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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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auf, duschten und zogen uns an, um essen zu gehen. Gerade als wir das Zimmer verlassen wollten, klingelte das Zimmertelefon.
    Da Phil dem Gerät näher war als ich, hob er ab.
    »Decker«, hörte ich ihn sagen.
    Dann folgte eine Weile Schweigen. Schließlich fragte Phil:
    »Wie war der Name?«
    Er nickte und wandte sich mir zu.
    »Jerry, unten in der Halle sitzt eine Dame namens Tschen Fu. Sie möchte uns sprechen. Kennst du sie?«
    »Nie gehört«, sagte ich. »Kennst du sie nicht?«
    Er zuckte die Achseln.
    »No. Es sei denn, daß es sich um die Großtante handelt, die unserer Familie vor dreißig Jahren abhanden kam. Aber die hieß anders, wenn ich mich nicht erinnere.--Hallo, Mister Portier, hören Sie noch?«
    Er schwieg und fragte dann:
    »Was will denn diese Dame von uns? --Das sagt sie nicht? Sie will nur mit uns sprechen? Im Aufträge von Chin Tse? Ah, das ist etwas anderes. Sagen Sie ihr, wir kämen sofort hinab.« Er legte den Hörer auf und grinste: »Der zweite Angriff wird eingeleitet, Jerry.«
    »Nur zu«, erwiderte ich, während ich das Licht ausschaltete. »Ich bin bereit.«
    »Ich auch«, sagte Phil. »Aber lieber würde ich das Nachtleben in Hongkong studieren. Chin Tse hätte auch noch bis morgen warten können, bevor er uns umbringen läßt. Es gibt keine Rücksicht mehr unter den Menschen. Da ist man nun zum ersten Male in Hongkong, und dann darf man nicht einmal ein bißchen bummeln gehen.« Er stellte noch weitere trübsinnige Betrachtungen an und schwieg erst, als wir im Erdgeschoß angekommen waren.
    Wir sahen uns in der Halle um. In einem Sessel bei einer großen Topfpalme saß Chin Tses Sekretärin.
    Phil knallte mir heimlich den Ellenbogen in die Rippen.
    »Die hat sich aber entwickelt, seit wir sie das letzte Mal sahen!« raunte er.
    Seit diesem Zeitpunkt waren noch keine vierundzwanzig Stunden vergangen, aber er hatte trotzdem recht. Die Sekretärin trug ein abendkleidähnliches Gewand aus grüner Seide, das hauteng gearbeitet war. Der Ausschnitt hielt sich in bürgerlichen Grenzen. Das Make-up war vorzüglich.
    Als wir erschienen, erhob sie sich und ging uns mit wiegenden Schritten entgegen.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie unangemeldet störe«, sagte sie in einem einwandfreien Englisch. »Mister Chin Tse bittet Sie, heute abend seine Gäste zu sein. Leider kann er sowohl seines Alters als auch anderer Pflichten wegen Sie nicht selbst mit den abendlichen Sehenswürdigkeiten von Hongkong bekannt machen, aber er hat mich mit seiner Vertretung beauftragt. Ich hoffe, daß es den Gentlemen angenehm ist.«
    Gegen eine so formvollendete Einladung war nichts zu sagen. Phil küßte ihr die Hand. Mit blieb die Luft weg, als ich es sah.
    »Haben Sie schon zu Abend gegessen?« erkundigte sich Tschen Fu.
    »No, noch nicht«, sagte ich.
    »Dann würden Sie mir eine hohe Ehre erweisen, wenn Sie die Mahlzeit in meinem kleinen Hause einnehmen wollten. Ich habe einen der besten Köche von ganz Hongkong. Darf ich bitten?«
    Sie wandte sich der Hoteltür zu.
    Nett, wie sie das macht, dachte ich. Sie gibt uns gleich gar keine Möglichkeit, ihre Einladung abzulehnen.
    »Ich werde ein Taxi rufen lassen«, chlug Phil vor.
    Sie hielt ihn am Arm zurück.
    »Nicht nötig«, sagte sie hastig. »Der Wagen von Mister Chin Tse steht vor der Tür.«
    Ich grinste unwillkürlich, hatte aber len Kopf in eine andere Richtung gewandt, damit sie es nicht sah.
    Selbstverständlich hatte man für 'inen Wagen gesorgt. Ein Taxifahrer hätte sich später ja vielleicht besinnen können, daß er die beiden Amerikaner mit einer jungen Dame abgeholt hatte. Und solche Hinweise sind der Polizei immer nützlich.
    Wir verließen das Hotel. Phil kümmerte sich derart intensiv um Tschen Fu, daß ich mich ein bißchen überflüssig fühlte. Wären wir in New York und nicht in eine Rauschgiftsache verwickelt gewesen, hätte ich mich taktvoll zurückgezogen. Aber ich konnte ja den Plan des alten Chinesen, uns beide von dem schönen Köder Tschen Fu in die Falle locken zu lassen, nicht dadurch zunichte machen, daß ich plötzlich den taktvollen Freund mimte und meinen Hals aus der Schlinge zog.
    Der Wagen war eine große Limousine europäischer Bauart. Beim Einsteigen kniff Phil plötzlich ein Auge ein und deutete schnell auf das Auto. Ich zuckte die Achseln. Es konnte der Wagen gewesen sein, der uns am Vormittag beinahe überfahren hätte. Aber wer sollte das beweisen? Es war alles so schnell gegangen, daß ich weder den Wagen noch das

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