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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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Mauer lief auf der einen Seite der Gasse entlang. Mitten darin befand sich eine kleine Metalltür.
    Li Yu Tang klopfte viermal dagegen.
    Sofort wurde die Tür von einem Chinesen geöffnet, den man mit einiger Wahrscheinlichkeit auf neunzig Jahre schätzen durfte. Er verbeugte sich vor dem jungen Mädchen, ohne ein Wort zu sagen.
    Li Yu Tang befand sich im Hof des Polizeipräsidiums. Ein paar Minuten später stand sie im Vorzimmer des stellvertretenden Polizeipräsidenten. Sir Greene war einer jener alten englischen Kolonialoffiziere, die als Soldaten von bewundernswerter Tapferkeit sind, als Verwaltungsbeamte aber gleichzeitig die hohe Schule englischer Höflichkeit vorexerzieren und stets Gentleman bleiben. »Selbst wenn sie zwei Minuten vor dem Hungertode stehen, bedauern sie noch, daß sie sich nicht rasieren konnten«, schrieb ein englischer Journalist, der es wissen mußte.
    Als Li Yu Tang sein Zimmer betrat, erhob er sich, ging der jungen Dame artig entgegen und geleitete sie zu einem bequemen Sessel, den er ihr liebenswürdig zurechtrückte.
    »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten lassen, Miß Yu Tang?« erkundigte er sich aufmerksam.
    Das Mädchen schüttelte den Kopf.
    »No, danke.«
    Sir Greene hatte sich wieder hinter seinen Schreibtisch gesetzt und musterte die junge Chinesin.
    »Ich bin überrascht«, gestand er, »Sie in Hongkong zu sehen.«
    Li Yu Tang zuckte die Achseln.
    »Ich hielt es für richtig. Fen Sa Chu hat ausgespielt. Das FBI hat sein Nest ausgehoben und ihn mit allen seinen Kreaturen verhaftet.«
    »Unsere amerikanischen Kollegen sind also nicht weniger schnell auf seine Spur gekommen als wir«, stellte Sir Greene erfreut fest. »Um so besser. Wir haben zwar die Interpol. Aber manchmal ist es doch recht umständlich, wenn man sie einschalten muß.«
    »Fen Sa Chu hat ausgespielt«, wiederholte Li Yu Tang sinnend. »Aber das bedeutet gar nichts, denn er ist nicht der Chef der Bande, sondern nur eines ihrer Glieder. Wie viele Opiumhöhlen sonst noch von der dieser Organisation kontrolliert werden, weiß man nicht. Ich habe zwei Spuren bei Fen Sa Chu aufnehmen können, von denen eine mit Sicherheit zum Chef führen müßte. Ich weiß nur nicht, wie ich diese Spuren weiterverfolgen soll.«
    »Um was für Spuren handelt es sich?«
    »Chin Tse ist Nummer eins. Er lieferte das Opium nach drüben.«
    »Chin Tse?«
    »Chinese Export Company, Inhaber Chin Tse, 122, West Bay Road.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Vergessen Sie nicht, daß ich ein paar Monate lang das volle Vertrauen von Fen Sa Chu genoß.Es war nicht schwierig, dahinter zu kommen. Monatlich bezog Fen Sa Chu dreißig Kilo Tee. Da ich seine Bücher führte, konnte ich leicht feststellen, daß er aber eigentlich nur dreizehn Kilo gebraucht hätte. Damit war der Rest klar. Er bezieht diese Teemenge nur, weil er mit ihr das Opium bekommt. Der Opiumpreis wird eben so kalkuliert, daß der überflüssige Tee sich einigermaßen mit bezahlt macht. Außerdem kann man den überschüssigen Tee später immer einmal wieder verkaufen.«
    Sir Greene hatte aufmerksam zugehört. Jetzt drückte er auf die Taste seines Vorzimmersprechgerätes und sagte: »Ich lasse Major Curring bitten, zu mir zu kommen. Er soll die Unterlagen der Opiumfälle mitbringen.«
    »Bitte, fahren Sie nur fort«, sagte er dann zu Li Yu Tang.
    »Die zweite Spur endet vorläufig noch beim Hauptpostamt in New York«, sagte das Mädchen.
    »Beim Hauptpostamt.«
    »Ja. Fen Sa Chu zahlte jeden Monat einen nicht namentlich ausgefüllten Scheck an eine Chiffre beim Hauptpostamt.«
    »Könnte dieser Empfänger der Chef sein?«
    Das Mädchen nickte eifrig:
    »O ja! Das nehme ich an. Nur nützt es uns nicht viel, solange wir nicht wissen, wer unter dieser Chiffre Post abholt.«
    Sir Greene lächelte.
    »Das wird nicht sehr schwierig festzustellen sein. Miß Yu Tang, ich darf Ihnen ein Kompliment machen: Sie sind die beste Agentin, die je für uns gearbeitet hat!«
    ***
    Der Nachmittag war so heiß, daß wir es vorzogen, unser Hotel nicht zu verlassen. Zwar gab es keine Klimaanlage, die das Leben erträglicher gemacht hätte, aber ein großer Ventilator hielt wenigstens die Luft in Bewegung.
    Wir lagen in Unterkleidung auf den beiden Betten und schliefen. Ein G-man findet selten Zeit, auf Vorrat schlafen zu können. Wenn er einmal die Gelegenheit dazu hat, wird er es ausnützen. Sowohl Phil als auch ich können zu jeder Tages- und Nachtzeit schlafen.
    Abends gegen acht Uhr standen wir

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