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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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seiner hohen, heiseren Stimme, »sei willkommen in meiner unwürdigen Hütte und nimm vorlieb mit dem wenigen, das dir dein untertäniger Knecht bieten kann. Was kann ich dir bieten?« fügte er grinsend hinzu.
    »Ich möchte mein Aussehen ein wenig verändern«, entgegnete Li Yu Tang gelassen.
    Der Alte grinste wieder.
    »Hast du dich in der Nacht verborgen, Li Yu Tang?«
    »Warum?«
    »Die Polizei hat euer Lokal gesperrt. Alle Angestellten sind von der Polizei festgenommen worden.«
    »Wem erzählst du das, du Dummkopf?« erwiderte das Mädchen ungerührt. »Ich bin ihnen in letzter Minute noch entkommen.«
    »Deine Weisheit übersteigt sogar die der Polizei, das ist bewunderswert«, murmelte der Alte anerkennend »Willst du diesen unwürdigen Raum durch deine Gegenwart ehren?«
    Er deutete auf eine dunkle Tür in der linken Wand des Hausflurs.
    Li Yu Tang ging schweigend hinein, als ihr der Alte die Tür geöffnet hatte. Sie betrat ein fast völlig kahles Gemach, in dem es nichts weiter gab als eine Art Couch, über die eine kostbare chinesische Decke ausgebreitet war.
    »Würdest du mir deine Wünsche genauer mitteilen, Li Yu Tang?« bat der Alte.
    »Gern. Ich möchte wie sechzig Jahre oder noch älter aussehen. Chinesin bleiben, chinesische Gewänder tragen und einen gültigen Paß für mein neues Aussehen haben.«
    Der Alte schlug die Hände zusammen.
    »Li Yu Tang, dein Wunsch versetzt mich in Not. Wie soll ich alles das für dich tun können? Ich müßte ein Zauberer sein, wenn ich es vermöchte.«
    Li Yu Tang lächelte.
    »Gib dir keine Mühe, du alter Heuchler. Hier sind sechshundert Dollar. Ich denke, daß du noch nie so gut bezahlt worden bist.«
    Sie hatte sich die Summe vorher zurechtgelegt, so daß sie ihr Geldköfferchen nicht dafür zu öffnen brauchte. Daß es nicht ratsam war, dem Alten den Inhalt des Köfferchens zu zeigen, wußte sie nur zu genau.
    Der Alte zählte geduldig die Geldscheine nach. Als er sich davon überzeugt hatte, daß es tatsächlich sechshundert Dollar waren, versuchte er, durch Feilsdien noch ein paar Banknoten hinzuzuhandeln.
    »Gib mir mein Geld wieder«, sagte Li Yu Tang. »Ich kenne andere Leute, die es für diese Summe zweimal tun würden. Komm, ich bin zu müde, um mich mit dir zu streiten.«
    Der Alte zog ängstlich seine Hand mit dem Geld zurück. Er versidierte, daß er sie zur vollsten Zufriedenheit bedienen werde. Er klatschte ein paarmal in die Hände und gab einer Dienerin schnelle Befehle, die unverzüglich ausgeführt wurden.
    Die ganze Prozedur dauerte fast zwei Stunden. Als sich Li Yu Tang danach im Spiegel betrachtete, war sie zufrieden. Ihre Haare waren silbergrau, ihr Gesicht faltenreich und schlaff, und wenn sie sich nur noch ein bißchen körperlich auf diese Rolle einstellte, konnte sie eigentlich niemand erkennen.
    Zufrieden trippelte sie gebückt und gebrechlich durch die Straßen, bis sie einen Taxistand aufgetrieben hatte. Nachdem sie sich über die Zeit orientiert hatte, ließ sie sich hinaus zum Flugplatz fahren.
    Als sie die Halle betrat, stieß sie mit einem jungen Mann zusammen, der sich höflich entschuldigte. Li Yu Tang sah ihn nur kurz, aber mit der ihr eigenen Gedächtnisschärfe prägte sich ihr sein Gesicht ein…
    ***
    Wir setzten uns mit Rock zusammen in unser Office. Er brachte einen Stapel Bücher, Akten und Papiere mit.
    »Willst du dich zum Archivar ausbilden?« fragte Phil scherzend.
    Rock grinste.
    »Du kennst doch die moderne Leidenschaft, Phil. Jede Zivilisation besteht darin, daß sie alles aufschreiben läßt, angefangen vom Preis eines Paketes Waschpulver bis zum bedeutendsten Staatsvertrag. W arum sollte eine Opiumhöhle ohne Papierkrieg auskommen?«
    Er setzte sich, zündete sich eine Zigarette an und fuhr fort:
    »Ich habe die Papiere einer flüchtigen Durchsicht unterzogen. Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen, die wir uns meines Erachtens genauer vornehmen sollten.«
    »Und zwar?« fragte ich.
    »Zunächst einmal die etwas seltsame Tatsache, daß alle Bücher mit einem chinesischen Zeichen unterschrieben und abgeschlossen sind. Ich habe unseren chinesischen Schriftsachverständigen von der Columbia-Universität aus dem Schlaf trommeln lassen. Er sagt, diese Zeichen seien ein Name. Li Yu Tang würden wir es etwa aussprechen. Es handle sich dabei um einen weiblichen Namen.«
    »Vielleicht hat Fen Sa Chu eine Sekretärin gehabt?« warf Phil ein. Rock nickte.
    »Hat er! Ich habe sofort ein paar von den Chinesen, die bei Fen

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