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0113 - Die Wunderblume von Utik

Titel: 0113 - Die Wunderblume von Utik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gleichen Augenblick öffnete sich die Tür.
    Sie waren zu fünft, und derjenige, der gesprochen hatte, war Argagäl, der älteste unter den Priestern vierten Grades auf Utik.
    Vor der Tür stellten sie sich in einer Reihe auf und machten zu Kalal hin, der sich von seinem bequemen Sessel nicht erhoben hatte, die vorgeschriebene Verbeugung.
    „Nun, was führt euch zu mir, meine Freunde?" fragte Kalal, diesmal die Worte aussprechend, anstatt sie nur zu denken, mit gleichmütig klingender Stimme.
    „Wir bitten dich, ehrwürdiger Herr", antwortete Argagäl, „den Vorsitz der Hauptversammlung zu übernehmen, die schon einberufen worden ist." Kalal erschrak.
    Sie hatten eine Hauptversammlung einberufen. Es gab nur zwei Möglichkeiten, wie eine solche Versammlung zustande kommen konnte. Entweder der Hohepriester, also ein Priester zweiten Grades, rief sie zusammen - oder die Gesamtheit aller anderen Priester niedrigen Grades, die sich im Tempelkomplex befanden.
    Entschied sich nur einer von ihnen gegen die Einberufung der Versammlung, dann kam keine Versammlung zustande. Waren aber alle dafür, dann brauchte nicht einmal der Hohepriester gefragt zu werden. Die Versammlung tagte dann, ob mit oder ohne Zustimmung des Tempelvorstandes.
    Kalal erinnerte sich nicht, jemals eine Hauptversammlung erlebt zu haben, die auf die letztere Weise zustande gekommen war. Es mußten unerhört wichtige Dinge geschehen, bevor die Priester und Unterpriester eines Tempels sich zu einem solchen Schritt aufrafften. Und selbst dann baten sie gewöhnlich den Vorstand noch um seine Zustimmung.
    Das hatte Argagäl nicht getan. Die Versammlung würde tagen - und Kalal war nicht gefragt worden. Kalal wußte, was das bedeutete. Er stand auf.
    „Wir wollen keine Zeit verlieren", sagte er, jetzt, nachdem er den ersten Schreck überwunden hatte, wieder mit ruhiger, freundlicher Stimme.
    Argagäl und seine Begleiter wandten sich wieder um und gingen hinaus. Sie führten Kalal durch den breiten Hauptgang der Tempelpyramide bis zum großen Versammlungssaal.
    Dort begab sich Kalal ohne Zögern an den Platz am oberen Ende des großen Tisches, den Platz des Vorsitzenden, der ihm gebührte. Er überflog die Reihen seiner Untergebenen, die aufmerksam hinter ihren Sesseln standen und ihn ansahen. Er erkannte, daß sie alle gekommen waren. Nur diejenigen fehlten, die im Einsatz waren.
    „Es ist eine Hauptversammlung einberufen worden", erklärte Kalal mit spröder Stimme. „Man gebe mir bekannt, wer diese Einberufung veranlaßt hat und welches der Grund dafür ist."
    Mit diesen Worten galt die Versammlung als eröffnet. Die Priester ließen sich auf ihren Sesseln nieder. Nur einer blieb stehen, Argagäl.
    „Ich habe den Antrag gestellt, ehrwürdiger Herr", entgegnete er ruhig. „Der Grund dafür ist die außergewöhnlich gefährliche Lage, in die unser Tempel auf Utik geraten ist. Und zwar rührt die Gefahr von dem fremden Gerät her, ehrwürdiger Herr, das du auf der Brust trägst."
    Da war die Anklage heraus. Kalal erkannte seine Chance sofort.
    Es wunderte ihn, daß Argagäl gerade seinen ersten und wichtigsten Satz nicht klüger formuliert hatte. Wenn er so weitermachte, würde die Hauptversammlung mit der endgültigen Niederlage für ihn enden.
    Argagäl setzte sich. Kalal als Vorsitzender hatte es nicht nötig, sich zu erheben, als er antwortete: „Ich bin mir selbst der Gefahr bewußt, die das fremde Gerät bedeutet, Aber selbst wenn eine Möglichkeit bestünde, es zu entfernen, dürfte ich es nicht tun; denn ich habe es vom Hohen Baalol selbst erhalten."
    Er sah in die Runde und war nicht besonders zufrieden mit dem, was er da beobachtete., daß der Aktivator aus den Händen des Hohen Baalol kam, hatte er bis jetzt noch niemand gegenüber zugegeben. Er war sicher gewesen, daß seine Erwiderung alle Bedenken darüber, daß das Gerät an seinem Platz bleiben und weder ihm noch seinem Träger etwas angetan werden dürfe, zerstreuen werde.
    Das war jedoch offensichtlich nicht der Fall. Die Priester und Unterpriester sahen ihn nach wie vor unfreundlich an. Kalals Erklärung beeindruckte sie nicht. „Gestatte mir, ehrwürdiger Herr", begann Argagäl von neuem und erhob sich dabei, „daß ich eine Vermutung ausspreche." -" Kalal nickte ihm zu. „Der Hohe Baalol, unser allerehrwürdigster Herr, hat dir das Gerät gewiß gegeben, damit es einen ganz bestimmten Zweck erfülle. Diesen Zweck kann es offenbar jedoch, vielleicht wegen eines

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