0112 - Der Mann mit den zwei Gesichtern
er.
Draußen empfing ihn das milde Klima der Kunstwelt. In einem Kilometer Entfernung lag die Space-Jet. Die Leutnants Alkher und Nolinow waren seinem Befehl nachgekommen und hatten nicht einmal die kleine Zentrale der 1-109 verlassen.
Thomas Cardifs Blick glitt an dem schlanken Turm entlang.
Geschafft, dachte er dabei, um sofort wieder seine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Auch diese Vorsicht gehörte zum Erbteil seines Vaters, der auch nie einmal Gewonnenes wieder leichtsinnig aufs Spiel setzte.
Voller Genuß atmete er die würzige Luft von Wanderer tief ein.
Da meldete sich sein Unterbewußtsein; er glaubte ES den Satz flüstern zu hören: Du machst ja eurem antiken Odysseus Konkurrenz!
Hatte ES ihn doch durchschaut? War das Täuschungsmanöver auf Wanderer mißglückt?
Plötzlich flüsterte Cardifs eigenes Ich in seinem Unterbewußtsein: ES hat dich nicht durchschaut; ES hat sich nur darüber amüsiert, daß du der alle zweiundsechzig Jahre fälligen Zelldusche mit Hilfe des Aktivators aus dem Wege gehen willst.
Wegen dieses Tricks hat er dich mit Odysseus, dem Listenreichen, verglichen.
Thomas Cardif strich sich über die Stirn. Die Spannung fiel wieder von ihm ab. Erneut atmete er die würzige Luft ein. Er wartete, daß ES ihm einundzwanzig Zellaktivatoren brachte.
Homunk, die Schöpfung des Superwesens - ein humanoider Roboter größter Vollendung, beim ersten Besuch Rhodans auf Wanderer für ihn geschaffen - hörte ES, seinen Herrn, belustigt kichern.
Homunk hielt sich im Hintergrund der Halle auf. Er hatte sie erst betreten, nachdem Thomas Cardif sie verlassen hatte. ES wollte keine Begegnung zwischen den beiden. ES wollte sich nur in seiner Art mit Homunk unterhalten. ES hätte dazu das Erscheinen des Roboters nicht benötigt, aber die Situation erschien ihm so grotesk, daß er der Ansicht war, Homunk müßte herbei. Ein Wechselgespräch kam auf. „Homunk, hast du ihn erkannt?"
„Sofort Herr!"
„Alles, was Rhodan heißt, amüsiert mich königlich, Homunk.
Diese Kulturbarbaren auf dem dritten Planeten einer lächerlich kleinen Sonne verfügen über Einfälle, die belohnt werden müssen."
„Herr, du willst Rhodans Sohn unterstützen ?"
„Wenn der kleine Schwindler klug genug ist, warum sollte ich es dann nicht? Aber er hat erst noch zu beweisen, ob er klug ist. Ein kluger Schwindler läßt sich wohl mit dem Namen des anderen anreden, doch er versucht selbst nie, sich in seinem Denken mit dem anderen zu identifizieren."
„Herr, wird er deine Frage verstehen: Soll ich im Physiotron den einundzwanzigsten Zellaktivator auf deine persönlichen Schwingungen abstellen, Perry Rhodan ?"
„Homunk, du enttäuschst mich heute. Bin ich das Schicksal? Nur Törichte versuchen, der Allmacht in den Arm zu fallen. Darum denke ich auch nicht daran, Rhodan zu helfen. Wer so viel wagt, wie er auf Okul gewagt hat, muß dafür auch den Preis bezahlen!"
„Herr, jetzt schweben aber beide in Gefahr umzukommen!"
„Ich bestreite es nicht, Homunk!"
„Herr, du setzt Thomas Cardif größter Gefahr aus!"
„Noch nicht. Bevor es so weit ist, werde ich ihn warnen, Homunk.
Ich werde ihn sehr eindringlich warnen. Er hat alles Wissen, das Rhodan über mich besitzt, übernommen. Wer es wagt, so zu handeln, wie Thomas Cardif, muß auch jene Klugheit besitzen, die ihn befähigt, mit fremdem Wissen zu arbeiten. Doch nun ist es an der Zeit, den Zellaktivator aus dem Physiotron zu nehmen.
Homunk, willst du dich überzeugen, ob er genau auf Perry Rhodans Schwingungen eingestellt ist, wie Thomas Cardif es gewünscht hat?"
„Herr, Cardif ist aber nicht Rhodan. Dich und mich hat er nicht täuschen können wie bisher alle anderen; der Zellaktivator wird bei ihm kontraindiziert sein."
„Ich werde ihn vor der Kontraindikation warnen, Homunk, sehr deutlich warnen, wenn es an der Zeit ist."
„Und was lösen die anderen zwanzig Zellaktivatoren aus, welche die Priester des Baalol von Cardif verlangen, Herr?"
„Einen Spaß, Homunk, und eine heilsame Lehre, die den Antis vielleicht deutlich vor Augen führt, daß man mit mir keine üblen Scherze treiben darf. Aber Thomas Cardif amüsiert mich, dabei kennt er doch das Sprichwort vom betrogenen Betrüger. Er ist doch nicht so klug wie sein Vater."
Das Wechselgespräch in der Halle war zu Ende. ES stimmte wieder sein vergnügtes Kichern an, und Homunk, dessen Gehirn eine halborganisch intotronische Verbindung war, die auf sechsdimensionaler Basis arbeitete, wagte nicht
Weitere Kostenlose Bücher