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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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machten wir uns aus purer Langeweile zu Fuß auf den Rückweg zu unserem Hotel.
    Es mag elf oder zwölf Uhr mittags gewesen sein, als wir dort ankamen. Wir näherten uns von der gegenüberliegenden Straßenseite. Gerade, als wir die Fahrbahn überqueren wollten, schoß plötzlich eine schwere Limousine auf uns zu.
    Ich blickte blitzschnell nach rechts und links.
    Rechts stand ein Lastwagen, der abgeladen wurde. Von links kam der Wagen. Ich riß Phil am Rockkragen zurück und schleuderte ihn unter den Lastwagen, während ich mit einem wahren Panthersatz von hinten auf die Ladefläche sprang.
    Ich dachte, ich hätte mir sämtliche Rippen gebrochen, als ich auf die Kante des Lastwagens aufschlug, aber ich stieß mich trotzdem noch mit den Füßen hoch und rollte hinein.
    Natürlich ging alles viel schneller, als man es beschreiben kann. Phil flog, ich sprang, Reifen quietschten — und schon war der ganze Spuk vorüber.
    Ich kletterte vom Wagen herunter und betastete meine schmerzenden Rippen. Auch Phil kam unter dem Lastwagen hervorgekrochen und überprüfte seinen Körperbau.
    »Der Kerl muß total verrückt gewesen sein!« schimpfte Phil. »Rast der Idiot mit fünfzig Meilen durch diese Straße! Ich wollte, wir hätten ihn jetzt hier.«
    Ich holte meine Zigaretten aus der Hosentasche und hielt sie ihm hin. Wir bedienten uns beide, und als Phil den ersten Rauch ausstieß, grinste er. »Danke Jerry.«
    Ich winkte ab.
    »Du konntest den Schlitten ja nicht sehen, weil ich dazwischen war. Hoffentlich habe ich dich nicht allzu unsanft unter den Wagen befördert.«
    »Es reichte gerade zum Überleben«, sagte Phil. »Was für ein Schlitten war es denn? Es ging alles so schnell, daß ich ihn gar nicht sah.«
    »Eine schwere Limousine. Ich habe den Typ nicht erkannt. Ein amerikanischer Wagen war es jedenfalls nicht. Vielleicht ein englisches Fabrikat, aber da kenne ich mich nicht sonderlich gut aus.«
    »Ein Glück, daß der Verrückte gerade kam, als wir über die Straße wollten«, meinte Phil und klopfte sich den Staub von der Hose. »Jemand, der nicht so an schnelles Reagieren gewöhnt ist wie wir, hätte dieses Abenteuer nicht überstanden, mein Lieber.«
    Ich trat nachdenklich meine Zigarette aus. Ohne Phil anzusehen, sagte ich:
    »Ich glaube nicht daran, daß es Zufall war, Phil.«
    Er hob ruckartig den Kopf.
    »Du meinst…?« fragte er tonlos.
    Ich nickte.
    »Ja. Die Sache ist absichtlich eingefädelt worden. Wir sollten unter den Rädern bleiben, Phil.«
    Einen Augenblick lang hatte Phil noch eine sehr ernste Meine, dann grinste er auf einmal breit, rieb sich die Hände und brummte fröhlich:
    »Großartig! Die Gegenseite geht zum Angriff über! Nur zu! Wer angreifen will, muß aus seinem Versteck herauskommen…«
    ***
    Li Yu Tang war nach ihrem Besuch bei Chin Tse mit einem Taxi abgefahren. Beim Einsteigen hatte sie deutlich den Namen eines mittleren Hotels genannt. Sie hatte absichtlich so laut gesprochen, daß Chin Tses neugierige Sekretärin, die in der offenen Haustür stand, den Namen des Hotels hatte hören müssen.
    Kaum aber war das Taxi hinter der nächsten Straßenecke verschwunden, da beugte sich Li Yu Tang vor, klopfte an die Scheibe, die den Fahrer von den Plätzen seiner Fahrgäste trennte, und rief:
    »Fahren Sie nicht zu dem Hotel! Setzen Sie mich am Queens Platz ab!«
    Der Fahrer nickte.
    Li Yu Tang drehte sich um und beobachtete durch das Rückfenster die Straße. Nach sechs Kreuzungen war sie sicher, daß sie nicht verfolgt wurden. Beruhigt stieg sie am Queens Platz aus, zahlte und ging in ein kleines Lokal, wo sie sich eine Tasse Tee und ein wenig Gebäck servieren ließ.
    Nachdem sie eine Münze auf den Teller gelegt hatte, suchte sie die nach rückwärts gelegenen Toiletten auf. Nach einer flüchtigen Betrachtung des Geländes, die sie vom Fenster der Toilette aus vornahm, entschied sie sich für einen anderen Weg zum Verlassen des Lokals.
    Kurzerhand kletterte sie gewandt wie ein geübter Turner, zum Fenster hinaus, lief rasch über den engen, mit Gerümpel überladenen Hof und tauchte in einem dunklen Hausflur unter, der sie auf eine Parallelstraße und dann zum Lokal brachte.
    Sie ging vier Häuserblocks weit, bis sie auf einen Rikscha-Stand stieß. Von da ließ sie sich zum Taxistand vor dem Bahnhof fahren. Mit einem Auto fuhr sie fast den gleichen Weg wieder zurück bis in eine winzige Gasse.
    Erst nachdem der Wagen wieder aus Sicht war, ging sie weiter in die Gasse hinein. Eine hohe

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