicht mehr aus ihm herausholen als ich. Ich habe ihn gewaltig zwischengenommen und ihm Angst eingejagt. Wenn er mehr wüsste, hätte er gesungen.«
»Hat Jonny niemals über die Zeit gesprochen, die er bei Masters angestellt war? Sie wissen doch, der Mann, der vor drei Monaten ermordet wurde.«
»Nein. Wenn er danach gefragt wurde - und natürlich wurde er gefragt -, wurde er sofort schweigsam.«
Auch das war mir nichts Neues. Etwas Ähnliches hatte Mrs. Philps bereits angegeben.
»Sonst noch etwas?«, fragte ich.
»Nur das alte Lied, dass Jonny stets reichlich mit Geld versehen war, und wenn er gute Laune hatte, seine Kumpels frei hielt.«
»Wie lange datiert dieser plötzliche Reichtum des Burschen zurück?«
»Angeblich seitdem er damals die Stellung bei Masters verlor, als dieser verurteilt wurde. Von diesem Tag an hat er keine geregelte Arbeit mehr gehabt. Er trieb sich umher, verschwand, tauchte wieder auf, und keiner kam dahinter, woher er die reichlichen Mittel hatte.«
Wieder läutete das Telefon. Phil nahm den Hörer ab, lauschte und winkte mir.
»Das Krankenhaus. Der Arzt lässt dich bitten, hinzukommen. Es ist soweit. Bob ist aufgewacht.«
»Sage, dass wir in zehn Minuten dort sein werden.« Ich nahm meine Jacke von der Stuhllehne hinter mir und fuhr hinein. Polkin war aufgestanden und wusste nicht recht, ob er sich einfach verdrücken sollte. Ich wechselte einen schnellen Blick mit Phil, und der nickte zustimmend. Unsere drahtlose Telegrafie hatte wieder einmal funktioniert.
»Haben Sie noch Zeit, Polkin?«, fragte ich, und als er bejahte: »Wir fahren jetzt zum Rockefeller Hospital, wo Bob Shaw liegt, den ein paar Lumpen fast totgeschlagen haben. Offiziell ist er sogar tot. Wir wollten damit erreichen, dass die Verbrecher sich sicherfühlen. Er ist aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht und wird uns wahrscheinlich erzählen können, wer ihn so zugerichtet hat. Wollen Sie uns begleiten?«
»Selbstverständlich«, antwortete er erfreut und schloss sich uns an.
Das Krankenzimmer war weiß, genauso weiß wie die Kittel des Arztes und der Pflegerinnen. Noch weißer erschien Bobs Gesicht, das klein und schmal in den Kissen lag. Noch immer waren die Augen verschwollen, die Nase trug ein großes Pflaster, und der Kopf war mit dicken Bandagen umwickelt.
»Sie dürfen ihn nicht anstrengen«, mahnte der Arzt. »Er ist sehr schwach.«
Dann zog er sich zusammen mit der Schwester in eine ferne Ecke zurück. Ich setzte mich auf den Stuhl neben Bobs Bett. Phil stand neben mir und hinter diesem Sergeant Polkin.
»Bob, Bob«, sagte ich leise. »Hörst du mich?«
Die schweren Lider mit den blauen Schatten öffneten sich erschreckend langsam. Selbst diese kleine Bewegung schien im unsägliche Anstrengung zu kosten.
»Jerry«, flüsterte er mühsam. »Die Hunde, sie haben mich erledigt.«
»Ruhig bleiben, Bob«, mahnte ich. »Wer war es?«
»Es waren vier. Drei kannte ich nicht… Kantor… Die Lumpen.«
»Warum?«
»Ich hatte etwas erfahren…« Seine Stimme wurde immer leiser. Ich beugte mich nieder und hielt mein Ohr an seine blassen Lippen. »Gittler… Krach mit Kantor… Hat ihn rausgeworfen… Such in Bleeckerstreet… Arbeitet in Bar… Müde… müde.«
Bobs Augen schlossen sich.
Ich sah mich nach dem Arzt um, der mit ein paar Schritten herankam. Er setzte eine schon vorbereitete Spritze an, fühlte nach dem Puls und winkte uns nach draußen.
»Wenn er wieder einen lichten Moment hat, so lasse ich es Sie wissen. Wenn dieser Fall eintreten
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