0113 - Armaras Rückkehr
Rennie lenkte das Fahrzeug. Wie ein Waschbrett war die Sahara an dieser Stelle.
Der hartgefederte Wagen rumpelte und hüpfte.
Ralph Bradley und Kent Cates saßen auf der hinteren Sitzbank.
Abdul saß neben dem Rauschgiftproduzenten und -großhändler. Er schien mit jeder Radumdrehung nervöser zu werden. Seine Miene war düster. Furcht schimmerte in seinen schwarzen Augen. Er verfluchte sich, weil er es für seine Pflicht angesehen hatte, Noah Rennie zu warnen. Wenn er es unterlassen hätte, wäre ihm diese Fahrt erspart geblieben.
Wir werden umkommen! pochte es fortwährend in Abduls Kopf.
Wir werden dem Dämon zum Opfer fallen! Weil Noah Rennie so dumm ist zu glauben, ihm überlegen zu sein. Mit einer Maschinenpistole! Welche Verrücktheit! Armara wird uns alle töten. Ich werde Arak nicht wiedersehen!
»Ich kannte mal einen, der besaß ein Schloß mit ‘nem richtigen Gespenst«, sagte Kent Cates, um Abdul aufzuziehen. »Eines Tages wurde ihm der Spuk zuviel, und er verprügelte den Geist. Daraufhin schwor ihm das Gespenst Rache…«
»Und?« erkundigte sich Bradley.
»Jetzt spuken sie zu zweit, denn das Gespenst hat dem Schloßbesitzer den Hals umgedreht.«
Die Killer lachten schallend.
Abdul drehte sich wütend um. »Euch wird das Lachen schon bald vergehen! Armara läßt sich nicht verprügeln!«
»Ich werde ihm die Hörner vom Schädel schießen!« sagte Kent Cates.
»Du läßt mir auch eines, verstanden?« verlangte Ralph Bradley.
»Ich will schließlich auch meinen Spaß mit dem Monster haben!«
»Also gut. Jeder darf auf ein Horn schießen.«
Abdul sagte nichts mehr. Bradley und Cates würden schon noch erkennen, daß sie gegen den Dämon machtlos waren, und Abdul wünschte sich insgeheim, daß Armara den beiden das Sterben besonders schwer machte.
Von einer Piste war nichts zu sehen. Es gab nur Sand, der allmählich lockerer und tiefer wurde. Die grobprofiligen Reifen des allradgetriebenen Geländewagens wühlten sich durch die Wüste.
Noah Rennie orientierte sich nach dem Stand der Sonne.
Schnurgerade steuerte er Arak an, und er brauchte nur einen Blick auf Abdul zu werfen, um zu wissen, daß sie von der verfluchten Oase nicht mehr allzu weit entfernt sein konnten.
Rennie merkte, daß sich seine Nerven unwillkürlich strafften.
Zum Teufel, hatte ihn Abdul etwa schon mit seiner Angst angesteckt? Der Wagen fraß sich an einer Dünenflanke entlang, und wenige Sekunden später lag eine idyllische Oase vor den Männern.
»O Allah«, seufzte Abdul.
»Das ist sie, nicht wahr?« fragte Rennie.
»Ja, das ist sie, die verfluchte Oase«, bestätigte Abdul heiser.
»Dafür, daß sie so lange Zeit im Wüstensand vergraben war, ist sie noch ganz gut in Schuß«, überlegte Kent Cates laut.
»Sie ist ein Hort des Bösen. Die Macht der Hölle hat sie konserviert und die Zeiten heil überdauern lassen«, sagte Abdul.
Die Oase war in sanfte Dünen eingebettet. Ralph Bradley machte den Hals lang und fragte: »Und wo bitte ist das Monster, auf das ich mich die ganze Zeit schon gefreut habe?«
»Armara ist bestimmt ganz in der Nähe«, behauptete Abdul. Er griff mit beiden Händen nach seiner Maschinenpistole. Er wußte zwar, daß er dem Dämon damit nichts anhaben konnte, aber die Waffe vermochte doch ein bißchen von seiner Angst zu neutralisieren.
»Warum versteckt er sich?« fragte Kent Cates.
»Weil er so häßlich ist«, sagte Bradley und lachte.
»Er versteckt sich nicht. Er liegt auf der Lauer«, stellte Abdul richtig.
Noah Rennie gab mehr Gas. Seine Augen waren ständig auf der Suche. Jetzt kamen ihm Zweifel, ob es richtig gewesen war, stur diesen Weg einzuschlagen.
Aber er hatte Abdul beweisen wollen, daß er keine Angst vor irgendwelchen Ungeheuern hatte.
Doch nun…
Was war das für ein unangenehmes Gefühl in seiner Brust? War das nicht doch unterschwellige Angst?
Ein Stein!
Noah Rennie sah ihn fast zu spät. Er konnte gerade noch den Wagen verreißen und verhindern, daß sie mit großer Wucht dagegenkrachten. Es hätte eine Panne geben können.
Dadurch, daß der Geländewagen einen Haken schlug, wäre Abdul beinahe hinausgefallen. Erschrocken hielt er sich am Armaturenbrett fest. Die Reifen buddelten sich sofort tief in den Sand ein.
Das Fahrzeug sackte nach unten und saß Augenblicke später mit dem gesamten Fahrgestell auf.
»Shit!« zischte Noah Rennie.
Schweißtröpfchen traten ihm auf die Stirn. Er versuchte, den Wagen sofort wieder flottzukriegen.
Retourgang.
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