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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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Regel gehen?« fragte ich zurück.
    Mister High lachte.
    »Na gut, Jerry. Ich bestreite ja gar nicht, daß Sie recht haben können. Vernehmen Sie ihn! Ich lasse Ihnen freie Hand wie immer.«
    »Danke, Chef«, sagte ich und stand auf.
    »Sobald ihr selbst der Überzeugung seid, daß nun das Dringendste getan sei, meldet ihr euch unten ab! Vierundzwanzig Stunden Urlaub zum Nachschlafen sind bewilligt.«
    Wir dankten ihm und verließen sein Zimmer. Im Flur wurden wir uns darüber einig, daß wir den Chinesen doch nicht in unserem Office, sondern lieber in einem offiziellen Vernehmungsraum verhören wollten. Ein Office strahlt immer noch etwas von Behaglichkeit aus, wenn es nur die etwas kahle Behaglichkeit eines Raumes ist, von dem man sieht, daß täglich darin gearbeitet wird. Ein Vernehmungsraum dagegen ist viel kälter. Die Wände sind weißgekalkt, es gibt keine Bilder, keine Vorhänge und überhaupt nichts Überflüssiges in einem solchen Raum: ein Schreibtisch, ein Telefon, ein Tonbandgerät, drei, vier Stühle und zwei Standscheinwerfer, die man auf die Person richtet, die verhört werden soll. Es sind keine Folterinstrumente, diese Scheinwerfer. Man braucht sie nur, um das Gesicht des Vernommenen genau beobachten zu können.
    Wir suchten uns ein freies Vernehmungszimmer und riefen über das Haustelefon den Zellentrakt im Keller an, nachdem wir die beiden Scheinwerfer auf den Stuhl gerichtet halten, auf dem wir den Chinesen placieren wollten. Alle anderen Lampen waren ausgeschaltet.
    Es dauerte nur ein paar Minuten, dann klopfte es an die Tür.
    »Come in!« rief Phil.
    Die Tür wurde aufgestoßen. Voran erschien Fen Sa Chu, dann kam ein Kollege, der in dieser Nacht' im Zellentrakt Dienst tat.
    Er erriet sofort unsere Absicht, ohne daß wir etwas zu sagen brauchten. Wortlos dirigierte er den Chinesen zu dem angestrahlten Stuhl und drückte ihn sanft darauf nieder.
    Dann Warf er einen fragenden Blick in unsere Richtung.
    »Okay«, murmelte Phil.
    Der Kollege nickte und verließ das Vernehmungszimmer wieder.
    Stille herrschte. Wir rauchten unsere Zigaretten in gekrümmten Händen, so daß die Glut nicht zu sehen war.
    Vergeblich bemühte sich der Chinese, die vor ihm liegende Dunkelheit zu durchdringen. Sein Gesicht zeigte eine gewisse Verschlagenheit, aber alles in allem machte er keineswegs den Eindruck, als wäre er dazu imstande, eine Rausdigiftbande aufzuziehen und zu führen.
    Zunächst wappnete er sich mit dem Gleichmut des Asiaten. Wenigstens tat er so. Dann räusperte er sich.
    Wir reagierten überhaupt nicht.
    Da er uns überhaupt nicht sehen konnte, wurde er allmählich nervös.
    Schließlich brach er das Schweigen. Damit hatte er praktisch schon die erste Runde verloren, weil er durch seine Frage anzeigte, daß er diese Stille nicht mehr ertragen konnte.
    »Ich möchte gern — hm — eine Zigarette rauchen«, sagte er.
    Es klang ziemlich kläglich.
    Phil reichte ihm eine Zigarette aus der Dunkelheit, in der wir uns befanden, in den hellen Lichtkreis hinein, in dem er saß. Auch das Feuer bekam er, ohne daß irgend etwas gesagt wurde.
    Als er gerade dabei war, den ersten Zug zu machen, sagte ich plötzlich laut und scharf:
    »Eigentlich sollte man ihm die Zigarette aus dem Gesicht schlagen! Er kann Gott danken, daß wir G-men und keine Gangster sind. Aber er soll meine Geduld nicht zu sehr auf die Probe stellen!«
    Nach dem langen Schweigen wirkte die Schärfe meiner Worte doppelt, genau wie ich es mir gedacht hatte. Fen Sa Chu fuhr zusammen und stierte ängstlich in die Richtung, aus der meine Stimme gekommen war.
    »Vielleicht ist er vernünftig und packt aus«, murmelte Phil begütigend in der Finsternis. »Wir wollen es erst einmal im Guten mit ihm versuchen, Jerry.«
    »Ich würde am liebsten andere Töne anschlagen«, knurrte ich.
    Dann schwiegen wir erst einmal wieder. Wir hatten uns diese Taktik nicht vorher ausdrücklich festgelegt. Bei Phil und mir sind nur in den seltensten Fällen Absprachen nötig, Meistens lassen wir die Situation sich entwickeln. Wir sind so aufeinander eingespielt, daß jeder des anderen sicher sein kann.
    Plötzlich schlug das Telefon an. Ich tastete im Dunkeln nach dem Hörer und murmelte leise:
    »Ja? Was ist los?«
    »Jerry?«
    »Am Apparat.«
    »Gott sei Dank, daß ich dich endlich finde. Hier ist Rock. Sag mal, Jerry, du vernimmst doch sicher den Besitzer der Bude, was?«
    »Wir sind gerade dabei.«
    »Dann frage ihn doch mal, was ein Speiserestaurant monatlich

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