0112 - Der Mann mit den zwei Gesichtern
aus. Sein Blick brannte sich auf dem Bildschirm fest.
„Sir, ich glaube, daß ich noch einen Notruf abstrahlen konnte!"
sagte Alkher ahnungslos.
Thomas Cardif glaubte in dieser Sekunde, verrückt zu werden.
Ein Notruf war abgestrahlt worden? „Was ...?" schrie er Brazo Alkher an. „Sie haben über Hyperfunk die Flotte gerufen?"
Als er das letzte Wort ausgesprochen hatte, begriff er, was er damit getan hatte.
„Sir?" stammelte Brazo Alkher und starrte ihn fassungslos an.
„Schon gut, Alkher", versuchte Cardif wieder einzulenken. „Aber woher wollen Sie wissen, daß wir es mit Antis zu tun haben?"
„Sir", erwiderte der junge Leutnant, und das Staunen in seiner Stimme wurde immer größer, „hören Sie es denn nicht? Wir haben unser Triebwerk abschalten müssen, um uns nicht selbst in den Raum zu jagen. Diese Antimutanten haben ein Mentalfeld um unseren Maschinenraum gelegt. Nicht ein Strahlpartikel ging mehr nach draußen ..."
Barsch fiel Thomas Cardif dem jungen Leutnant ins Wort: „Habe ich Sie beauftragt, mir Belehrungen zu erteilen?" Damit drehte er sich um und verließ die Zentrale der Space-Jet.
„Brüderchen", fragte Stana entsetzt, „kannst du mir erklären, was den Chef so konfus machte?"
Deprimiert durch die ungerechte Zurechtweisung Rhodans winkte Brazo ab. „Was weiß ich! Da! Sie holen uns mit einem Traktorstrahl heran! Verdammt noch mal, warum habe ich mit meinem Schuß bloß nicht genau den Maschinenteil dieses Piratenschiffes getroffen?"
Vorläufig war an ihrer Lage nichts mehr zu ändern. Ihre Hoffnung konnten sie allein nur auf die Solare Flotte stützen, sofern der Hyperfunknotruf noch ihre Antenne verlassen hatte.
Über das Notaggregat befragte Brazo die Positronik. Ein Schatten zur Rechten ließ ihn aufblicken. Er erkannte den Chef und hörte ihn auch schon schneidend fragen. „Was wollen Sie wissen. Alkher?"
„Ich frage gerade an, ob der Hyperspruch noch hinausgegangen ist, Sir."
„Und?"
Auch das schluckte Brazo Alkher. Doch es kostete ihn sehr viel Kraft, ruhig und höflich zu antworten: „Ja, Sir. Der Notruf ist heraus..."
„Und wir sind da!" echote Stana Nolinow und wies auf den Bildschirm.
Der gab wieder, wie die Space-Jet 1-109 mit Hilfe eines starken Traktorstrahles an Bord des Walzenraumers geholt wurde.
Cardif-Rhodan beugte sich zum Schirm vor. Er kniff die Augen zusammen. Er hatte die Beschädigung an der Hülle des Anti- Schiffes entdeckt.
„Rührt das von Ihrem Treffer her. Alkher? Sie haben das Feuer auf den Raumer eröffnet?"
Die letzte Frage begriff der Leutnant wirklich nicht. „Natürlich!
Leider konnte ich nur einen Schuß anbringen, Sir, aber ich hatte ja nur Sekunden zur Verfügung."
Ein harter Stoß ging durch das kleine diskusförmige Sternenboot.
Die Space-Jet 1-109 lag im großen Hangar des fremden Schiffes.
Der Rundsichtschirm wurde dunkel. Als letztes hatte er gezeigt, wie die große Schleuse des Walzenraumers sich schloß. Dann dauerte es Minuten, bis die Beleuchtung des Hangars aufflammte.
In der Zwischenzeit mußte die Halle voll Luft gepumpt worden sein, denn ein Mann ohne Schutzanzug trat durch eine Tür in den großen Raum hinein.
Thomas Cardif hatte ihn auf den ersten Blick erkannt.
Priester Rhobal ging auf die Stelle der Space-Jet zu, wo sich die Schleuse befand.
Da erst begriff Thomas Cardif, daß er die Antis unterschätzt hatte. Sie ließen sich nicht so leicht betrügen. Sie hatten mit diesem Manöver seinen Plan durchkreuzt, der darauf hinauslief, sie durch Zurückhaltung der Zellaktivatoren unter Druck zu setzen.
„Verdammt!" fluchte er unbeherrscht, und im gleichen Augenblick verwünschte er sich. Abermals hatte er sich wie Thomas Cardif und nicht wie Perry Rhodan benommen. Denn Rhodan wäre auch in dieser Lage ruhig und beherrscht geblieben.
Nolinow und Alkher warfen sich in diesem Augenblick vielsagende Blicke zu.
Da sagte Cardif bereits: „Nolinow, öffnen Sie die Schleuse!"
„Jawohl, Sir."
„Und noch eins, meine Herren: Wenn die Antis unseren Notspruch nicht bemerkt haben, dann machen Sie unter keinen Umständen darüber eine Aussage. Dieser Notruf ist unsere einzige Chance!"
Er drehte sich um und ging. Bei der Begegnung mit Rhobal wollte er ohne Zeugen sein.
„Brazo", stieß Stana seinen Kameraden an, der wie erstarrt im Pilotensessel saß, „drehst du jetzt auch schon durch? Genügt es nicht, daß der Chef verrückt spielt?"
Brazo Alkher schüttelte verzweifelt den Kopf. „Stana, kannst du
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